Lila Black 02 - Unter Strom
oder Universenwechsels, aber er hatte keine Ahnung, wie das funktionierte. Und Kantner wanderten durch das tiefenlose, anfangslose, endlose Nichts, ohne sich zu verirren – eine arkane Laune des Schicksals, die allen ein Rätsel war, sogar denen, die den Trick beherrschten. Die Gespenster kamen aus dem Nichts, ebenso wie reiner Äther, wenn man den Dämonenwissenschaftlern glauben konnte, und wie wilder Äther, der sich in Alfheim in immer größerer Menge manifestierte, sehr zum Ärger seiner Leute. Was man noch nicht gemeistert hat, erwartet einen … hatten das nicht immer diese uralten Elfen gesagt?
»Wir können da nicht reingehen«, sagte Zal und lehnte sich argwöhnisch zurück. »Wir beide können uns mit dem, das nicht genannt werden kann, nicht einlassen. Elfen sind Sprecher. Sänger. Wir erzählen die Welt, und was man nicht sagen kann, kann man nicht tun. Portale. Wir überreden Sachen dazu zusammenzukommen. Wir gleiten nicht in das Unnennbare oder durchqueren es oder reisen dorthin. Nicht einmal Dämonen machen das …« Er brach ab, denn seine Darstellung überzeugte ihn selbst nicht. Er war hierhergebracht worden, und zwar nicht durch ein Portal. »Vielleicht kannst du es. Ich nicht.«
Herr Kopf wiederholte seine Geste. Dann packte er Zals Unterarm mit einem Griff, der so unnachgiebig war wie die Zeit selbst.
»Hör zu«, sagte Zal rasch. »Ich weiß, dass du noch nicht so lange in der Welt der Ideen unterwegs bist … das mag deine erste sein, und sie ist ja an sich auch ein guter Anfang, aber ich muss dir als ein Elf von Welt sagen, dass es ein Fehler ist zu glauben, du könntest mich, nur weil wir Freunde sind und du mich so sehr magst, irgendwohin mitziehen, wo ich in Wirklichkeit nicht ohne …«
Herr Kopf öffnete den Mund, und sofort sprachen die tausend nächtlichen Stimmen in ihrer alten Sprache. Zal verstand jedoch ein Wort … eines unter Millionen … denn sie sprachen es alle gemeinsam, und er kannte das Wort, das eigentlich ein Name war …
»Abida Ereba.«
Im modernen Alfheim war es Blasphemie, die Namen der altvorderen Mächte auch nur zu flüstern. Vor allem diesen. Etwas anzurufen, das man nicht beherrschte, war immer eine sehr, sehr gefährliche Sache, und in der langen Liste der Dinge, die kaum ein Elf jemals beherrschte, stand Abida Ereba ziemlich weit oben. Hätte es einen Kampf zwischen Abida Ereba und dem Nichts gegeben, hätte Zal sein Geld auf Abida gesetzt.
Er wollte nicht als der größte Feigling des Universums dastehen, darum sprang Zal ebenfalls, als Herr Kopf es tat, und ließ es so wirken, als wollte er auch gehen, obwohl er sich schon den Arm hätte abschneiden müssen, um zu bleiben.
Wenn man so tat, als wolle man, würde es vielleicht einen besseren Eindruck machen, und wenn man schon musste, dann sollte man mit Entschlossenheit losgehen.
Trotzdem schrie er, so laut er konnte, während sie aus der Welt fielen, in das Unkontrollierbare, Unbekannte und Unaussprechliche. Er versuchte es wie das Brüllen eines Kriegers klingen zu lassen, und in den ein bis zwei Sekunden, in denen es noch Luft gab und damit Schall, war er einigermaßen zufrieden mit dem Ergebnis.
16
Lilas Haar flatterte im Wind und schlug gegen die Seiten ihrer überflüssigen Sonnenbrille. Sie hatte sich stets gefragt, warum in einem Cabrio das Haar nach vorne flattert, und Malachis altmodischer 65er Eldorado machte da keine Ausnahme. Jetzt hätte sie das sofort in Erfahrung bringen können, inklusive detaillierter Luftströmungsdiagramme. Doch sie war froh, die KI abgeschaltet zu haben. Sie ruinierte unerklärliche Dinge – zu viele Informationen, wenn der spannende Teil die Erfahrung war, nicht die Erklärung …
Sie nippte an der Diät-Cola, die sie sich teilten, und ließ das Eis klappern, während Malachi dieses Schlachtschiff von einem Auto auf stattliche 100 Sachen beschleunigte. An diesem Auto war nichts Technisches. Es war wie ein Kinderspielzeug, bestand nur aus einem riesigen Steuerrad und gigantischen Anzeigen mit Plastiknadeln. Sie mochte es sehr gern, obwohl es sich wie ein Sofa auf offener See fuhr, was durch ihr ungleich verteiltes Gewicht noch verschlimmert wurde. Malachis Lieblingssongs im Girly-Funk-Stil, die aus dem Radio klangen, gingen im Fahrtwind fast völlig unter.
»Wir fahren erst zu mir nach Hause«, hatte sie gesagt. Er hatte nicht widersprochen, sondern nur den Wagen vom Büroparkplatz gefahren und die Küstenstraße statt der Brücke genommen. Er
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