Lila Black 02 - Unter Strom
ihren Händen eine verblüffende Anzahl von Waffen an.
Hormone wurden ausgeschüttet, weshalb sie sich beinahe fühlte, als würde sie fliegen, als wäre sie übermenschlich und würde mit allem fertig. Ihre linke Hand zog in der Rückwärtsbewegung die Pistole aus dem Holster an der Seite ihres Beins und hob sie, um zu zielen.
Es gab ein Geräusch wie von einem tiefen Atemzug, dann das Klappern von zahlreichen Gegenständen auf der Steinempore um sie herum. Lilas Diamantennetz-Schild wurde weich wie Spinnweben und fing an, wie Löwenzahnpollen über ihr zu schweben. Ein kleiner Motor summte auf und zog ihn wieder ein, bereit für einen weiteren Einsatz.
Tausend Blitze wurden überall im Raum ausgelöst, und plötzlich erklangen donnernder Applaus und lautes Geheul. Lila, fest mit dem Boden verankert, bereit, ihr Leben zu verteidigen, erkannte, dass man ihr zujubelte.
Was für ein schönes Bild, du, die heldenhafte Retterin, und das wunderschöne Mädchen zu deinen Füßen, sagte Tath trocken, nicht ohne Neid.
Ich bin das Mädchen, widersprach Lila.
»Au«, sagte Sorcha und rekelte sich noch hübscher unter Lilas titanenhafter Pose. Sie lächelte und posierte mit Wonne für die Fotos, verstreute einige der vergifteten Bolzen, Pfeile, Schmuckstücke, Knochen, Amulette und Unterwäschestücke, die überall herumlagen, während sie sich pflichtgemäß wand. »Au, au, au …«
Widerlich.
Lila glaubte den Hauch eines anderen Gefühls in Tath zu spüren, aber er zog sich vollständig zurück, bevor sie es einordnen konnte. Die Musik spielte wieder. Graue Schatten eilten herbei, um den toten Pressekobold aufzulesen und sauber zu machen. Die Gespräche wurden wieder aufgenommen, aber alle Worte, die nicht für ihre Ohren bestimmt waren – und das waren die meisten –, klangen eher wie weitere Stimmen, die in die Lieder einstimmten, als wären die, Sprecher Sänger in einem riesigen, aber nicht aufeinander eingespielten Chor. Langsam und Stück für Stück wurde ihr die Aufmerksamkeit entzogen, obwohl viele immer noch Blicke in ihre Richtung warfen. Langsam erhob sich Sorcha auf alle viere und krabbelte herum, wobei sie hier und da etwas auflas. Dann stand sie auf und präsentierte Lila ihre gefüllten Hände.
In einer lagen kleine Schriftrollen. »Herausforderungen zum Duell.« In der anderen lagen Knochen, die mit etwas umwunden waren, das wie Haar aussah. »Heiratsanträge.«
Lila steckte die Waffe weg, blieb aber im Verteidigungsmodus. Wenn er diese unglaubliche Menge an interessierten, fixierten, obsessiven Kreaturen von ihr fernhielt, durfte er aktiv bleiben. Sorcha reichte ihr die Rollen und Knochen.
»Was mache ich damit?«
»Wen schert’s?« Sorcha warf ihre flammenden Haare zurück und lächelte einen hochgewachsenen grünen Dämon in einer Art Smoking strahlend an, der die Treppe heraufkam und ihr die Hand reichte. »Tanzen wir.«
»Sorcha …«, begann Lila einen Protest, aber ihre Führerin war bereits auf dem Weg die Treppe hinunter.
»Aus dem Weg!«, rief eine Stimme hinter ihr, als ein Dämon in wunderschöner gelber Leopardengestalt und mit Schmetterlingsflügeln vortrat und der Zeremonienmeister Namen rief …
Lila wollte beiseitetreten und Platz machen, aber sie wusste, dass sie damit ihren großen Auftritt zunichtemachen würde. Sie schüttelte den Kopf und stieß den Leoparden zurück, wobei die KI dafür sorgte, dass sie ruhig wirkte. Im Innern war sie außer sich vor Angst. Sie hatte keine Ahnung, was sie tun sollte, wenn sie das Ende der Treppe erreichte. Wie hatte der Zeremonienmeister sie genannt? Freundesmörderin? Sie wurde kurzatmig. Sie hoffte, dass ihre Angst sich nicht in ihrem Gesicht zeigte oder in ihrem Geruch, oder was auch immer sie ausmachen konnten.
Sie lieben Titel, sagte Tath, vor allem wahre. Sie lieben Namen.
Sie schaute sich nach den wenigen Gesichtern um, die sie kannte – Sorcha, die beunruhigend weit weg von ihr in der Menge stand, dem Anschein nach umworben von mindestens einem Dutzend Personen … Aber Teazle? Wenn er sie hierher eingeladen hatte, würde er doch wohl auch hier sein, um mit ihr zu sprechen? Aber sie erreichte die letzte Treppenstufe, ohne dass sie seine blaue gefiederte Gestalt entdeckte. Sie sah Dämonen, die aussahen wie er, aber sie hatten keine Hörner …
Die Dämonenmenge teilte sich langsam, als sie sich näherte, um sie durchzulassen. Sie ging weiter, weil sie keine Ahnung hatte, wohin sie gehen oder was sie tun sollte. Während
Weitere Kostenlose Bücher