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Light & Darkness

Light & Darkness

Titel: Light & Darkness Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Kneidl
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ihre Schultern.
    »Tut mir leid. Meine Mum hat mich gefahren.« Light legte ihren Mantel über den antiken Stuhl, der im Eingang thronte. Der goldene Lack, mit dem das Holz überzogen war, blätterte an einigen Stellen bereits ab. »Wir mussten Dante noch beim Fitnessstudio absetzten.«
    Anna lächelte süffisant. »Und du kommst lieber zu uns, anstatt seinen schweißnassen Körper zu bewundern? Das rechne ich dir hoch an.«
    »Ich bin wirklich eine sehr gute Freundin«, sagte Light ernst und marschierte geradewegs in Annas Zimmer. Sie kannten sich schon lange und Annas Haus war für Light wie ein zweites Zuhause geworden. Sie wusste, wo die leeren Batterien aufbewahrt wurden, wo Annas Mutter ihren geheimen Alkoholvorrat hatte und sie kannte jeden Winkel von Annas Schlafzimmer, als wäre es ihr eigenes.
    »Wieso hast du Dante nicht mitgebracht?«, fragte Kathryn. »Ich hätte ihn gerne kennengelernt.«
    Light ließ sich ungeschickt auf einen mit Styropor gefüllten Sitzsack fallen. »Spätestens Morgen im Unterricht triffst du ihn.« Sie rutschte auf dem Sack hin und her, um die bequemste Position zu finden.
    Mit einem interessierten Funkeln in den Augen sah Kathryn sie an. »Ich habe in meinen ganzen Leben nur zwei Dämonen getroffen. Wirklich unfassbar, dass man sie beinahe ausgerottet hat. Zum Glück ist die Zeit der Massenexorzismen vorbei. Ist Dante nett zu dir oder … dämonisch?«
    Light kräuselte die Lippen. »Er ist nicht wirklich böse, aber er ärgert mich von Zeit zu Zeit mit Kleinigkeiten. Manchmal ist er aber auch wirklich nett. Er hat gestern meine Mum getröstet, als sie angefangen hat bei einem ihrer Filme zu weinen.« Nervös lachte Light und sah auf die Schwebebahn, die lautlos an Annas Haus vorbeizog. Die Landschaft war von einem tristen Schatten überzogen, denn dunkle Regenwolken betonierten den Himmel. Light entfleuchte ein Seufzer. »Er kann nervig sein, aber ich glaube, wenn er nicht mehr da ist, werde ich ihn vermissen.«
    Kathryn nickte verständnisvoll. »Dieses Gefühl kenne ich. Mit Andrew war es ähnlich.«
    Light neigte den Kopf. »Andrew?«
    Kathryn lächelte sanft. »Mein Sohn.«
    Lights graue Augen weiteten sich. »Du hast einen Sohn?«
    »Er sieht toll aus«, bemerkte Anna anerkennend und deutete auf einen Bilderrahmen, der neben ihrem Laptop stand. Das Foto darin zeigte einen Jungen, der vermutlich siebzehn, vielleicht achtzehn Jahre alt war. Er wirkte kaum älter als Kathryn. Er hatte dieselben pechschwarzen Haare und seine Gesichtszüge waren ähnlich sanft wie ihre.
    »Das ist dein Sohn?«, fragte Light.
    »Andrew«, wiederholte Kathryn. »Ich hatte die letzten zwanzig Jahre keinen Delegierten. Mein Sohn und ich lebten gemeinsam in einer Kolonie. Er hat sich zum Delegierten ausbilden lassen. Vor knapp sechs Monaten ist er siebzehn geworden und es wurde Zeit die Kolonie zu verlassen, damit er sein eigenes Leben leben kann.« Tiefe Sehnsucht spiegelte sich in ihrer Stimme wieder.
    »Wieso bist du nicht mit Andrews Vater in der Kolonie geblieben?«
    »Ich habe mich vor zehn Jahren von Jonathan getrennt, als ich bemerkte, dass er für mich zu alt wird«, seufzte Kathryn. »Er ist ein Mensch. Ein großartiger Mann und liebevoller Vater. Ich liebe ihn noch immer, aber Beziehungen zwischen Sterblichen und Unsterblichen sind zum Scheitern verurteilt. Das wusste ich vom ersten Moment an und trotzdem habe ich mich auf ihn eingelassen.«
    Light spürte eine aufkeimende Unruhe in ihrem Magen. Redete Kathryn noch immer über Jonathan? Oder waren ihre Worte ein versteckter Hinweis? Das konnte nicht sein und dennoch wurde Light das Gefühl nicht los, dass Kathryn ihr etwas mitteilen wollte. »Wieso bist du nicht in der Kolonie geblieben?«
    »Die Kolonien sind etwas für Familien. Wenn du alleine bist, fühlst du dich einsam und vom Rest der Welt ausgeschlossen«, sagte Kathryn. »Dort gibt es keine Menschen und das habe ich vermisst, sehr sogar. Ich kann nicht verstehen, wieso manche Wesen das Leben in der Kolonie dem Leben unter der Aufsicht eines Delegierten vorziehen. Anna ist großartig und die Kolonien langweilig und spießig.«
    »Ist sie nicht toll?«, quietschte Anna und umarmte Kathryn stürmisch. Sie drückte ihr einen Kuss auf die Wange und beide fingen an zu lachen. Den Rest des Nachmittags verbrachten sie mit einer 2-Liter Packung Schokoladeneis und Gesprächen über die Schule, Freunde und Mode. Kathryn verlor kein Wort mehr über ihren Sohn und Light hütete sich davor,

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