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Lila Black 02 - Unter Strom

Lila Black 02 - Unter Strom

Titel: Lila Black 02 - Unter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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licht.
    Ich sah drei Schiffe herbeisegeln …
    »Rudert, Jungs!«, rief eine Jungenstimme über ihm im unendlichen Grau. »Seht euch das an, der Lümmel treibt im Wasser! Schnappt euch die Haken und Netze und eilt euch! Beidrehen, beidrehen, Mann über Bord!«
    Eine Schiffsglocke erklang, traurig, aber rein.
    Er hörte die Brandung und spürte das Heben und Senken von Wellen.
    »Was haben wir denn hier?«, fragte eine Frauenstimme, und plötzlich wurde er an der Seite eines Stahlschiffs hochgezogen, das so real und massiv wie echtes Material war, gleichzeitig aber kalt und schwerelos. Ein Geisterschiff.
    Er landete zitternd auf dem Deck, und sein Andalun war vom eisigen Äther halb gefroren.
    »Was haben wir denn hier?«, wiederholte der Junge, ein kaffeefarbener Zehnjähriger in einer zu großen Marineuniform für Erwachsene. Er richtete den Dreispitz eines Admirals auf dem Kopf. Die nackten Füße schauten unter zerrissenen blauen Hosen hervor, und ein Schwert steckte schräg in einem weißen Ledergürtel, der dreimal um seine Hüfte gewickelt war. Er drohte darüber zu stolpern, aber er hielt den Griff fest umklammert.
    »Ah, das ist ein Halber«, sagte die Frauenstimme und näherte sich durch den dichten Nebel, der alles umschloss. »Aber wer ist sein Gefährte?«
    Zal sah in das unergründliche Gesicht von Abida Ereba und sagte: »Dies ist mein wissenschaftlicher Mitarbeiter, Herr Kopf.« Er schenkte ihr ein Lächeln, von dem er hoffte, dass es gewinnend wirkte.

 
19
     
     
    Lila spürte einen stechenden Schmerz in ihrem Ohr und dann das Kratzen von Krallen, die an der Schulter ihr Kleid und dann ihre Haut durchstachen.
    »Tadaaaa!«, erklärte Thingamajig und stand in Showpose da, ein breites Grinsen auf dem Gesicht.
    Max setzte sich in den Sand, nicht ganz freiwillig, und ihr Mund stand offen. Buster und Rusty sprangen wütend bellend auf.
    Thingamajig grinste weiterhin, aber sein Lächeln gefror ein wenig. »Ich bin doch nicht zu spät, oder? Oder?«
    Willst du mich für einen späteren Zeitpunkt in der Show aufsparen?,  fragte Tath trocken.
    Lila antwortete nicht. Sie ließ die Waffen wieder verschwinden und erlaubte der Haut auf ihren Armen, sich wieder zusammenzufügen. Es geschah langsam, als würde warmes Plastik zusammenschmelzen. Die abgeworfenen Teile schimmerten in der Sonne. Sie hatte nicht mal gewusst, dass sie das konnte.
    Die Hunde umkreisten Max aufgeregt und winselten. Max starrte nur, und ihr T-Shirt wurde wie eine alte Flagge an einem umgestürzten Mast gegen ihren knochigen Körper geweht. Buster jaulte und hechelte. Rusty schaute Lila an, legte den Kopf schief, und die Ohren hoben und senkten sich unentschlossen.
    »Verschwinde«, befahl Lila Thingamajig.
    »Aber ich …«
    »Sofort.« Sie würde in einem Moment weinen, und sie wusste, dass es nicht ihretwegen war. Das verdiente sie nicht.
    Der Kobold plapperte: »Ich kann dir hier helfen. Ich bin ein ausgebildeter Berater und Gesprächspartner für alle Arten von Streit und Diskussionen. Familienwiedervereinigungen sind meine Spezialität.«
    Tath tat etwas, was Lila nicht verstand, aber sie spürte die Energie wie einen Blitz durch ihre Schulter und in den kleinen Körper des Kobolds schießen. Der Kobold quiekte und sprang wieder in seine Steinform. Taths Wirbel nahm eine Form an, die Befriedigung ausdrückte, und seine Zufriedenheit füllte Lilas leeren Magen. Es gab ihr auch die nötige Kraft, um nicht zu weinen. Sie wischte einen Moment an ihrem Rock herum, wo die sich ausbreitenden Beine ihn zerrissen hatten und lose Fäden hingen.
    Max bewegte den Mund. Lila erkannte, dass es all die frechen Kommentare waren, die Max im Kopf herumgingen, die sie aber nicht aussprechen konnte. Die clevere, scharfzüngige Max, die immer zu allem etwas zu sagen hatte. Lila drängte sie innerlich, sich zusammenzureißen. Sie hatte Max nicht in eine stumme Parodie verwandeln wollen. Sie hatte die schreckliche Tat nur hinter sich bringen wollen, um die Wahrheit zu zeigen, denn sie auszusprechen brachte sie aus irgendeinem Grund nicht über sich.
    »Ich … äh …«, setzte Max an. »Ich wusste nicht, dass man so was von der Krankenversicherung kriegt.« Die Worte glitten im Automatikmodus aus ihr heraus, als wüsste sie nicht recht, wo sie herkamen. Sie schaute in Lilas silberne Augen, ohne den Gesichtsausdruck zu ändern, und brabbelte: »Ist es nicht Wahnsinn, was man heutzutage alles machen kann? Für einen Augenblick dachte ich, du hättest dich

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