Light & Darkness
meine Schwester nicht mag.« Ein ehrliches Grinsen breitete sich auf Judes Gesicht aus. »Erinnerst du dich noch daran, als du gesagt hast, du möchtest Lights Blut trinken und Kane auf dich losgegangen ist?«
»Er hat es dir erzählt?«
Jude reichte Dante ein paar Bücher. »Ja, als ich im Krankenhaus war. Er hasst dich dafür noch heute. In deiner ersten Nacht hier konnte ich Kane nur mit Mühe davon abhalten, in dem Badezimmer zwischen euren Zimmern zu übernachten.«
»Wieso hast du ihn aufgehalten?« Dante nahm den letzten Bücherstapel von Judes Bett und schob ihn in das Regal.
»Light hätte ihn dafür gehasst.« Jude beäugte den Schrank. »Perfekt, aber die Bücher hätte ich selbst einräumen können, schließlich habe ich sie auch selbst ausgeräumt.«
Dante machte eine wegwischende Handbewegung. »Light würde mich köpfen, wenn sie hört, dass ich dir dein Regal verschiebe, dir aber nicht beim Einräumen helfe.«
Jude lachte. »Sie hat wirklich großen Einfluss auf dich, nicht wahr?«
Verlegen spähte Dante zur Seite. »Ja, hat sie.« Seine Stimme war nur ein Flüstern. »Mehr als sie ahnt.«
Wütend funkelte Light die Tür an, die hinter Dante ins Schloss gefallen war. Tränen der Frustration brannten in ihren Augen, aber sie wollte nicht weinen. Nicht wegen diesem sinnlosen Streit. Wieso musste ausgerechnet er ihr vorwerfen, dass sie heute – dem Tag, nachdem sie den Brief von Mr Bennet bekommen hatte – nicht in die Schule gegangen war? Gerade er musste doch verstehen, wie sie sich fühlte.
Seit sie das Einladungsschreiben für die Revision erhalten hatte, keimte Übelkeit in ihr auf. Ein beißendes Gefühl, das sie nicht genauer definieren konnte, lag schwer in ihrem Magen. Sie wollte nichts essen oder trinken. Alles, was sie wollte war die Revision so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. Nicht, weil sie Dante nicht bei sich haben wollte – ganz im Gegenteil – sie wollte, dass es schnell vorbei war, um dem Warten – der Qual – ein Ende zu bereiten.
Natürlich hatte sie das »Was wäre wenn«-Spiel mit Dante gespielt: Was wäre, wenn sie und Dante nach der Revision in Kontakt bleiben würden? Was wäre, wenn sie eine Beziehung führen würden? Was wäre, wenn Dante sie auch liebt? Würde es funktionieren? Light war sich dessen nicht sicher und im Anbetracht der Fernbeziehungen, die ihre Tante Vanessa geführt hatte, bestand nur wenig Hoffnung. Eigentlich konnte sie es sich auch nicht vorstellen Dante nur alle paar Wochen zu sehen und dann auch nur für kurze Zeit, schließlich musste sie noch drei Jahre lang die Schule besuchen. Ein klarer Schnitt war besser, zumindest wollte sie das glauben.
Unangekündigt schob ihre Mum die Tür auf. »Darf ich rein kommen?«
»Du bist schon drinnen«, sagte Light und zog die Bettdecke bis unter ihr Kinn. Der ernsthafte Ausdruck im Gesicht ihrer Mum ließ nichts Gutes vermuten. Mit dem Handrücken wischte Light sich über die Augen. »Was gibt's?«
»Ich wollte mit dir über etwas reden.«
Der Knoten in Lights Magen wuchs zu einem Geschwür. Sofort war die Szene in ihrem Kopf, wie ihre Mum sie und Dante einige Tage zuvor gemeinsam in einem Bett erwischt hatte. Sie hatte mit Folgen gedroht, nun war es soweit. »Worüber?«
»Du weißt worüber.« Der Schatten eines Lächelns schlängelte sich über ihr Gesicht. Light wagte es nicht, ihre Vermutung auszusprechen. »Es geht um Dante«, seufzte sie. »Ich habe gesehen, wie ihr nebeneinander im Bett gelegen habt. Ich hoffe du weißt, wie unangemessen dieses Verhalten ist.«
Light nickte. »Es war nur eine Ausnahme, weil Jude –«
»Light, ich möchte deine Ausreden nicht hören«, sagte ihre Mum unerwartet streng. »Glaubst du wirklich, ich hätte nicht bemerkt, dass Dante jede Nacht in deinem Bett schläft?« Schuldbewusst senkte Light ihren Blick. »Ich weiß es seit dem ersten Abend. Zuerst dachte ich, es wäre nur eine Art Scherz, womöglich ein Ritual unter euch jungen Leuten. Ich war so naiv und ich habe dir vertraut.« Sie lachte bitter auf und es war zu hören, wie sehr die Worte sie schmerzten. »Doch dann wurde mir klar, dass es etwas Ernstes ist.«
Light wusste nicht, was sie sagen sollte. Mit unnachgiebigem Blick wartete ihre Mum auf ihre Erklärung. »In der ersten Nacht kam Dante in mein Bett in der Hoffnung, man würde uns erwischen und ich würde meinen Job als Delegierte verlieren«, flüsterte Light. »Am Anfang hat es mich gestört, aber ich wollte Dante auch nicht
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