Light & Darkness
verraten. Ich wollte mir beweisen, dass ich mit diesem störrischen Dämon zurechtkomme. Und irgendwann«, Light zuckte mit den Schultern, »hat es mich nicht mehr gestört, dass er neben mir liegt. Nachdem wir von den Impia angegriffen wurden, wollte Dante damit aufhören. Er wollte in seinem Bett schlafen, um meine Position als Delegierte nicht länger zu gefährden, doch ich konnte ohne ihn nicht einschlafen. Das Bett erschien mir zu groß und ich vermisste das Geräusch seiner Atemzüge. Du musst mir glauben, zwischen mir und Dante –« Light brachte es nicht über sich, die Worte auszusprechen. Flehend sah sie ihre Mum an und erkannte, dass ihr unnachgiebiger Blick verschwunden war. Verständnisvoll blickte sie nun auf ihre Tochter.
»Liebling«, seufzte ihre Mum und umarmte sie. »Ich wollte dir und Dante nichts unterstellen. Ich wollte dich nur warnen. Deine Gedanken sind unschuldig, aber Dante ist ein Mann, älter als du und ein Dämon und womöglich sind seine Gedanken nicht so rein.« Sie umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen. »Aber du musst mir versprechen, dass das nie wieder passiert, verstanden? Ich werde dein unangemessenes Verhalten für mich behalten, denn ich weiß, wie sehr du deinen Job liebst. Es wäre eine Schande, eine so aufopferungsvolle Delegierte zu verlieren, nur weil ein Junge ihr den Kopf verdreht.«
»Danke, Mum.«
»Mach dir keine Sorgen, nur noch ein paar Tage, dann ist es überstanden«, sagte ihre Mum mit einem Lächeln, das jeden bösen Geist hätte vertreiben können. Und Light zwang sich, dieses Lächeln zu erwidern, doch es kostete sie viel Kraft. Sie wollte nicht, dass die Tage vorübergingen. Sie wünschte sich nichts Sehnlicheres, als die Zeit mit Dante einzufrieren, um für immer daran festhalten zu können.
Sie wusste, Dante war nicht perfekt, aber doch perfekt für sie.
23. K apitel
»Delegierte sind verpflichtet, religiöse, kulturelle, magische und traditionelle Rituale ihres paranormalen Bürgers zu würdigen und auf dessen Wunsch hin an diesen – unter Ausschluss der magischen Rituale – teilzunehmen.«
(Buch der Delegation, Artikel 15)
Die Revision war nahe, Weihnachten noch näher und das Chaos der letzten Tage hatte seine Spuren hinterlassen. Kein Fünkchen Weihnachtsstimmung loderte in Light – trotz der vielen Lichterketten, die ihre Mum angebracht hatte und der Weihnachtsmusik, die wie ein penetrantes Summen im Hintergrund lief. Selbst der Duft der frischgebackenen Plätzchen konnte ihr kein Lächeln entlocken.
Unbeeindruckt liefen sie – die Familie und Dante – durch die Baumschule. Doch war von der ehemaligen Pracht kaum mehr etwas vorhanden. Nur ein paar wenige, kahle Tannen säumten den Weg und die vergilbten Nadeln einiger bereits gefällter Exemplare rieselten bei der kleinsten Berührung zu Boden.
»Wir sollten dieses Jahr auf den Baum verzichten«, sagte ihr Dad. Er musterte eines der schöneren Exemplare und seufzte. »Diese Bäume sind entweder hässlich oder klein. Wieso Geld ausgeben?«
»Ryan«, zischte ihre Mum. Sie machte eine nickende Bewegung in Richtung des Verkäufers, der nur wenige Meter entfernt stand und darauf lauerte, seinen letzten Baum für dieses Jahr zu verkaufen. »Wenn wir keinen Baum haben, wo sollen die Geschenke liegen?«
Er zuckte mit der Schulter. »Unter einer Topfpflanze? Ganz ehrlich, Liebling, unsere Kinder sind keine zehn Jahre mehr. Sie brauchen keinen Baum, der interessiert sie doch nicht mehr.«
Light trat einen Schritt zurück. Ihr Dad hätte nichts Schlimmeres sagen können. Nach so vielen Ehejahren sollte er wissen, dass Traditionen und Feiertage seiner Frau alles bedeuteten. Diese verengte die Augen zu Schlitzen und eine Falte bildete sich auf ihrer Stirn. »Die Kinder interessiert es vielleicht nicht«, sagte sie so laut, dass jeder im Umkreis von fünfzig Metern sie hören konnte. »Aber mich interessiert es. Nach allem, was passiert ist, hat diese Familie ein schönes Weihnachtsfest verdient.«
Abwehrend hob ihr Dad die Hände in die Luft. »Kauf dir einen hässlichen Baum. Ich geh mir eine Brezel holen.« Er klappte den Kragen seiner Jacke nach oben und stapfte davon. Seine Schuhe hinterließen schwere Abdrücke im feinen Schnee. Wütend blickte ihre Mum ihm nach. »Wenn noch jemand von euch gehen möchte, dann wäre jetzt der richtige Zeitpunkt,« grollte sie.
Unsicher blickte Light sich um. Jude, Kane und Dante standen hinter ihr, als wäre sie eine Art Schutzmauer. Jude räusperte sich.
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