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Light & Darkness

Light & Darkness

Titel: Light & Darkness Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Kneidl
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alleine. Mit jedem Schritt entfernte er sich weiter von ihr, bis er verschwunden war und Light alleine mit dem schwarzen Loch in ihrer Brust unter einer dunklen Treppe saß.
    Eine Weile kaute sie stumm auf ihren Lippen, bis sie den kupfernen Geschmack ihres eigenen Blutes realisierte. Es störte sie nicht. Es ekelte sie nicht. Doch hatte sie Angst vor dem brennenden Geschmack ihrer Tränen. Das Salz würde sich wie Feuer in den offenen Wunden anfühlen.
    Es war weit nach 23 Uhr, als Light das Kino verließ. Kane war nicht mehr dort und das Auto war mit ihm verschwunden. Kraftlos machte Light sich auf den Weg zum Taxiparkplatz nur wenige Meter entfernt, denn zu dieser Uhrzeit war es nicht mehr sicher, alleine in der Schwebebahn zu fahren.
    Unangenehm spürte Light die Blicke des Taxifahrers durch den Rückspiegel. Er hatte die Augen zusammengekniffen und musterte sie mit einem fragenden Ausdruck im Gesicht. Langsam drehte er sich zu ihr um. »Ist dir etwas passiert?«
    Die Sitze der Rückbank waren mit billigem Leder überzogen und der Geruch vieler Jahre hatte sich in ihnen festgesetzt. Light konnte nur erahnen, was der Taxifahrer in diesem Auto alles schon erlebt hatte. Doch was ihr zugestoßen war, hatte nichts mit der Szene zu tun, die sich vermutlich gerade in seinem Kopf abspielte. Light gab ihm keine Antwort und nannte ihm nur ihre Adresse.
    Daheim angekommen schloss Light so leise wie möglich die Tür auf, in der Hoffnung, alle anderen würden schon schlafen. Doch dieses Glück war ihr nicht vergönnt. Licht flackerte aus dem Wohnzimmer. »Light, bist du das?«, fragte ihre Mum und wurde dabei fast von Judes Lachen übertönt.
    Light drängte jede Emotion aus ihrer Stimme. »Ja, ich bin es«, sie klang nicht halb so selbstsicher wie beabsichtigt. »Ich geh in mein Zimmer. Bin müde. Gute Nacht.« Bevor irgendjemand etwas sagen konnte oder auf die Idee kam sie zu fragen, wie es im Kino war, eilte Light die Treppen nach oben. Hinter sich hörte Light Jude fragen, wo Kane war, aber sie gab ihm keine Antwort und es war ihr egal. Er hatte sie im Stich gelassen!
    Erleichterung durchströmte ihren Körper, als die Tür zu ihrem Zimmer ins Schloss fiel.
    Dante lag noch immer auf ihrem Bett. Die Arme hinter dem Kopf verschränkt sah er aus, als hätte er sich, seitdem sie weg war, nicht bewegt. Aber dieses Mal war er wach. Seine schwarzen Augen, so dunkel wie das Loch in Lights Brust, starrten sie an. Er blinzelte und setzte sich auf. Ein Ausdruck ehrlicher Besorgnis spiegelte sich in seinem Gesicht wider. »Was ist passiert?« Mit den Fingern berührte er seine eigenen Lippen. Light wusste genau, was er meinte. Sie hatte noch nicht in den Spiegel gesehen, aber sie war sich sicher, dass ihre Lippen voller blutiger Hautfetzen waren, denn sie schmeckte noch immer das Kupfer in ihrem Mund.
    »Nichts ist passiert.«
    »Du kannst hier nicht mit verheulten Augen und blutiger Lippe auftauchen und behaupten, es wäre nichts passiert.« Er stand vom Bett auf und kam zu ihr. Seine Beine wankten ein wenig. »Zeig mal.« Sachte legte er seine Hand unter ihr Kinn und hob es an. Mürrisch zog er seine Brauen zusammen. »Hast du dir die Lippen … aufgebissen?« Light zuckte zurück, konnte sich seinem Griff jedoch nicht entziehen. Plötzlich änderte sich der Ausdruck in Dantes Gesicht erneut und seine Finger schlossen sich fester um ihr Kinn. Seine Wärme brannte auf ihrer ausgekühlten Haut. »Hat Kane dir etwas angetan?«
    Light wandte ihren Blick ab. »Wie du schon sagtest, ich habe mir die Lippen aufgebissen.« Die Kälte in ihrer Stimme überraschte sie selbst und auch Dante legte seine Stirn in Falten. Er seufzte und führte sie ins Badezimmer. Ohne ein Wort klappte er den Toilettensitz für sie nach unten und deutete ihr sich zu setzten. Light leistete keinen Widerstand, denn eine unerwartete Müdigkeit erfasste ihre steifen Glieder. Es fiel ihr schwer die Augen offen zu halten. Jegliche Energie war aus ihrem Körper gewichen, fast so, als hätte das schwarze Loch in ihrer Brust sie geschluckt.
    Dante zog ein weißes Tuch aus einem der Schränke und eine kleine, blaue Tube, die er neben Light auf das Waschbecken legte. Mit seinem Handgelenk testete er die Temperatur des Wassers, ehe er das Tuch darin tränkte. »Willst du mir erzählen, was passiert ist?«
    Light schüttelte den Kopf und wusste, dass Dante sie nicht dazu zwingen würde irgendetwas zu erzählen. Er verstand besser als jeder andere, dass es Dinge gab, die

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