Lila Black 02 - Unter Strom
Zeit und durch Sorgfalt verdienen. Und es gibt so viel, um das man sich sorgen muss …«
Zal runzelte die Stirn. Malachi geriet ins Schwafeln, wie es Feen seiner Art oft taten. Zal hatte zwar seine Art noch nicht genau bestimmen können, aber er vermutete aufgrund der Kleidung und des Gesprächs, dass Malachi mächtig war. Es gab Mittel und Wege, um mehr herauszufinden …
»Wollen Sie Karten spielen, während wir uns unterhalten?«
»Ich dachte schon, Sie würden niemals fragen.« Der Feenmann griff in seine Innentasche und zog ein versiegeltes Kartenspiel hervor, riss die Plastikverpackung dabei mit dem Daumennagel auf und goss die Karten in einer einzigen fließenden Bewegung in seine ausgestreckte Hand. Der Karton landete auf dem Glastisch, das Plastik in seiner Tasche. Zal hatte nicht genau gesehen, was geschehen war, erkannte er. Malachi blickte ihn erwartungsvoll an.
Ein sanfter Wirbel wilder Magie, hervorgerufen von Malachis unsichtbaren Flügeln, schob sich zwischen sie – seine Anwesenheit würde sicherstellen, dass sie beide magische Formen des Betrugs beim anderen erkennen würden.
»Texas Hold’Em, kein Limit«, sagte Zal, lehnte sich vor und fühlte sich schon besser, jetzt, wo sie das alberne menschliche Gehabe abgelegt hatten, nicht mehr nur redeten, sondern endlich spielten. Er bewegte die Hände, und sie fühlten sich steif an. Es war zu lange her, dass er um etwas gespielt hatte, bei dem sich das Gewinnen lohnte.
»Fragen gegen Antworten. Eine Frage pro Spiel. Einsätze nach der Hoodoo-Regel …«
»Sie haben einen Hoodoo dabei?« Zal hätte erst einen holen müssen.
»Immer, Junge«, versicherte Malachi ihm mit einem Lächeln und zog eine Handvoll frisch gepflückten Grases aus seiner Jackentasche. Mit geschickten Fingern fertigte er daraus eine grobe Puppe. Er zog ein Haar von seinem Kopf, und Zal tat es ihm gleich, reichte das Haar hinüber. Malachi verflocht sie miteinander und wickelte sie dann wieder und wieder um das Gras, um eine Trennung von Kopf und Körper zu erreichen; das Haar war die Schlinge, die den Hals formte.
»Das wird reichen«, sagte Malachi und setzte die Puppe auf den Tisch, in den Schatten der Blumen. Er pustete auf einen Finger und klopfte der Puppe damit auf den Kopf.
Für einen kurzen Augenblick roch es nach alten Schlachtfeldern, auf denen Blut die Erde getränkt hatte. Eine leise Stimme sagte: »Nicht betrügen und nicht lügen, sonst werde ich dein Auge kriegen.«
»Cool«, sagte Zal anerkennend. Egal, was der Feenmann sonst noch war, er war ein guter Erschaff er, und Erschaffen war die schwierigste aller magischen Künste. Er beobachtete, wie der Mann die Karten mischte und der kleine Hoodoo sich hinsetzte, um zu warten.
Malachi mischte die Karten, und seine Finger verschwammen dabei zu einem Flirren, die Karten bewegten sich wie Wasser, vor, zurück und rundherum. Er gab zwei aus und legte den Rest beiseite. Zal betrachtete seine Karten betont gleichgültig. Pik-Dame, Karo-König. Die Fee blickte ihn an und wartete.
»Unpersönlich und uninteressant«, sagte Zal und begann so mit dem Mindesteinsatz, der Frageart mit dem geringsten Wert.
»Unpersönlich und interessant«, sagte Malachi und erhöhte damit gleich um zwei. Er beobachtete ihn genau.
Zal zuckte mit den Schultern und gähnte. »Unpersönlich und interessant«, sagte er und zog so mit.
Malachi legte zwei Karten offen auf den Tisch. Kreuz-Drei. Pik-Neun.
Zal spürte eine gewisse Enttäuschung, aber er bemühte sich, sie zu unterdrücken. Er wusste, dass sich jeder verriet, aber als erfahrener Lügner verriet man sich nur unter erfahrenen Augen, die einen kannten, und Malachi kannte ihn nicht gut genug. »Unpersönlich und vertraulich«, sagte er.
»Unpersönlich und vertraulich«, ging Malachi mit. Schweigend gab er die dritte Karte.
»Unpersönlich und brisant«, sagte Zal automatisch, immer bereit, ein Risiko einzugehen. Danach schaute er auf die Karte. Herz-Zehn.
»Unpersönlich und brisant.« Die sechste Karte erschien.
Zal befürchtete das Schlimmste. Sie deckten ihre Handkarten auf.
»Sie haben nichts«, sagte Malachi zufrieden und zeigte eine Zehn und eine Neun; zwei Paare. »Also, sollten wir den Menschen von den Anderen berichten, was glauben Sie?«
»Nö«, sagte Zal, las die Karten mit einem Seufzen auf und mischte sie. Dabei betrachtete er den Feenmann mit deutlich mehr Neugier als zuvor. Wie interessant, dass Malachi schon im allerersten Spiel so ein Tabu aufbrachte …
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