Light & Darkness
dass du meiner Familie und Kane gegenüber die Censio nicht erwähnst. Mein Dad wird dich im Keller einschließen, wenn er etwas davon erfährt.« Light leckte sich mit der Zunge über ihren Finger. Es zischte, als sie die lebensschwache Flamme der Kerze löschte und Dean in die hinterste Ecke ihrer Gedanken schob.
»Wäre das nicht in deinem Sinne, wenn ich im Keller übernachten müsste?«
Light schüttelte den Kopf. »Überhaupt nicht. Das würde es nur schlimmer machen. Du bist die Freiheit gewohnt. Dich einzusperren wäre falsch.« Sie verwischte den Ruß auf ihren Fingerspitzen und sah zu Dante. »Wir Delegierte sind dafür da, euch Wesen den richtigen Weg zu zeigen. Wir sollen euch auf eure Fehler aufmerksam machen, damit ihr daraus lernen könnt. Es ist nicht unsere Aufgabe euch zu verurteilen, das ist Sache des Gerichts.«
Dante öffnete seinen Mund, schloss ihn aber wieder, denn im nächsten Augenblick kam die Frau vom Tresen und stellte zwei Gläser Wasser auf den Tisch. »Essen kommt in einer Minute«, erklärte sie und verschwand wieder.
Light nippte an ihrem Glas. »Was wolltest du sagen?«
Bevor er antwortete, tat Dante es ihr gleich und gönnte sich einen Schluck Wasser. »Ich frage mich nur, was dich davon abhält, mich zu verraten. Wieso erzählst du dem Rat nicht von unserer Wette? Oder davon, dass ich dich zwinge, mit mir in einem Bett zu schlafen? Sie würden dir glauben und du würdest dir den Ärger mit mir sparen.«
Light musste lachen. »Du bist kein Ärger … noch nicht. Du versuchst den bösen Dämon zu mimen, aber glaub nicht, ich würde dich nicht durchschauen. Wärst du wirklich so böse, wie du es gerne vorgibst, hätte der Rat dich nie an einen Delegierten übergeben.« Eine Falte bildete sich auf ihrer Stirn. »Ich werde dich nicht verraten, egal, wie du dich benimmst. Es wäre für mich eine Niederlage. Ich komme alleine mit dir zurecht. Ich brauche keine Hilfe.«
Die Frau kam zurück und brachte Dante erneut zum Schweigen, noch bevor er etwas sagen konnte. Auf ihren Händen balancierte sie zwei duftende Teller, die sie vor ihnen auf den Tisch stellte. Lights Magen knurrte vor freudiger Erwartung. Sie wickelte ein paar Nudeln um den Zinken ihrer Gabel und wartete darauf, dass Dante ihre letzte Bemerkung kommentierte.
Er tat es nicht.
Der nächste Tag verlief ruhig. Es war ein typischer Sonntag. Nach einem gemeinsamen Familienfrühstück, dem sich Dante nur ungern anschloss, verbrachten sie den Rest des Tages im Haus. Es war zu kalt, um etwas außerhalb der eigenen vier Wände zu unternehmen. Mehrfach hatte Light mit dem Gedanken gespielt, ihre Freundin Anna anzurufen, um ihr von Dante zu erzählen. Doch schnell hatte sie die Idee verworfen, denn manche Dinge erzählt man besser von Angesicht zu Angesicht.
Kane war immer noch davon überzeugt, dass Jude nicht bereit war, am nächsten Tag mit in die Schule zu gehen. Was wiederum nur bewirkte, dass Jude unbedingt gehen wollte, um Kane das Gegenteil zu beweisen. Light hingegen wäre nur zu gerne zu Hause geblieben. Das nervöse Gefühl, das ihren Magen zusammenkrampfte, wuchs jedes Mal, wenn sie daran dachte, morgen mit Dante den Unterricht zu besuchen. Was würden ihre Freunde sagen?
Am Abend lag Light schon in ihrem Bett, als Dante sich neben sie legte. Verstohlen drehte sie sich zu ihm um und starrte auf seinen Rücken. Seine Haare waren schon wieder länger geworden. Leichter Flaum bedeckte seinen Kopf links und rechts neben der längeren Mitte. Light gähnte. Es störte sie nicht, Dante neben sich liegen zu haben. Er verhielt sich ruhig und nahm sich nie mehr von der Decke, als ihm zustand. Es war beinahe so, als wäre er gar nicht da – aber auch nur beinahe.
10. K apitel
»Paranormale Bürger sind verpflichtet, ihren Delegierten während der Ausbildung zu begleiten. Nach Beendigung der Schule steht es jedem paranormalen Bürger frei, einen Beruf nach seinem Ermessen zu wählen.«
(Buch der Delegation, Artikel 18)
Lights Magen zog sich zusammen, als sie am nächsten Morgen gemeinsam mit Jude, Kane und Dante aus der Schwebebahn stieg. Es war ein kühler, aber schöner Tag. Die ersten Sonnenstrahlen fanden ihren Weg in den Horizont. Sie waren besonders früh losgefahren, damit Jude sich seine versäumten Unterlagen aus der Schulbibliothek holen konnte. Nur vereinzelt streiften Schüler über das Gelände.
Dante gähnte. »Hätten Dumm und Dümmer nicht ohne uns fahren können? Es ist zu früh.« Er drückte seinen
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