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Lila Black 02 - Unter Strom

Lila Black 02 - Unter Strom

Titel: Lila Black 02 - Unter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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Beinen nach einem Stalaktiten und hielt sich daran fest. Er stieß sich mit einem gewaltigen Sprung davon ab, öffnete die Flügel und segelte über die Köpfe der Menge und den Tisch hinweg, wobei er die Eisskulptur einer Feenprinzessin umwarf. Die Eisfigur krachte in die aufgebaute Pracht und verspritzte Essen auf die Umsitzenden, während Lila mit dem Pfeil in der Hand aus der Hocke hochkam. Er war in schleimiges, sanftblaues Blut gehüllt. Sie sah noch, wie Teazle sich grob von den Köpfen zweier Partybesucher abstieß, die protestierend und schmerzerfüllt aufschrien, und seinen nun plötzlich dünnen und biegsamen Körper über das Geländer eines Balkons nah unter dem Dach zog. Er verschwand mit rattenhafter Schnelle in einem der Gänge. Die Hälfte der Anwesenden, die seine Eskapaden beobachtet hatten, zuckten nur mit den Schultern und wandten sich wieder ihrem Amüsement zu. Lila schaute ihm hinterher und dann auf den Pfeil in ihrer Hand.
    Sie war überrascht, dass kleine Zeichen eingeschnitzt waren, die sie als Elfisch erkannte. Ihre KI scannte sie und teilte ihr mit, dass sie einfach eine phonetische Transkription ihres Namens waren. Sie schaute wieder hinauf zum Balkon: Warum sollte er sie auf diese Weise schützen? Sie wusste, wohin er unterwegs war: Er suchte den Schützen.
    Nun, sie hatte genug Partys für den Rest ihres Lebens gehabt. Sie hielt den Pfeil fest, ging einige Schritte rückwärts, sprang mit einem Satz über den Tisch und stieß sich dann vom Boden ab. Der Sprung kostete sie fast ihre ganze Kraft, aber er katapultierte sie in einem großen Bogen bis zum Balkon, wo sie das Geländer mit beiden Händen zu fassen bekam. Sie zog sich mit den Armen hinauf und über das Geländer hinweg, die Hände rechts, die Füße links. Dann stand sie vor einem engen dunklen Gang voller Leute, die jedoch vor Teazles unsanftem Ansturm beiseitegewichen waren. Einige lagen sogar auf dem Boden. Sie folgte der Spur aus Körpern, Beschwerden und überraschten Gesichtern, die sich ihr zuwandten, immer weiter hinauf durch eine lange Reihe von Sälen, bis sie auf einem großen Plateau im Freien ankam, umgeben von der weiten Nacht.
    Dies war eine Landeplattform, und sie sah ganz Bathshebat weit unter sich liegen. Die funkelnden Lichter und deren Schein spiegelten sich im Wasser wider, und davor zeichneten sich als Schatten die großen, langsam im Wind schwankenden Formen diverser Luftschiffe und Ballone ab, die hier geparkt worden waren.
    Das Schnauben und Scharren lebendiger Kreaturen verriet einen Stall weit zu ihrer Rechten. Sie hörte ein Gebrabbel und wandte sich um. Ein humanoider Dämon in einer Uniform stand unweit von ihr im Halbdunkel. Sie brauchte keinen Abschluss in dämonischer Kultur, um einen Parkplatzwächter zu erkennen. »Wo sind sie hin?«
    Der Dämon wies in Richtung Stadt. Er deutete pantomimisch ein Flügelschlagen an, womit er ausdrücken wollte, dass sie geflogen waren, und zuckte mit den Schultern, da sie ihnen offensichtlich nicht folgen konnte.
    Lila rannte auf die Kante der Plattform zu und stürzte sich, die Arme ausgebreitet, in die kalte Umarmung des Nachtwinds, der von der See heraufblies. Segel öffneten sich an der Unterseite ihrer Arme und ihrer Hüfte. Ihre Sensoren fanden das Ziel vor dem dunklen Hintergrund mit Leichtigkeit. Die Raketen in ihren Füßen entzündeten sich.
    Es war einfach unsagbar kalt.

 
7
     
     
    Malachi ließ Zal in der Suite zurück und verschwand über den einfachen Weg, durch die offene Balkontür und über das Geländer. Er schwebte sanft zu Boden, dachte dabei nach und schaute auf das Straßennetz der Stadt hinab, um den Verkehr im Auge zu haben.
    In Zals Nähe fühlte er sich sehr unwohl. Er strahlte eine seltsame Energie aus – was vielleicht nicht überraschend war –, und durch seine Abhängigkeit, die nicht nur eine einfache Abhängigkeit war, wurde eine komplizierte Person noch komplizierter. Zog man dazu noch seine persönlichen Probleme – das, was in Alfheim lauerte, um ihn zu quälen, und das ständige Gemoser der Plattenfirma – in Betracht, war Zal wohl so zuverlässig wie ein Affenpooka. Was er zur Hoodoo-Puppe gesagt hatte, würde wohl stimmen, aber Malachi war nicht sicher, ob Zal nicht eine Art Adept war … Wer wusste, was er alles anstellen konnte? Er hatte die cojones, die Puppe zu ertränken, also versteckte er entweder sein Talent für Zauberei, oder er ging bereits die Risiken ein, von denen Malachi gehofft hatte, er würde sie

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