Light & Darkness
verächtlichen Schnauben quittierte. Mit diesem und anderem belanglosen Gerede füllte Light die Zeit, bis sie das Kino erreichten und es darum ging, sich für einen Film zu entscheiden. Light wählte eine Komödie für Kinder. Nichts Romantisches. Nichts Gruseliges. Nichts, was Kane als Ausrede dienen könnte, ihr körperlich näher zu kommen. Light bezahlte die Karten, was ihr etwas half sich zu beruhigen, denn dadurch, dass sie zahlte, fühlte es sich weniger an wie ein Date.
»Welchen Platz möchtest du«, fragte Kane, als sie den bereits verdunkelten Kinosaal betraten.
Light zuckte mit den Schultern, ließ sich aber auf einen der Sitze gleiten. Die Sessel waren mit rotem Stoff überzogen, der den süßlichen Duft nach Popcorn verbreitete, doch leider genauso klebrig war. Mit gespieltem Interesse starrte Light auf die Leinwand und verfolgte die Werbespots. Von dem Film bekam sie nicht viel mit, denn sie lebte in ständiger Sorge, dass Kane auf die Idee kommen könnte, seinen Arm um sie zu legen oder nach ihrer Hand zu greifen. Verstohlen beobachtete sie ihn aus dem Augenwinkel, und jedes Mal, wenn er sich bewegte, und sei es nur einen Millimeter, tat sie eine Bewegung in die entgegengesetzte Richtung. Noch unangenehmer wurde die Situation für Light, als das Pärchen vor ihnen begann sich zu küssen. Der Kinobesuch erschien ihr wie die reinste Tortur.
Als der Film zu Ende war, wusste Light nicht, was sie sich die letzten achtzig Minuten angesehen hatte. »Wie hat er dir gefallen?«, erkundigte sich Kane.
Sie ließen den dunklen Kinosaal hinter sich und liefen in das grelle Licht des Eingangsbereiches. Light musste blinzeln, um sich an die Helligkeit zu gewöhnen. »War super!«, log Light. Sie legte so viel Euphemismus in dieses Wort, wie ihr möglich war. Doch Kane schien sie zu durchschauen. Er runzelte die Stirn und ein besorgter Ausdruck zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Light wollte etwas sagen, aber ihre Worte verloren sich, als Kane nach ihrem Arm griff. In einer Mischung aus Führen und Drängen schob er sie in eine dunkle Ecke direkt unter der Treppe. Light wusste nicht, was sie sagen sollte. Fest presste sie ihre Lippen zusammen.
»Light«, flüsterte er sanft. »Was ist mit dir los? Du bist in letzter Zeit so anders. Ständig hängst du deinen Gedanken nach. Du gehst mir aus dem Weg. Hab ich etwas getan, was dich verärgert hat? Wenn es darum geht, dass ich Dante geschlagen –«
»Nein«, unterbrach ihn Light. Ihre Stimme war so dünn wie ein Stück Faden. »Es hat nichts mit Dante zu tun und das weißt du. Das mit dir und mir war schon zuvor … anders.« Die richtigen Worte wollten ihr nicht einfallen. Ein Nebel hatte sich über ihren Verstand gelegt. Sie wollte ihre Gefühlte aussprechen, aber der Gedanke daran Kane die Wahrheit zu sagen schmerzte in der Brust.
»Du hast Recht.« Kane stand so nahe bei ihr, dass Light den kupfernen Geruch seines Atems riechen konnte. Er ließ ihren Arm los, bewegte sich jedoch nicht. Im Schatten erkannte Light, wie er seine Hand hob. Dennoch zuckte sie zurück, als seine kühlen Finger ihre Schläfe berührten. Ihr Herz pochte wie wild und das Blut raste durch ihre Venen, dass sie glaubte, es hören zu können.
Kane kam ihr näher. Sein Körper war so kühl, dass Light für einen Moment dachte, sie würde neben einer Figur aus Eis stehen. Auch sein Atem war kühl, aber die Art, wie er ihren Namen sagte, wie er die Worte aussprach, verbrannten ihr nicht nur das Herz, sondern auch ihre Seele.
»Aku cinta kamu«, flüsterte Kane in der Sprache seiner Heimat Indonesien und beugte sich langsam nach vorne. Light verstand die Worte nicht, aber in Kanes Augen lag eine Sehnsucht, die sie nicht ignorieren konnte. Light verharrte in der Bewegung und ließ Kane gewähren. Seine Lippen waren nur noch Millimeter von ihren entfernt. Light spürte ein Kribbeln unter ihrer Haut. Das, was ihr Geist wollte, war nicht länger das, was ihr Körper verlangte. In angenehmer Erwartung auf die süße Berührung stellte sich Light auf ihre Zehenspitzen. Kaum merklich schmunzelte Kane. Ein kaltes Feuer loderte in seinen Augen. Hitze brannte in Lights Körper. Gerade als sie glaubte, dass Kane diese wenigen Millimeter, die noch zwischen ihnen langen, nie überwinden würden, drückte er seinen Mund auf ihren. Es war nur der Hauch einer Berührung, wie eine kühle Brise, die um die Knospen einer Blüte tanzt. Nur sehr langsam wurde Kane mutiger, sein Kuss fordernder. Seine Hände
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