Lila Black 02 - Unter Strom
das Auto wackelte, als er einstieg. Ein seltsamer Schmerz durchfuhr sie, körperlich und nicht körperlich zugleich.
»Wir sollten zurückgehen«, sagte sie.
Max zuckte zustimmend mit dem Kopf, und die Hunde standen sofort auf. Sie gingen zum Haus zurück. Während sie die Stufen zur Veranda hinaufstieg, hörte und fühlte Lila das Holz unter ihren Füßen, und eine andere Art von Schmerz nistete sich knapp unter ihrem Zwerchfell ein. So blieb es auf dem ganzen Weg hinein. Ein neues Zimmer, ein neuer Gegenstand, ein neuer Schmerz.
Zum ersten Mal erkannte sie, dass sie in einem abgenutzten, heruntergekommenen Haus lebten. In ihrer Erinnerung war es prächtig und großartig gewesen, dabei war es nur ganz gewöhnlich. Ein rotes Absperrband klebte quer über der Tür, die ins Wohnzimmer führte. Sie drückte mit den Fingerspitzen gegen die Tür, und sie schwang nach innen auf. Max war bereits in die Küche gegangen. Hinter ihr erklang ein Geräusch. Lila drehte sich um und sah, wie Cara Delaware die Eingangstür öffnete.
»Wegen der Spurensicherung ist der Zutritt verboten.«
Lila nickte, hatte aber vor, das Zimmer später zu untersuchen. »Was wollen Sie?«
»Ich will nur helfen.«
»Sie können mir helfen, indem Sie woandershin gehen«, sagte Lila. »Im Moment ist Zeit für die Familie angesagt.«
»Wir müssen über Dämonia sprechen«, sagte Delaware. »Der Wagen wird dafür ausreichend sein. Ich weiß, dass dies eine schwierige Zeit für Sie ist, aber ich weiß auch, dass Sie mir zustimmen werden, wenn ich die Angelegenheit als dringend bezeichne.«
Lila kochte vor Wut.
Sie könnte noch Informationen besitzen, die wir erfahren sollten, sagte Tath, ganz der eiskalte Spion, wo sie immer noch nur eine wütende Tochter war.
»Okay«, sagte Lila. »In einer Minute.« Sie ging zu Max, um ihr zu erklären, was sie tat.
»Na gut«, sagte Max mit einem einseitigen Achselzucken und drückte dadurch aus, dass es ihr egal war. Sie ließ die Schultern hängen, als sie sich zu einer Wochenladung schmutziger Töpfe in der Spüle beugte, um sie abzuwaschen.
Lila schaltete das Radio ein und suchte einen Popsender. Sie ertrug die grimmige Stille in dem Haus keine Sekunde länger. Max seufzte. Es tat erneut weh, als Lila ging. Sie schaltete das Licht an, und das gelbe Leuchten sollte aufmunternd wirken. Aber es erhellte den Raum nur und zeigte, wie unordentlich und staubig er war. Auf dem Tisch stapelten sich Bücher über Kartenspielen und Kochbüchern.
Als sie das Zimmer verlassen wollte, sah sie den Kalender. Er zeigte noch immer die gleiche Ansicht eines Sonnenuntergangs in Nova Scotia wie bei ihrem letzten Besuch. Das war im Dezember vor drei Jahren gewesen. Die Ecke des Blatts war geknickt, und die Farben waren verblasst.
Lila ging hinaus und zu dem wartenden Auto. Sie nickte Malachi im Vorbeigehen zu. Er hob lässig den Finger der Hand, die auf der Lehne des Beifahrersitzes ruhte, womit er anzeigte, dass er etwas zu sagen hatte, aber warten würde. Eine plötzliche Welle der Zuneigung für ihn sorgte dafür, dass sie sich verletzlich fühlte. Sie öffnete die Tür des Kombis und setzte sich neben Delaware. Es überraschte sie nicht, die Verriegelung zu hören, sobald sie drinnen war.
Delaware schnupperte, roch offenbar den Rauch in Lilas Haar und Kleidung.
»Die Abteilung möchte Ihnen ihr aufrichtiges Beileid für Ihren Verlust aussprechen.«
Lila nickte stumm.
»Wenn Sie jetzt Ihr Kommunikationssystem bitte wieder mit dem Incon-Ast verbinden würden – Sie haben eine Menge Nachrichten erhalten, deren Inhalt Sie kennen sollten.«
Sie wartete. Lila machte keine Anstalten, die Verbindung herzustellen.
Delaware seufzte. »Wir haben für Ihr erstes Jahr im Einsatz viel von Ihnen verlangt. Ich verspreche Ihnen, dass wir Ihnen mehr Zeit geben werden, wieder ein Leben jenseits des Geheimdienstes aufzubauen, sobald dies hier vorbei ist.«
»Das haben Sie vorher auch nicht gemacht«, sagte Lila.
»Wir waren nicht sicher, ob Sie überleben würden«, antwortete Delaware. »Und es gibt so viele, die gern Zugriff auf Ihre Technologie hätten. Wir mussten sicher sein, dass Sie kein Risiko darstellten …«
»Ach, ich bitte Sie«, schnaubte Lila.
»Haben die Dämonen und Elfen nicht versucht, Sie gefangen zu nehmen? Wir dachten …«
»Nein, haben sie nicht«, unterbrach Lila sie. »Sie haben mich wie eine Person behandelt. Sogar die verfluchten Elfen, für die ich abartig bin, haben nicht versucht, mich zu
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