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Lila Black 02 - Unter Strom

Lila Black 02 - Unter Strom

Titel: Lila Black 02 - Unter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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leise.

 
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    Lila saß in der Hauptbibliothek von Bathshebat und kaute am Ende ihres Stifts. Sie saß in einer privaten Nische vor einem halbrunden, hervorragend gearbeiteten Tisch; offene Bücher und Schriftrollen lagen um sie herum. Von deren Seiten und Runen stieg ein feiner Nebel aus Farben und Gerüchen auf, die sich zu einem hübschen Vorhang verflochten. Durch dieses Gewebe konnte sie deutlich die schönen Spitzbogenfenster des Turms sehen und durch sie hindurch die Türme, Wälle, Zinnen, Gewölbe, Minarette, Spitzen und Dächer der Stadt. Farbige Schindeln und solche aus schmückender Emaille zeigten sich in berückender Schönheit überall unter dem saphirblauen Himmel. Es war ein Ansturm der Schönheit.
    Der Stift schmeckte nach Zitrone. Ihre Notizen – allesamt handgeschrieben, weil es in Dämonia keine Elektrizität gab und weil sie etwas haben musste, das sie wie eine Gelehrte aussehen ließ – flatterten sanft in der warmen Brise und wären weggeflogen, hielte sie nicht ein hübscher dunkelblauer Briefbeschwerer an Ort und Stelle. Er war aus glattem Stein, den Lila gern berührte, und geformt wie eine schlafende Katze. Sie war sehr zufrieden, als sie ihn geistesabwesend mit einem Finger streichelte und die Anspannung von ihren Schultern gleiten ließ. Ihr Auftrag in Dämonia war ganz und gar nicht so schrecklich, wie sie geglaubt hatte, eher wie ein Urlaub.
    Das sanfte Grün der Bibliothekswände formte einen perfekten Rahmen für den mattgelben und aprikosenfarbenen Himmel, dachte sie, als sie einen weiteren spektakulären dämonischen Sonnenuntergang betrachtete. Die fledermausartigen, vogelartigen und ätherischen Formen der fliegenden Dämonen glitten dahin und stießen nach unten, und die hübschen Papiersegel der seltsamen Ein- und Zwei-Personen-Wagen, die wie Boote dahintrieben, segelten geräuschlos, mit wirbelnden Propellern durch die Luftstraßen. Der orangefarbene Sonnenuntergang lockte die schönsten Farbtöne der Stadt noch deutlicher hervor, sodass sie vor Schattierungen zu summen oder zu klingen schien, und zwischen den Gebäuden wanden sich die Kanäle in den perfekten Wasserkomplementärtönen.
    Das war das Problem mit Dämonia, dachte Lila, einmal mehr trunken von seiner Schönheit. Es war überwältigend schön. Jede Aussicht wirkte wie eine Postkarte, jede Straße wie aus dem Bilderbuch, jedes Geschäft war Aladins Höhle, jedes Café ein Füllhorn an Süßigkeiten, Gerüchen und göttlichen Tränken.
    Es gab viel zu viel Kunst in Dämonia, und das meiste war gut, im Gegensatz zu Otopia, wo es zwar auch eine Menge Kunst gab, das meiste aber mittelmäßig war. Und wer nicht glaubte, dass Schönheit der Höhepunkt der Kunst oder Evolution oder was auch immer war, für den gab es Straßenzüge, Theater, Viertel, Gesellschaften, Clubs, Gilden und Banden, die sich der Erforschung anderer Ansichten verschrieben hatten. Mittlerweile hatte Lila den Verdacht, dass es keine politische, intellektuelle, künstlerische, wissenschaftliche oder ästhetische Nische gab, die nicht irgendwo in dieser Welt ein Teehaus, ein paar Galerien, ein regelmäßiges Forum oder eine Sekte mit ihr verschriebenen Anhängern aufweisen konnte. Und das, bevor sie auch nur an den sozialen Wirbelwind aus Partys, Abendessen, Brunches, Leichenschmäusen, spontanen Theaterproduktionen, musischen Versammlungen, Vorträgen, Schauprozessen, Ausstellungen, Duellen, Feten, Vorstellungen, Demonstrationen, öffentlichen Experimenten, Rennen, Kämpfen und ausgelassenen Sausen jeder Art dachte, die Tag und Nacht, Nacht und Tag stattfanden.
    Es war eine Erholung, hier zwischen den Gaben des Bibliothekars zu sitzen, den ihr Sorchas Familie zur Seite gestellt hatte, und nicht mehr auf der achttägigen Rundreise von Feier zu Feier zu sein, die ihr »Einstieg« und ihre Einführung in die dämonische Gesellschaft gewesen waren. Keine Debütantin konnte jemals erschöpfter als Lila gewesen sein, nach all den Gesprächen, dem Tanzen, Essen, Trinken und dem Genuss all der feinen Dinge – dabei wurde sie von einem Fusionsreaktor angetrieben. Obwohl es in letzter Zeit eher gewirkt hatte, als werde sie von Kanapees und Champagner, Bier und Brezeln, Kaffee, Tee und Kuchen angetrieben.
    Natürlich wussten die Dämonen selbst, dass man sich den Spaß verdarb, wenn man etwas zu lange machte, und so hatten Sorcha und sie vor dem Beginn ihrer Studien einen Besuch in einem Spa eingelegt und sich einer Wochenration Entgiftung und

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