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Lila Black 02 - Unter Strom

Lila Black 02 - Unter Strom

Titel: Lila Black 02 - Unter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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Kleidung in Brand setzte. In jenen Tagen tat alles verdammt weh. In den meisten Nächten weinte er wie ein kleines Kind, aber das war sein Geheimnis.
    Und eines Tages ging er die Straße entlang, ein vollwertiges und respektiertes Mitglied der dämonischen Gesellschaft, koboldfrei, und hörte Sorcha singen. Er stimmte ein und folgte ihr. Er folgte ihr den ganzen Tag, stimmte sich auf ihre Melodien ein, bis sie schließlich nicht länger vorgeben konnte, es sei ihr egal, und sich umdrehte.
    »Spielst du meinen Schatten, oder was?«, fauchte sie, sogar dabei melodiös.
    »Ich bin dein Bruder«, sang er, als wäre er in einer Oper, und er war sich dessen sicher wie nie zuvor bei etwas.
    Sie lachte sofort los, laut, so sehr, dass sie sich vorbeugen musste und beinahe vornüberfiel. Die Dämonen in ihrer Begleitung schauten ihn misstrauisch, nervös und neidisch an. Sorcha wischte sich flammende Tränen aus den Augen, richtete sich auf, glitt zu ihm hinüber, starrte ihm ins Gesicht und öffnete die vollen roten Lippen.
    Sie blickte ihn an. Und dann sang sie eine Antwort: »Du bist es, bist es, bist es!«, in einem ansteigenden Durakkord. Und sang dann in leichten, operettenartigen Versen:
     
    »Wie reizend und erstaunlich, ich wünschte, du wärst jünger als ich,
    doch leider zeigt der Fluss der Flammen, du bist es nicht …
    Aus magischen und schrecklichen und tragischen Gründen
    muss ich zugeben, du hast recht und bist recht süß zu finden …«
     
    Sie holte Luft und machte einen Schritt zurück, um ihn von oben bis unten anzusehen.
     
    »Dein Gesicht ist finster, deine Natur sind Prinzipien,
    bist leider fast unsterblich, deine Ohren sind zum Piepen,
    bist verachtenswert und vernünftig, und das sollst du auch sein,
    als lieben Bruder nehm ich dich an, doch es schmerzt das Herze mein,
    dass, wenn ich Appetit auf Elfen kriege, ich sie jagen muss allein.«
     
    Sie standen sich gegenüber, und alle starrten sie an. Ein leichtes Fluggerät fiel vom Himmel, als sein Fahrer in seiner Verwunderung vergaß, den Wind zu besprechen.
    Sorcha packte ihn und küsste ihn leidenschaftlich auf den Mund. Der Kuss endete mit einem Schmatzen, das sicher noch auf dem Mars zu hören gewesen war. Sie wandte sich dem Publikum zu und sang:
     
    »Seid froh, dass nur ich mich mit dem Geschwisterfluch herumärgern muss,
    denn ich sage euch, das war ein verdammt guter Kuss!«
     
    Dann fügte sie hinzu:
     
    »Mit Söhnen der Bäume habe ich mich lange am liebsten bespaßt,
    aber jetzt will ich, dass jeder Einzelne von euch auf Pinocchio hier aufpasst.
    Hört auf mich, sonst sollt ihr im Feuer unerwiderter Liebe verenden,
    bis ihr so durchgeschmort seid, dass es Zeit ist, euch zu wenden!«
     
    Ihre mit roten Krallen bewehrte Hand vollführte die weit ausholende Geste eines lebenslangen Fluchs, und das Zeichen leuchtete vor ihr in der Luft auf. Dann wandte sie sich zu Suha um und sprach normal: »Also, Bruder, wie nennt man dich zu Hause?«
    »Zal«, sagte Zal.
    »Abendessen gibt’s um sechs. Und jetzt verschwinde, ich muss jeden auf der Welt anrufen, um ihm zu erzählen, dass mich ein Hippie-Baumkuschler gezwungen hat, eine verdammte improvisierte Arie zu singen.« Sie zeigte mit dem Finger. »Das Haus liegt in dieser Richtung. Bis du es findest, wird man dich da schon erwarten.«
     
    Er erinnerte sich daran, wie er im dunklen Zimmer von Solomons Folly stand, voll bösartigem Verlangen, seinen neuen Bodyguard zu nerven, um ihnen zu zeigen, dass man ihm nicht folgen würde, und um sie aus der Gefahrenzone zu kriegen, weil die Leute näher kamen, die ihn tot sehen wollten.
    Er erinnerte sich daran, dass er »Blame it on the Sun« sang und dabei Stevie Wonders Stimme imitierte und dann zum ersten Mal Lila Amanda Black sah. Sie kam in das Zimmer, umgeben von einem gewaltigen magnetischen Feld, das nicht nur durch ihre Maschinen zu erklären war. Er erinnerte sich daran, dass sich seine Kehle zuzog und er so in der Lage war, sie zu sehen, bevor sie ihn entdeckte. Sie stand nah genug, dass er sie hätte berühren können, und er wollte sie so gern küssen, dass er es getan hätte, wenn sie nur noch ein Stückchen näher gekommen wäre.
    Natürlich hätte sie ihn dann getötet, aber das wäre es wert gewesen.
    Das wäre ein passendes Ende für ihn gewesen, dachte Zal, als er sogar das Gefühl von Herrn Kopfs Hand verlor. Er wünschte sich inständig, dass es Lila gut ging.
    Und dann hörte er eine Frauenstimme singen, klar und rein und

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