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Lila Black 02 - Unter Strom

Lila Black 02 - Unter Strom

Titel: Lila Black 02 - Unter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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Nebel im Wind auf. Sie setzte sich auf, öffnete dem Ast alle ihre Zugänge, auf maximaler Bandbreite, und aktivierte die Sicherheitsumgehung. Binnen weniger Sekunden konnte sie Kameraaufzeichnungen von seiner Ankunft am Flughafen in Illyria und seinem Transit zum Hotel sehen. Sie sah sein Zimmer, seine Zimmerservicerechnung – ziemlich hoch, aber nichts allzu Außergewöhnliches … ein Kartenspiel …
    Sie sah sich den Tag, an dem sie abgereist war, im Zeitraffer an, behielt die Lobby im Auge, die Aktivitätslogbücher der Türen, die Zal benutzt hatte.
    Sie sah Malachi hereinkommen, den Mantel ausziehen, den Rezeptionisten etwas fragen und dann zu den Aufzügen gehen … Es gab natürlich keine Kameras im Zimmer selbst, und soweit sie es sagen konnte, hatte er das Zimmer an diesem Tag nicht durch die Tür verlassen. Es war nicht aufgezeichnet, dass Zal das Hotel verlassen hatte, zumindest hatte er nicht ausgecheckt, aber seine Aktivitäten dort endeten drei Stunden nach Malachis Ankunft. Danach kam nichts mehr.
    Sie rief Jolene an. »Hi, hier ist Lila.«
    »Oh, Gott sei Dank. Ich nehme an, Zal ist bei dir?«
    »Äh, nein«, sagte Lila und spürte, wie sich ein eisiger Knoten in ihrem Magen bildete. »Ich hatte gehofft, du könntest mir sagen, wo er steckt.«
    »Ich nahm an, er wäre bei dir.« Jolenes verkniffene Anspannung sprang über alle Technologiegrenzen hinweg und ließ Lilas Nerven klingen. »Er ist vorvorgestern abgezischt, bestand darauf, er müsse nach Dämonia. Das war offensichtlich gelogen, aber das habe ich mir schon gedacht.«
    »Aber er sagte, da wolle er hin?«
    »Schon, aber was heißt das schon?« Jolene schaffte es, zugleich extrem angepisst und selbstzufrieden zu klingen. Lila machte sich nicht die Mühe, über die Gründe dafür nachzudenken.
    »Wenn ich ihn finde, sage ich ihm, dass du dir Sorgen machst«, erwiderte sie und legte auf.
    Malachi kam zurück, setzte sich hinters Lenkrad und legte sich eine offene braune Papiertüte auf den Schoß, schloss dann die Tür. Lila wandte sich ihm zu und nahm die Sonnenbrille ab.
    »Du hast gar nicht erwähnt, dass du bei Zal warst.«
    Hinter ihren Augen leuchteten Nachrichten auf, die sie aufforderten, sich sofort bei Delaware zu melden, sofort ins Büro zurückzukehren, die Abschlussbesprechung abzuhalten, ihre Daten herunterzuladen. Sie beendete die Verbindung zum Netzwerk und schaltete die KI wieder aus. Es gab zu viel zu erklären und zu wenig Zeit, um es überhaupt zu versuchen.
    Malachi seufzte und ließ die Schultern sinken. »Wollte ich erwähnen«, sagte er, »aber dann gab es all die anderen wichtigen Dinge, die ich dir vorher erzählen musste.«
    »Er wird vermisst.«
    »Nö«, sagte Malachi. »Er wollte dich sehen.«
    »Ja, und?«
    »Also macht er vermutlich jetzt erst noch etwas anderes, nachdem er dich nicht getroffen hat. Es sind doch erst …« Er schob den rechten Ärmel hoch und sah auf seine Uhr. »Achtundvierzig Stunden.«
    »Seit was?«, wollte Lila wissen. »Seit du die weite Reise nach Illyria unternommen hast, um ihn persönlich zu treffen. Warum?«
    Malachi klopfte mit den Fingern aufs Lenkrad und starrte geradeaus, bevor er sie ansah. »Ich habe mir Sorgen um dich gemacht.«
    Sie starrte ihn an, suchte in seinen undurchdringlichen orangefarbenen Katzenaugen nach Anzeichen für eine Lüge, aber sie fand keine. Er wirkte grimmig und irgendwie gedankenverloren.
    »Und was passierte dann?«
    »Wir spielten Karten. Redeten. Er schien zu glauben, er habe alles im Griff.«
    »Aber du glaubst das nicht.«
    Er atmete tief durch und senkte den Kopf, als er sie, ohne zu blinzeln, fixierte. Er war völlig ernst. »Li, du bist noch nicht lange aus der Rehabilitation heraus. Der letzte Monat war angefüllt mit großen Mengen übler Scheiße, und aus irgendeinem Grund sind Delaware und du so ziemlich die Einzigen, die nicht bemerken, dass du gerade eine gewaltige psychische Bugwelle verursachst. Vermutlich, weil ihr beide euch einen Kampf um die Hauptrolle im Stück ›Cleopatra, Königin der Verdrängung‹ liefert. Es gibt nur einen Grund, warum dich diese Turbulenz noch nicht getötet hat: Du rennst so verdammt schnell. Aber diese Geschwindigkeit kannst du nicht beibehalten, Baby. Es geht einfach nicht. Wir Adepten können alle deinen Schmerz spüren.«
    Er schaute auf das rote Juwel in ihrem Ohr.
    »Sogar Zal kann das. Du stürzt ab, und ich will nicht, dass du brennst.«
    »Ich …«
    Malachi unterbrach sie gnadenlos: »Nein, du

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