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Light & Darkness

Light & Darkness

Titel: Light & Darkness Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Kneidl
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einem Schulball zu sein.« Light wandte den Blick von Dante ab. Ehrliches Bedauern spiegelte sich in ihren Augen und sie wollte nicht, dass er sie so sah. Einige Herzschläge lang sagte niemand etwas und als Light wieder aufblickte, war Dantes Grinsen noch immer dasselbe. »Wieso siehst du mich so an?«
    Dante schüttelte den Kopf. »Möchtest du schlafen gehen?«
    »Du weichst meiner Frage aus.«
    »Ich bin müde.« Er streckte seine Arme und gähnte, als müsste er ihr etwas beweisen. Light zuckte mit den Schultern und schlüpfte mit ihm unter die Bettdecke. Schon seit zwei Tagen schlief sie gemeinsam mit Dante in seinem Zimmer. Es war eine unausgesprochene Abmachung zwischen ihnen, dass Light, wann immer sie wollte, bei ihm übernachten konnte. Sie war sich den Folgen bewusst, die eintreffen würden, sollte man sie erwischen. Doch sie war bereit das Risiko einzugehen, denn größer als ihre Angst erwischt zu werden war die Angst vor den Albträumen, die sie heimsuchten, wenn Dante nicht bei ihr war. Seine Atmung und seine Wärme gaben Light Sicherheit und ließen sie Träume über Tod und Mord vergessen. Ohne ihn quälten sie diese Träume, bis die Müdigkeit siegte und sie in eine unruhige Dunkelheit zog.
    Sie wälzte sich auf der Matratze und versuchte sich auf Dantes Atmung oder das Ticken der Uhr zu konzentrieren. Irgendein Geräusch, an das sie sich klammern konnte, das ihr dabei helfen würde, einzuschlafen.
    Doch es gab keine tickende Uhr und auch keine regelmäßigen Atemzüge. »Ich dachte, du wärst müde?« Light sah zu Dante, bewegte dabei aber nur ihren Kopf.
    »Ich bin müde.« Er gähnte, um seine Lüge aufrecht zu erhalten. »Ich denke gerade nur über etwas nach.« Die Matratze schaukelte leicht, während Dante sich zu ihr umdrehte. Die Umrisse seiner schattenhaften Gestalt waren klar definiert und auch ohne sein Gesicht sehen zu können, wusste Light, wie er aussah.
    »Worüber?« Sie drehte sich zu ihm und schob die Hände unter ihren Kopf, um dem Drang zu widerstehen sie nach ihm auszustrecken.
    »Jude.« Nun setzte Dante sich auf und schaltete das Licht ein. »Erinnerst du dich an Ethan?«
    Light blinzelte gegen das Licht und setzte sich ebenfalls auf. Die kühle Luft im Zimmern ließ sie schaudern und entzog ihr in Sekundenschnelle die Wärme, die sich unter der Decke gesammelt hatte. »Der Junge, der versucht hat, die Schwebebahn zu sprengen?« Dante nickte. »Natürlich erinnere ich mich an ihn. Wie könnte ich ihn vergessen? Aber was hat er mit Jude zu tun?«
    Dante zögerte. Sein Kiefer spannte sich an. »Versprichst du mir etwas?«
    »Natürlich«, stotterte Light verunsichert. »Alles.«
    Dante wandte sich ihr mit vollem Körper zu. Wie eine Mauer ragte er vor ihr auf, fast so, als wolle er jede Chance auf Flucht schon im Keim ersticken. Doch es war nicht seine Haltung, die Light Sorgen bereitete, es war sein Blick. Trauer spiegelte sich darin. »Denk über das nach, was ich sage und renn nicht einfach davon, verstanden?«
    Light nickte. Jeder Nerv in ihrem Körper war zum Zerbersten gespannt. In ihrem Kopf formten sich die schlimmsten Szenarien und brachten ihre Hände zum Zittern. Eine Horrorvision nach der anderen jagte durch ihre Gedanken und plötzlich wusste sie, was Dante ihr sagen wollte. Wie erstarrt sah sie ihn an, beobachtete seine Lippen, wie sie die Worte formten, die sie nicht hören wollten: »Er hat ihn. Jude ist bei Crispin.«

20. K apitel
»Mitgliedschaft, Kontakt und Unterstützung einer Gruppierung, die gegen das politische Wohl handelt oder dessen Zielsetzung gegen Artikel 4 verstößt, ist mit 10 Jahren Haft zu bestrafen.«
(Buch der Delegation, Artikel 25)
    Langsam durchzog ein dumpfer Schmerz seine Glieder. Die undurchdringliche Schwärze in seinem Kopf löste sich auf und Erinnerungen nahmen ihren Platz ein. Da war dieses Mädchen –
    Schweiß trat auf Judes Stirn und rollte über seine geschlossenen Lider. Instinktiv wusste er, dass man ihn an einen Stuhl gefesselt hatte. Die Seile schnitten tief in seine Handgelenke, Blut tropfte zu Boden. Auch seine Beine waren gefesselt. Man hatte ihm den Mund verklebt, so dass kein Schrei aus seiner Kehle entweichen konnte. Seine Lungen brannten und forderten mehr Sauerstoff. Hektisch hob und senkte sich sein Brustkorb und in seinem Kopf fühlte er das Blut pulsieren.
    Plötzlich spürte er ein Brennen im Gesicht. Grob riss jemand an dem Klebestreifen. Ein durchdringender Schmerz zerrte an Judes Haut, als wollte er sie

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