Lila Black 02 - Unter Strom
sich in seine mühelose Selbstsicherheit, seine Prahlerei hineinzufühlen.
Sie verbeugte sich tief, mit geschlossenen Augen und ausgebreiteten Armen, zeigte Respekt, beendete dies jedoch schnell wieder und richtete sich auf. Kniff ihr Gegenüber die Augen zusammen? Sie war nicht sicher. Um sie herum wurde es still, weil die anderen sie allesamt beobachteten. Ohne zu zögern, die Hände von der sicheren Art Zals und nicht von den bremsenden Zweifeln Lilas geleitet, griff sie an ihre Schulter und riss an dem winzigen Kleid. Sie hatte vorgehabt, nur ein Stück abzureißen, aber das ganze Ding löste sich, und so stand sie dort, nackt bis auf das Blut und ihr Höschen. Sie warf der Principessa das Kleid in den Schoß. Dann drehte sie sich wortlos um und deaktivierte alle Verteidigungssysteme, während sie fortging.
Ihre nackte Haut glühte, und sie wartete auf den Angriff, der sicher kommen musste. Sie erreichte den Hauptsaal in einem Wirbel der Angst, der wie hochmütiger Stolz gewirkt haben musste, und sah sich verzweifelt nach etwas Vertrautem um.
»Das war gut«, sagte eine Stimme hinter ihr.
Sie drehte sich um, aber da war niemand. Dann öffnete die Drachenmann-Statue an der Wand ihre Augen und senkte den Kopf, um mit einem freundlichen Lächeln um den langen, krokodilartigen Mund auf sie herabzusehen.
»Respekt für die Familie, ein sehr respektvolles Geschenk, und dann eine Demonstration der Stärke am Ende. Als hättest du dein ganzes Leben hier gelebt.«
»Teazle?«, fragte Lila und sah, wie die große Statue – schneeweiß, geflügelt, muskulös und peinlicherweise nackt – schrumpfte, vom Podest trat und sich langsam auf allen vieren vorwärtsbewegte. Mit seinem langen Hals konnte er mühelos zu ihr aufsehen, auch wenn er sich unter ihr befand, seine Schulter auf Höhe ihrer Hüfte.
»Ich sagte es bereits, und ich sage es wieder«, bemerkte Teazle. »Hübsche Brüste.« Er ließ die Flügel auf dem Rücken zucken.
»Du bist es, oder?«, fragte Lila und fühlte Hitze von Teazles schlankem Körper aufsteigen, während er wie ein großer Hund neben ihr stand. »Du bist der Assassine, von dem sie sprechen.«
»Jetzt, wo ich bei dir bin, wird niemand mehr einen Anschlag auf dich versuchen«, sagte er. »Und diese albernen Duelleinladungen kannst du auch verbrennen. Jeder, der Hand an dich legt, muss sich vor mir verantworten. Einschließlich deines Elfen, wenn er so dumm ist hierherzukommen. Möchtest du etwas trinken? Ich bin ganz ausgetrocknet.« Er schlenderte in Richtung Haupttafel und wartete dann auf sie, damit sie aufschließen konnte. Der Schwanz mit der gefiederten Spitze schwang wie der eines Leoparden, geschmeidig und schwer.
Lila folgte ihm und fühlte sich seltsam sicher durch …
O bitte, sagte Tath. Nicht einmal du kannst so dumm sein und …
Lila ignorierte Tath. »Wir sind keine Freunde«, sagte sie, als sie Teazle erreichte, der sich an der Tafel auf zwei Beine aufgerichtet hatte, um an einem Brunnen zwei Gläser mit einer Art Wein zu füllen.
Er reichte ihr eines der tropfenden Gläser, leerte seines mit einer lässigen Geste und warf das Glas dann in die Menge.
»Wirklich? Was für eine Schande. Ich dachte, du wolltest herausfinden, welchen Weg dein Elfenliebhaber gegangen ist, um einer von uns zu werden. Aber wenn du sicher bist, dass du meine Hilfe nicht willst …«
Lila schaute den Dämon lange und ernst an, und zum ersten Mal, seit sie Dämonia betreten hatte, war sie sich wirklich sicher.
»Okay«, sagte sie, stellte den Drink ab und stemmte die Hände in die Hüfte. »Ich weiß, dass ihr genau wie die Elfen gern Spiele spielt …«
Teazle verzog bei diesen Worten das Gesicht, aber er hörte weiter zu, die weichen, kuhartigen Ohren in ihre Richtung geneigt.
»… aber ich habe die Nase voll von all diesem theatralischen Schauspiel …«
Sie bemerkte das Geschoss im selben Moment wie Teazle. Der Pfeil flog so schnell, dass er ihre Sensoren auslöste und sie dazu brachte, sich zu ducken, obwohl sie noch gar nichts sah. Im Gegensatz zu ihrer defensiven Bewegung sprang der Dämon mit einem Satz seiner dünnen, kräftigen Beine in die Luft. Er öffnete einen Flügel und drehte sich, als ihn der Sprung über Lilas Kopf hinweghob. Der Pfeil traf dort, wo die Federn in die Haut übergingen, und durchschlug das zähe Gewebe und das Fleisch mühelos. Seiner Geschwindigkeit beraubt fiel der Pfeil harmlos auf Lilas Schulter. Gleichzeitig griff Teazle mit seinen langen Armen und
Weitere Kostenlose Bücher