Light Dragons
sagt, du seiest entführt worden. Bist du Baltic entkommen? Hat er dir etwas getan? Wenn ja, sag es mir. Ich habe Erfahrung in solchen Dingen – ich kümmere mich um ihn. Ich rufe einfach Jim aus Paris hierher, und wir …«
»Äh … Das ist sehr nett von dir, aber das ist nicht nötig«, unterbrach ich sie. »Und was Jim angeht … Aisling, Jim ist bei mir.«
»Was? Warum ist er bei dir? Oh, mein Gott! Baltic hat auch Jim gekidnappt, als er dich geholt hat, oder? Dieser Bastard! Dieser Feuer speiende Bastard! Er sollte sich in Acht nehmen, wenn wir uns das nächste Mal sehen, denn dann werde ich ihn mit allen erdenklichen bösen Flüchen belegen! Zuerst einmal wird er nie Kinder haben. Und ich glaube, ich kenne jemanden, der ihn verfluchen …«
»Ich wäre dir wirklich sehr verbunden, wenn du nichts dergleichen unternehmen würdest«, sagte ich lachend, wurde aber gleich wieder ernst, als ich zugab: »Baltic hat Jim nicht gekidnappt – das war ich.«
Das Schweigen, das auf meine Erklärung folgte, wurde nur dadurch unterbrochen, dass ein weiterer Hörer aufgenommen wurde. »Ysolde? Ich bin es, May. Bist du in Ordnung? Bist du irgendwie verletzt?«
»Sie hat gesagt, sie hat Jim mitgenommen«, keuchte Aisling.
»Ach ja? Ich dachte, er wäre in Paris.«
»Da wollte er auch hin.«
»Warum hat Ysolde ihn denn gekidnappt?«
Ich seufzte. »Weil er gesehen hat, dass Baltic bei mir war. Hört mal, ich kann euch das unmöglich am Telefon erklären. Ich wollte nur nicht, dass ihr denkt, Jim sei in Gefahr. Er ist hier bei uns …«
»Bei dir und Baltic? Was zum Teufel …?« Aislings Stimme überschlug sich.
»Ach, krieg dich wieder ein«, sagte ich gereizt. Ich wusste zwar, dass es nicht richtig gewesen war, aber ich hatte erwartet, dass sie verstehen würden, warum ich es getan hatte.
»Hat sie gerade gesagt, du sollst dich wieder einkriegen?«, fragte May Aisling.
»Ja, das hat sie.« Aisling klang bestürzt.
»Es tut mir leid, dass ich so unhöflich war. Aber jetzt mal ehrlich! Ich dachte, gerade ihr als Gefährtinnen von Wyvern würdet verstehen, was geschehen ist. Ihr wisst doch, wie stark die Verbindung zu eurem Wyvern ist. Und das Gleiche gilt auch für mich, ob ich nun in menschlicher Gestalt bin oder nicht.«
»Aber …«, wollte Aisling protestieren.
»Nein, es gibt kein Aber. Gerade du hast doch so darauf bestanden, dass ich Baltics Gefährtin bin! Ihr wolltet mich deswegen sogar zum Tode verurteilen!« Auch ich wurde jetzt immer lauter, obwohl ich mich sehr bemühte, meinen Ärger im Zaum zu halten.
»Ich wollte nie, dass du stirbst«, sagte May leise.
»Nein, ich auch nicht! Ich mag ja eine Dämonenfürstin sein, aber keine böse Dämonenfürstin«, warf Aisling ein.
»Hast du Baltic als Gefährten angenommen?«, fragte May.
Ich rieb mir die Stirn, weil ich schon wieder Kopfschmerzen bekam. »Ja. Und deswegen möchte ich auch ein sárkány einberufen.«
»Äh … in Ordnung«, sagte Aisling. »Da du ja ein Mitglied der silbernen Sippe bist, geht das wahrscheinlich.«
Ich korrigierte ihre unkorrekte Auffassung nicht. »Ich möchte mit dem Weyr über den Tod der blauen Drachen sprechen. Baltic und ich werden gemeinsam zum sárkány kommen.«
Ein scharfer Atemzug war die Antwort auf diese Erklärung, aber ich konnte unmöglich sagen, von welcher der beiden Frauen er kam.
»Da der Weyr Baltic für schuldig an diesen Toden hält, und ich glaube, dass er unschuldig ist, müssen wir die Gelegenheit haben, die Situation mit allen zu besprechen. Aus diesem Grund bleibt Jim in meiner Obhut, bis alles vorüber ist.«
»Dir ist doch klar, dass ich ihn nur einfach zu mir rufen muss, oder?«, fragte Aisling.
»Oh ja, ich weiß, dass du ihn im Handumdrehen rufen könntest.« Ich kreuzte die Finger. »Aber das wirst du nicht tun.«
»Und warum nicht?«
»Weil du eine Frau von Ehre bist«, erwiderte ich fest, wobei ich insgeheim betete, dass mein Eindruck von ihrem Charakter zutraf. »Außerdem ist dir klar, dass Baltic sich mit den anderen Wyvern treffen muss, und du weißt sehr gut, dass sie sich nur korrekt verhalten, wenn es einen zwingenden Grund dazu gibt. Gerade du müsstest verstehen, wie wichtig es ist, dass sie vernünftig handeln. Deshalb wirst du Jim als Geisel für das gute Benehmen der Wyvern bei mir lassen.«
»Tue ich das?«, fragte sie, aber ich hörte ihrer Stimme an, dass sie amüsiert war. Ihre Unterstützung war mir sicher.
»Ja. Jim bleibt unter meinem Schutz, bis Baltic sich
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