Light & Darkness
Vielleicht war es Schicksal. Hätte ein anderer Delegierter Dante sterben lassen? Allein der Gedanke daran versetzte Light einen Stich durch das Herz.
»Du hast die letzten Tage nichts getan und dennoch liegst du schon wieder im Bett?« Dantes spöttische Stimme schreckte Light auf.
»Mein Bett ist bequemer. Es riecht nach dir.« Verlegen senkte Light ihren Blick. »Nicht, dass das von Bedeutung wäre, mir ist es nur aufgefallen.«
»Schlaf dich aus«, sagte Dante und umging damit ihre Bemerkung. »Schließlich musst du für morgen keine Argumentation schreiben.« Er nahm seine Schultasche und ging damit zu ihrem Schreibtisch.
Light stütze sich auf die Ellenbogen, um Dante anzusehen. Mit geneigtem Kopf beobachtete sie Dante, wie er Block und Stifte bereit legte. »Seit wann machst du Hausaufgaben?«
Er fuhr sich mit der Hand über den Kopf und einzelne Strähnen fielen ihm in die Stirn. »Seit ich wieder mit dir zur Schule gehe.«
Light musste an das denken, was Kane im Krankenhaus über die Sondergenehmigung des Rektors gesagt hatte, und ein breites Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus. »Du meinst, seitdem du meine Hausaufgaben nicht mehr als deine Hausaufgaben ausgeben kannst?«, neckte sie.
Dante wandte sich zu ihr, ein angespannter Ausdruck umspielte seine Lippen. »Nein, seitdem ich weiß, dass du es verdient hast, besser behandelt zu werden.«
»Ist das wieder eine deiner dämonischen Lügen?« Misstrauisch zog Light eine Braue in die Höhe.
»Keine Lüge.« Dante schüttelte den Kopf. »Du hast es verdient gut behandelt zu werden.« Er ging zu ihr und setzte sich neben sie auf die Bettkante. Lights Herz begann schneller zu schlagen und ihr Magen zog sich vor Aufregung zusammen. Dante war so unerträglich nahe und doch nicht nah genug. »Weil ich dir das Leben gerettet habe?«, fragte sie.
»Das ist ein Grund.« Dantes Stimme war ein tiefes Brummen, das Light abwechselnd warme und kalte Schauer über den Rücken trieb. Sanft berührten seine Fingerspitzen ihre Wange. Strichen von ihrem Kiefer über ihre Schläfen und wieder zurück.
»Ein Grund?«, stotterte Light, denn seine Berührungen raubten ihr den Atem. »Es gibt noch einen Zweiten?«
Abwesend beobachtete Dante seine Finger, wie sie Lights Gesicht liebkosten. Sein Blick und auch seine Gedanken waren meilenweit entfernt und doch fühlte sich Light ihm näher als je zuvor. Ein schmales Lächeln zuckte in seinen Mundwinkeln. »Hunderte. Es gibt hundert Gründe.«
»Was treibst du für ein Spiel mit mir, Dante Leroy?«
»Kein Spiel, das musst du mir glauben. Alles, was ich tue … getan habe, hatte seinen Sinn.« Er nahm ihre Hand in seine und führte sie zu seinen Lippen. Andächtig haucht er ihr einen Kuss auf jeden Knöchel. Light war wie erstarrt. Kein klarer Gedanke formte sich in ihrem Kopf, denn alles, was sie wahrnahm, waren Dantes Lippen auf ihrer Haut. Weich und süß. »Aber die Bedeutung meiner Taten sind mit dir gestorben«, flüsterte er die Worte auf ihren Handrücken.
Light schloss ihre Augen. Seine kryptischen Worte und seine Berührungen reizten ihre Geduld und ihre Vernunft. »Was soll das heißen?«
»Es bedeutet, ich werde nie wieder etwas tun, das dir schadet oder dich verletzt.«
»Und was bedeutet das?« Sie bewegte ihre Finger, die immer noch in seiner Hand lagen.
»Muss für dich alles eine Bedeutung haben?« Er hauchte einen weiteren Kuss auf ihr Handgelenk. »Ist es nicht das, was du wolltest? Mich auf deiner Haut spüren? Meine Wärme?«, zitierte er aus ihrem Tagebuch.
Light erstarrte. Ihr Blut gefror zu Eis und der Moment, der ihr Herz erwärmt hatte, war vorbei. Sie entzog sich Dante. Riss ihren Arm aus seiner Hand. »Das ist deine Begründung? Deswegen berührst du mich, weil du denkst, du seist es mir schuldig?« Ihr Stottern hatte sich verflüchtigt. »Ich habe dir das Leben gerettet, weil es mein Job ist und nicht, um deine Zuneigung zu gewinnen. Wenn es dir nur darum geht, mir zu danken, genügt mir ein Einfaches: Danke Light, dass du mir das Leben gerettet hast.«
Mehrmals blinzelte Dante sie an, ehe er seine Stimme wiederfand. »So meinte ich das nicht«, stammelte er und streckt seine Hand nach ihrer aus. Light ließ keine weitere Berührung zu. In einer fließenden Bewegung stand sie vom Bett auf und marschierte in ihrem Zimmer umher.
»Wie meinst du es dann?«, fauchte sie. Wieder keimte in ihr die Wut, doch dieses Mal war es eine ganz andere Art Wut. Sie war beißender, stechender, wie
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