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Lila Black 02 - Unter Strom

Lila Black 02 - Unter Strom

Titel: Lila Black 02 - Unter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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etwas, von dem er hoffte, es sei ein Lächeln. »Willkommen in der Welt des Semibewusstseins. Hilf mir mal.«
    Der Golem schloss den Mund, und es wurde erfreulich still. Zal streckte eine Hand aus. Die Kreatur beugte sich herunter und ergriff sie. Die Haut war trocken und ledrig und sehr viel elastischer, als Zal erwartet hatte. Sie fühlte sich an wie … ganz genau wie ein alter Topf aus gebranntem Ton. Er hob ihn ohne Probleme hoch und starrte auf ihre Hände. Dann ließ er los. Zal war erleichtert, versuchte aber, es nicht zu zeigen.
    »Ich nehme nicht an, dass du irgendwelche besonderen Kräfte der Altvorderen in dir trägst?«, fragte er hoffnungsvoll. »Wir werden hier immer noch in ein paar Stunden sterben, trotz der wundersamen Wiedergeburten durch die Verbindung mit Elementaren.«
    Herr Kopf hob einen riesigen Arm und zeigte mit dem Finger. Sein ernstes, unbewegliches Gesicht wandte sich in die gleiche Richtung. Dann stemmte er wieder die Hände in die Hüften und wartete darauf, dass Zal eine Entscheidung traf.
    »Da lang?« Zal schaute in die Richtung. Dort sah es aus wie überall sonst auch. »In Ordnung. Du kennst dich hier sicher gut aus. Besser als ich zumindest. Geh vor, dann kann ich in deinem Schatten gehen.«
    Herr Kopf ging mit einer Entschlossenheit und Energie los, die Zal an etwas erinnerte …
    »Meine Freundin – tolle Frau – geht genauso«, sagte er, trat hinter ihn und versuchte die Muskelbewegungen nicht zu bemerken, die offensichtlich in den granitähnlichen Pobacken vor ihm abliefen. »Nun, ich meine, so ähnlich … nein, eigentlich genauso. Sie hat stählerne Pobacken. Wirklich. Und die gleiche Art von … unaufhaltsamer mechanischer Stets-bereit-Haltung. Ich dachte immer, das käme von gut geölten Kolben, aber jetzt bin ich mir nicht sicher, ob es nicht etwas mit dem Stärke-Gewicht-Verhältnis zu tun hat. Ja, das würde es erklären. Ich habe immer befürchtet, dass sie mich zerquetscht, dabei ist sie einfach so stark, dass sie sich bewegen kann, als wäre sie leicht wie eine Feder, solange etwas von ihr im Kontakt mit der Einrichtung steht. Kostet allerdings einiges an Einrichtungsgegenständen. Beim nächsten Mal sollte ich vorher anrufen und ein paar verstärkte Teile bereitstellen lassen. Das Bett war allerdings okay, sobald alle vier Beine abgebrochen waren und es flach auf dem Boden lag. Das Hotel war sehr verständnisvoll, aber andererseits hat Jelly auch dafür bezahlt.
    Du unterbrichst mich, wenn ich dich langweile, ja? Ich rede nur gern, wenn ich nervös bin, und dieses ganze Verschollen-und-beinahe-tot-Sein hat mich ein bisschen aufgewühlt. Normalerweise habe ich alles unter Kontrolle – man darf im Krieg nicht weinen und so –, aber da nur du und ich hier noch am Leben sind, glaube ich nicht, dass der Geheimdienst es mir übel nehmen wird, wenn ich meine elfische Seite zeige. Ich hoffe ein wenig, dass du etwas zu sagen lernst, was ich verstehen kann, wenn ich lange genug weitermache, Freitag. Denn du hast ja quasi Elfenohren.«
    Herr Kopf stampfte ohne Reaktion weiter.
    »Vielleicht auch nicht«, sagte Zal und sparte sich den Atem für den Weg, der recht lang werden könnte. Der Horizont, auf den sie zuhielten, war so flach, dass er wie eine gerade Linie wirkte. »Freitag Kopf. Falls jemand fragt. Das ist dein Name«, sagte er dann. »Herr F. Kopf. Oder … Herr Kopf auf jeden Fall. Ich frage mich, was du bist.«
    Und das fragte er sich, bis sie zu der Spalte in der Wüste kamen, von der das Nichts ausging – oder darin schimmerte. Herr Kopf blieb davor stehen.
    »Eine Bruchlinie«, sagte Zal und starrte auf das matte Nichtsein des Nichts. »Eine Öffnung zum Akashic-Raum. Sehr gefährlich. Sehr … dazwischen. Sehr ultimative Instabilität.«
    Der gigantische Elf stand wie eine Statue dort. Gelegentlich blinzelte er.
    »Wenn ich eine Fee wäre«, sagte Zal und klopfte beruhigend auf den massigen Arm neben ihm, »wäre das sehr hilfreich.«
    Herr Kopf beugte sich vor und starrte ins Nichts. Es gab nichts zu sehen. Das war keine Sache, die man sehen konnte. Es war ein Nichtsein. Zal wusste, dass man es passierte, wenn man Portale öffnete, aber es war weniger ein Durchqueren als vielmehr ein Zusammenziehen zweier Welten, bis man für einen Moment ein Loch hindurchschlagen konnte. Man sprang nicht im eigentlichen Sinne über den Abgrund oder hindurch. Nekromanten taten es, um nach Thanatopia zu gelangen. Feen taten es, in den unwirklichen Augenblicken des Formen-

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