Light & Darkness
die Tür, die sie in Dantes Zimmer führte. Wie konnte sie nur vergessen, in seinem eigenen Zimmer nachzusehen?
Am anderen Ende des Raumes saß Dante auf dem Boden. Er trug nur seine Jeans und in seiner Hand hielt er einen Schraubenzieher, mit dem er eine Schraube in ein Stück Holz drehte. Er nahm Lights Anwesenheit mit einem flüchtigen Blick aus dem Augenwinkel zur Kenntnis, bevor er die nächste Schraube ins Holz quälte.
Light ging zu ihm und setzte sich mit einigem Abstand neben ihn. »Was machst du da?«
»Nach was sieht es denn aus?« Er legte den Schraubenzieher auf die Seite und nahm eine Zange in die Hand, um die Schraube, die er gerade eingedreht hatte, wieder zu lösen.
»Dir ist langweilig und du baust dein Bett zusammen, um es später wieder auseinander zu nehmen?« Mit den Fingern fuhr sie über die Kante eines der Bretter. Feiner Staub lag auf dem Holz.
Ohne sie anzusehen, verzog Dante seine Lippen zu einem Lächeln. »Ich baue es nicht wieder auseinander.« Seine Stimme wurde ernst. »Ich werde nie wieder etwas tun, das dir schadet«, wiederholte er seine Worte. »Dazu gehört auch, nicht länger deinen Job als Delegierte zu gefährden.«
»Das bedeutet, du wirst von nun an hier schlafen?«, fragte Light.
»Genau das bedeutet es.« Dantes Worte schnitten tief in Lights Brust, während seine Hände einen Nagel in das Holz trieben. Wie konnte er sie nur alleine lassen? Jetzt, wo sie ihn mehr denn je brauchte. Ihre Albträume suggerierten ihr, er wäre bei dem Überfall gestorben und sie brauchte ihn an ihrer Seite, brauchte die Gewissheit, dass er am Leben war. Verzweifelt wandte Light ihr Gesicht ab, denn Dante sollte den Schmerz in ihren Augen nicht lesen können.
»Wenn es das ist, was du willst«, sagte sie, ohne etwas gegen ihren schroffen Tonfall tun zu können. Mit zittrigen Beinen stand sie vom Boden auf und wankte in ihr Zimmer.
»Gute Nacht«, sagte Dante hinter ihr. Sie antwortete nicht.
Zusammengekauert wie ein Embryo lag Light eine halbe Stunde später in ihrem Bett. Zuerst nur auf ihrer Seite, bis sie wirklich realisierte, dass Dante nicht kommen würde. Sie gähnte herzhaft, rutschte bis in die Mitte und streckte ihre Glieder. Ihre Gelenke knackten und ehe sie sich versah, lag sie auf Dantes Seite. Ihr Gesicht hatte sie in die Laken gedrückt. Tief atmete sie seinen Duft ein und versuchte sich einzureden, er wäre bei ihr. Doch so sehr sie sich auch bemühte diese Illusion hervorzurufen, es wollte ihr nicht gelingen. Die leichte Neigung von Dantes Gewicht auf der Matratze fehlte. Ebenso wie seine gleichmäßige Atmung, die auf Light inzwischen dieselbe Wirkung hatte wie ein Schlaflied.
Light nahm einen weiteren tiefen Atemzug und versuchte sich zu beruhigen. Sie lag alleine in ihrem Bett, na und? Das war keine unbekannte Situation für sie, wieso also fühlte es sich so schrecklich an? Bevor Dante in ihr Leben kam, hatte sie sechzehn Jahre lang alleine geschlafen. Nacht für Nacht.
Mit angespannten Muskeln zwang Light sich ihre Augenlider zu schließen, um sich der schlafbringenden Dunkelheit hinzugeben. Aber wie jede Nacht tauchten diese schrecklichen Bilder vor ihrem inneren Auge auf. Bilder von dem schreienden, sich windenden Dante. Menschen standen um ihn herum und ein Spiegel war bereit, seine dämonische Seele in sich aufzunehmen. Light hörte ihre eigenen Schreie, als würde sie diesen Moment noch einmal erleben. Ein Schauer lief ihr über den Rücken und sie fing an zu zittern.
Sie schob die Decke von sich und warf ihre Beine über die Bettkante. Regungslos lauschte sie auf Geräusche aus Dantes Zimmer. Vor einer viertel Stunde hatte er den letzten Hammerschlag gesetzt, seitdem herrschte Stille. Light seufzte und vertrieb ihre Zweifel.
Leise, um niemanden zu wecken, schlich sie durch das Bad und öffnete geräuschlos die Tür zu Dantes Zimmer. Es war Dunkel, aber vereinzelte Lichtquellen ermöglichten es Light, grobe Umrisse zu erkennen. Dante lag bereits in seinem Bett und Light kam nicht umhin zu bemerken, dass er auf der Seite lag, die sonst immer ihr gehörte.
»Dante?«, frage sie so leise, dass er sie nur hören konnte, wenn er wach war. Sein Körper bewegte sich unter der Bettdecke und auch, wenn sie sein Gesicht nicht erkennen konnte wusste Light, dass er sie ansah. Sie räusperte sich. »Ich kann nicht einschlafen und wollte fragen, ob es in Ordnung wäre –«
»Schon gut«, unterbrach Dante sie. Er schlug seine Bettdecke zurück – eine
Weitere Kostenlose Bücher