Light & Darkness
nicht gesagt werden konnten. Lights Augen fielen für einen Moment zu und als sie sie wieder öffnete kniete Dante vor ihr. Sachte legte er ihr eine Hand in den Nacken, bevor er begann, ihr mit dem feuchten Tuch die blutigen Krusten von den Lippen zu waschen.
Light seufzte zufrieden, was Dante ein leichtes Lächeln entlockte. »Muss ja ein verdammt spannender Film gewesen sein«, scherzte er, wurde aber sofort wieder ernst. »Normale Menschen kauen aber auf ihren Nägeln und nicht auf den Lippen, bis sie aussehen, als hätte man sie mit Schmirgelpapier bearbeitet.«
Er wischte ihr ein letztes Mal über den Mund, legte ihr ein Stück Toilettenpapier zwischen die Lippen und wies sie an fest zuzupressen, damit es aufhört zu bluten. Nach einer Minute nahm er das Papier wieder weg und betrachtete ihre – vermeintlich selbst zugefügten – Verletzungen, bevor er die blaue Tube in die Hand nahm. Light erkannte, was es war: Vampirplasma, ein Stoff, den man aus dem Blut von Vampiren herstellte, um ihre Fähigkeit der schnellen Heilung auf den menschlichen Körper zu übertragen. Dante verteilte ein paar Tropfen der dunkelroten Flüssigkeit auf ihren Lippen, ehe er die Paste in kreisenden Bewegungen einmassierte. Light dachte daran, dass der Moment ihr peinlich sein sollte, doch sie war viel zu müde, um so etwas wie Scham zu empfinden.
»Fast wie neu«, sagte Dante, als er fertig war. Die Salbe brannte auf ihren Lippen. Sie lehnte sich gegen die kühlen Fliesen und schloss die Augen. Dante verließ das Badezimmer, nur um kurze Zeit später wieder zurückzukommen. Etwas Weiches landete in Lights Schoß: ihr Schlafanzug. Light sah zu Dante, aber der war bereits wieder aus der Tür verschwunden. Es dauerte ein paar Minuten bis Light die Energie aufbringen konnte sich umzuziehen. Der weiche Flanellstoff fühlte sich wunderbar an auf ihrer Haut. Ihre alten Klamotten ließ sie achtlos auf dem Boden liegen.
Dante saß auf dem Bett, als sie in ihr Zimmer kam – auch er hatte sich für die Nacht umgezogen. Nur das fahle Licht ihrer Nachttischlampe erhellte den Raum. Mit reiner Willenskraft schaffte es Light bis zur weichen Matratze. Ein Seufzer entwand sich ihrer Kehle, als sie sich auf den Rücken legte und sich jeder Muskel in ihrem Körper entspannte. Sie wollte nur noch schlafen.
Es war schon spät. Light fühlte es in ihren Knochen, als sie am nächsten Tag aufwachte. Vereinzelte Sonnenstrahlen fanden ihren Weg durch die Ritzen ihrer Jalousien. Sie blinzelte direkt in das Licht und streckte ihre Glieder von sich, die mit leisem Knacken protestierten. Mit der Zunge fuhr Light sich über ihre trockenen Lippen. Sie waren rau und Light konnte die abstehenden Hautfetzen spüren, die einen leichten Geschmack nach Salz und Desinfektionsmittel hatten.
Die Erinnerungen an den vergangenen Abend kamen zurück. Kane hatte sie geküsst und die drei Worte gesagt, die sie nie von ihm hören wollte. Alleine und wie betäubt hatte sie unter einer Treppe gesessen. Kane war ohne sie gegangen – Und als sie mit einem Taxi zu Hause ankam … war da Dante gewesen. »Was ist passiert?«, hallte es in ihrem Kopf wieder. Dante hatte sie ins Badezimmer geführt und sich um sie gekümmert. Ein Lächeln bildete sich auf ihrem Gesicht. Die spröde Haut auf ihren Lippen dehnte sich.
Ohne hinzusehen wusste Light, dass er noch immer neben ihr lag, den Rücken zu ihr gewandt. »Dante? Bist du wach?« Sein Körper regte sich. Er gab ein tiefes Brummen von sich, drehte sich aber nicht um. Verlegen räusperte sich Light. »Vielen Dank, wegen gestern.«
»Kein Ding«, sagte er mit verschlafener Stimme.
»Natürlich. Du warst noch nie zuvor so nett zu mir. Nicht wenn wir alleine –«
»Bild dir bloß nichts darauf ein«, unterbrach sie Dante und setzte sich auf. Die Bettdecke rutschte von seiner nackten Brust. Wäre Light diesen Anblick nicht gewohnt, hätte es ihr die Röte ins Gesicht getrieben. »Ich war gestern Abend einfach noch in der Rolle des lieben Dämons.«
»Was meinst du damit?«
Dante macht eine wegwerfende Handbewegung. »Nachdem du weg warst, ist Silvia in dein Zimmer gekommen. Sie hat mich gefragt, ob ich nicht Lust hätte mit nach unten zu kommen, um mir einen Film anzusehen. Ich konnte schlecht Nein sagen, also bin ich mit nach unten.«
Light nickte, als würde sie verstehen, was er gerade zu ihr sagte. »Du meinst also, du warst nur nett zu mir, weil du mit meiner Mutter einen Film gesehen hast?« Wie am Abend zuvor spürte sie
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