Light & Darkness
klang weich und auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck von Zärtlichkeit. »Ich wurde dort geboren. Thailändisches Essen fühlt sich wie nach Hause kommen an. Nur nicht ganz so gut, denn niemand kocht besser als meine Großmutter Raylai.«
»Vielleicht kocht sie auch mal für mich«, sagte Light, ohne darüber nachzudenken. Als sie ihren Fehler bemerkte, hätte sie sich am liebsten die Hand vor den Mund geschlagen. Natürlich würde Raylai nie für sie kochen, denn in wenigen Wochen würde Dante für immer aus ihren Leben verschwinden. Er würde einen neuen Delegierten bekommen, vielleicht in New York, Florida oder Los Angeles. Bevor er ihr antworten konnte, wechselte sie das Thema. »Gehören deine Mum und Raylai auch zu den Censio?«
Dantes Kiefer spannte sich an. »Nein, sie starben beide bevor mein Dad den Censio beigetreten ist.«
»Oh, tut mir leid das zu hören. Wie sind sie –«
Ein weiteres Mal überraschte Dante sie mit seiner Ehrlichkeit. »Meine Großmutter war schon alt. Kurz nach ihrem achthundertfünfzigsten Geburtstag und der Ermordung meines Großvaters hat sie den Tod gewählt. Meine Mum wurden von Anhängern der Impia umgebracht.« Light unterdrückte den Impuls, Dante zu trösten. »Ich war gerade vier. Zu alt, um sie zu vergessen. Zu jung, um mich wirklich an sie zu erinnern. Seitdem hat mein …« Dante stockte. »Crispin hat Rache an den Menschen geschworen, die seine Frau ermordet haben. Darum ist er zu den Censio gegangen.«
»Crispin.« Light flüsterte den Namen des Censio-Anführers, als wäre er verboten. »Erzähl mir was über ihn.«
Dante schüttelt den Kopf. »Ich will nicht über ihn reden.«
»Wieso hast du mir nicht früher von ihm erzählt?«
»Früher?« Dante lachte. »Wir kennen uns seit gestern und heute habe ich es dir gesagt. Ist das nicht früh genug?« Er wartete keine Antwort ab. »Ich will nicht über ihn sprechen, Light. Er ist … alles, was du wissen musst ist: Ich bin nicht wie er, verstanden?«
Light nickte. »Wärst du wie er, würde ich tot in einer Gasse liegen.« Sie gab ein trockenes Lachen von sich, doch Dante reagiert nicht darauf. Verschlossen starrte er auf das Schild des Asia-Imbiss, den sie erreichten.
Im Imbiss gab es lediglich einen kurzen Tresen für die Essensausgabe und eine Handvoll Tische, doch das Innere war überraschend gemütlich gestaltet. In einer Ecke im hintersten Teil des Restaurants stand ein kleines Aquarium. Das exotische Aussehen der Fische beeindruckte Light ebenso wie die fremdartige Musik, die aus den Boxen spielte.
»Guten Tag.« Die Frau hinter der Theke neigte den Kopf zur Begrüßung. »Was kann ich Ihnen bringen?« Sie deutet auf das Aushängeschild mit den Gerichten, das in der Luft zu schweben schien. »Grünes Curry ist heute im Angebot.«
Light studierte die Karte, enttäuscht, dass die Frau ihre Unterhaltung mit Dante unterbrochen hatte. »Ich hätte gerne die gebratenen Nudeln mit der Kokossoße«, sagte sie und Dante bestellte sich das Grüne Curry in einer extrascharfen Version. Sie setzten sich an den Tisch neben dem Aquarium. Die sanft plätschernden Wassergeräusche beruhigten Lights Nerven und ließen sie den Zwischenfall im Club allmählich entspannter sehen.
»Wenn ich dir eine Frage stellen würde, würdest du sie mir ehrlich beantworten?« Light senkte den Blick und fuhr mit ihren Fingerspitzen über die goldene Kerze, die auf ihrem Tisch stand. Das Feuer züngelte hin und her, als würde es tanzen, aber in Wirklichkeit kämpfte die Flamme um ihr Leben. Der Luftzug aus der Heizung drohte das Feuer auszulöschen und plötzlich musste sie an Dean denken.
»Ich glaube, das hängt davon ab, wie deine Frage lautet«, antwortete ihr Dante leise.
»Ich weiß, was die Censio tun, wer sie sind und ich komme nicht umhin mich zu fragen, ob …«
»… ich Menschen getötet habe?«, beendete Dante den Satz. Light nickte. Sie war sich nicht sicher, ob sie die Antwort hören wollte. Was sollte sie tun, wenn er ihre Frage bejahte? Wie sollte sie mit einem Mörder umgehen?
»Darauf werde ich nicht antworten«, erwiderte Dante entschlossen. »Was ich dir sagen kann, ist, dass die Delegierten darüber informiert sind, was für eine Rolle ich bei den Censio gespielt habe und dennoch haben sie sich dazu entschlossen mich zu vermitteln. Du kannst mich verraten, aber es wird dir nichts nutzten.« Ein trügerisches Lächeln umspielte seine Lippen. Seine schwarzen Augen blitzen verschwörerisch auf.
»Versprich mir,
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