Lila Black 02 - Unter Strom
trug blassblaue Kleidung, die aus dem Nichts kam; Stoffstreifen legten sich wie die Arme einer Geliebten um seinen Körper, bis sie ein schön geschnittenes Hemd und eine ebensolche Hose gebildet hatten.
Tath übergab wieder an Lila. Sie waren ein perfektes Team. Sie senkte die Waffen. »Teazle?«
Der Mann senkte den Kopf ganz leicht und zeigte ein liebliches, keckes Grinsen. »Offensichtlich hast du jemand anderen erwartet.« Er schaute auf ihre Waffen.
Sie ließ sie verschwinden und bewegte die Finger, wobei ein kurzer Schmerz durch ihre Schulter zuckte, aber er war schon wieder vergangen, bevor sie ihn recht bemerkte. »Ich war davon ausgegangen, mein Heim so vorzufinden, wie ich es verlassen hatte. Komm zur Sache, ich muss los.«
Verwundert bemerkte sie, dass sie sich zu jedem anderen Zeitpunkt gefreut hätte, ihn zu treffen, sogar als Eindringling, aber jetzt wollte sie sich nicht darauf einlassen. Sie ging an ihm vorbei ins Schlafzimmer und öffnete den Kleiderschrank, um etwas herauszusuchen, das sie tragen konnte und das nicht militärisch geschnitten war und sie von Hals bis Fuß bedecken würde. Alles darin wirkte seltsam fremd, als wären es die Sachen einer anderen. Wütend begann sie, die Sachen aufs Bett zu werfen.
Teazle folgte ihr. Seine Nähe war wie ein Zittern am Ende ihrer Nerven, aber sie war nicht sicher, was für ein Zittern. Im Moment fühlte es sich wie Verärgerung an.
»Ich bin hier, um dir zu dienen«, sagte er ohne jede Spur von Scherz in der Stimme.
Lila schnaufte und warf einen bizarren ingwerfarbenen Zweiteiler von sich, verwundert, jemals geglaubt zu haben, er könne ihr stehen. Sie hatte ihn bei Geschäftstreffen getragen. Bei dem Gedanken lief ihr ein Schauder über den Rücken. All die ernsten Gesichter, die ihr sagten, wie alles zu sein hatte, was sie tun musste, wie sie leben sollte – alles bereits geplant. Und sie war dort gewesen, hatte ebenfalls ernst genickt, alles angenommen und sich gefühlt, als sterbe sie innerlich, und hatte gehofft, dass man es nicht sehen könnte, damit sie nicht dachten, sie wäre zu schwach.
»Ich brauche deine Dienste nicht.«
»Doch, das tust du«, sagte er. »Und selbst wenn du meine Dienste nicht bräuchtest, müsste ich sie leisten, denn ich gab dir die Nächtliche.«
»Ich hätte sie dir zurückgeben können«, sagte sie.
»Aber das hast du nicht. Und es war kein ehrliches Geschenk, es war eine Prüfung.«
»Toll«, sagte sie. »Und ich habe sie nicht gemeistert. Nicht dein Problem.«
»Ich habe sie nicht gemeistert«, sagte er. »Darum werde ich erst mal das hier alles zum Müll hinunterbringen und dann …«
Lila wirbelte herum und blaffte: »Krieg das endlich in deinen sturen Schädel: Ich will dich nicht, auf keine Weise. Jetzt nicht und in Zukunft nicht. Du bist frei. Ich entlasse dich. Verschwinde und spiel deine Spielchen mit jemandem, den das interessiert.«
Seine Augen weiteten sich, und der sanfte Ausdruck wich einem interessierten. »Nein. Ich kenne den Dämon, der dich jagt, und ich kenne den Schatten, der dich verfolgt. Du brauchst mich. Und du bist auf dem Weg durch die Hölle. Diese Reise ist uns heilig. Man kümmert sich um Pilger auf diesem Weg. Ich bin der Champion von Dämonia, und was ich verspreche, das halte ich auch. Hier!« Er streckte ihr die Hand hin, und aus seinen Fingern, wie aus dem Ärmel eines Zauberers, glitt dunkelblauer Stoff.
»Einfache Kleidung wird passend sein«, sagte er, wandte sich ihrem nun beinahe leeren Kleiderschrank zu und starrte angewidert auf ihre darin hängenden formlosen, geschlechtslosen Konzernuniformen in Weiß, Schwarz, Grau und Braun.
»Behandele mich wie einen Diener«, sagte Teazle und trat hinter sie, um sie mit der Hand leicht am Arm zu berühren. »Durch Zauberei entstanden, aber ganz gewöhnlich.«
Schleimiger kleiner Betrüger.
Lila unterdrückte ein Lächeln, aber es zuckte trotzdem an ihren Mundwinkeln. Sie schaute auf die Kleidung hinab.
»Hier hast du gewohnt?«, fragte Teazle ungläubig. Sie nahm ihm die Kleidung wortlos ab und ging ins Bad. Sie hörte den Dämon die Luft hinter ihr beschnuppern und fühlte sich etwas belästigt.
Er kann mich riechen, sagte Tath und machte sich noch kleiner. Lila kam es vor, als würde sein Grün intensiver.
Sie zog ihre militärischen Sachen aus und warf die Unterwäsche automatisch in die Waschmaschine, überprüfte ihre Weste und Kampfhosen genau und packte sie dann mit Präzision in den Rucksack. Sie hatte immer
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