Lila Black 02 - Unter Strom
denn ich könnte wenig durch sie gewinnen. Ich würde aus Liebe heiraten, aber ich habe noch keine Kreatur getroffen, die diese Leidenschaft in mir weckt.
Diese Dämonen, die mir in meinem Haus und in der Welt dort draußen dienen, sind Knechte, die sich mir im Geiste einer Werbung näherten, trotz meiner Ablehnung. Nicht zurückgegebene Freier, wenn man so will. Sie wollten meine Nähe um jeden Preis, und so wurden sie willentlich meine Kreaturen. Früher einmal waren sie unabhängige Wesen wie du, aber jetzt ist ihr Wille der meine. Sie stellen eine ausreichende Verantwortung dar, darum suche ich keine weiteren.«
»An der verdammten Spitze ist es immer einsam!«, kicherte der Kobold. Er war fertig mit dem ersten Zuckerwürfel und steckte seinen Kopf gierig in die Teetasse.
Schlürf- und Schluckgeräusche beendeten seinen Kommentar.
»Diese Probleme kennst du sicher aus eigener Erfahrung«, sagte Madame und schaute Lila aufmerksam an. Ihr schwarzes Auge, so groß für ein Vogelauge, so dunkel, verengte sich zu einem beinahe menschlichen Ausdruck wissender Gerissenheit.
»Ich?«
»Man kann jeden aus beruflichen Gründen heiraten oder versklaven, aber wahre Partnerschaft kann nur unter Gleichgestellten existieren.«
»Das war ein Kompliment, falls du es nicht mitgekriegt hast«, sagte der Kobold, wischte sich das Gesicht am Kissen trocken und stürzte sich mit Elan auf den zweiten Zuckerwürfel.
Lila war aus dem Konzept gebracht. Was die Dämonin sagte, klang so herzlos, wie so viel in ihrer Kultur, und das Bild der toten Föten in ihren Behältern und Bottichen kam ihr wieder vor Augen. Sie schaute an sich herab und fühlte plötzlich das klebrige, gerinnende Blut an ihren Händen, auf der Schulter, im Gesicht. Sie lehnte sich ruckartig vor und stellte ihre Tasse klappernd auf den Beistelltisch neben ihr.
»Ich bin Ihnen nicht gleichgestellt. Ich bin überhaupt nicht wie Sie. Ich würde niemals jemanden aus diesen Gründen heiraten. Ich könnte es nicht. Ich …« Sie verstummte. Die Worte blieben ihr in der Kehle stecken. Aus unerfindlichen Gründen erinnerte sie sich an die im silbernen Netz gefesselte Dunkelelfe, die in ihrem Zimmer gefangen war. Wie spät war es? Sie schaute zur Sonne hinaus und gleichzeitig auf ihre interne Uhr.
»Wie interessant«, sagte Madame Des Loupes mit deutlicher Herablassung in der Stimme. Ihr Kopf vollführte eine dieser plötzlichen, vogelartigen Bewegungen, die Lila und den Kobold unwillkürlich zusammenzucken ließen.
In Lilas Brust macht Tath vor Angst einen Salto.
»Was meinen Sie?«, versuchte Lila Zeit zu gewinnen und suchte nach einer Chemikalie oder einem Maschinenteil in ihr, mit dem sie das plötzliche Gefühl zu fallen kompensieren könnte. Ihre KI aktivierte sich, schüttete Stimulanzien in ihre Blutbahn aus und Serotonin, um sie selbstsicherer zu machen.
»Du bist eine Lügnerin«, sagte Madame. »Du bist bereits mit dem elfenstämmigen Dämon der Ahrimani verbunden. Von dem alfheimischen Geist ganz zu schweigen, mit dem du diesen Körper teilst. Außerdem ziehst du die Eheabsichten von Dämonias geliebtem Sohn, dem Phasenwandler Teazle, in Erwägung. Und doch sprichst du mit der Inbrunst der Wahrheit. Du verbirgst sehr viel vor dir selbst. Du nutzt deine alchemistische Kraft dazu. Ein starker Wille. Er wird schwer zu brechen sein. Umso schlimmer für dich.«
Lila war vor Wut erstarrt, wortwörtlich erstarrt, etwas, von dem sie bisher dachte, dass es nur Leuten in Büchern passierte. »Ich bin mit Zal nicht verheiratet! Ich habe nichts dergleichen mit … mit … diesem Elfengeist zu schaffen … und ich habe ganz sicher nicht die Absicht, jemals eine Verbindung mit dieser weißen Monstrosität einzugehen!«
Sie stand auf und schaute unwillkürlich auf den Kobold, der versuchte, seinen Mund so weit wie möglich mit Zucker zu füllen, und mit beiden Händen nachschob. Sie entnahm seiner offensichtlichen Furcht, dass man so nicht mit den mächtigsten Dämonen sprach, aber es scherte sie nicht. Sie war außer sich vor Wut, aber jetzt begannen auch die Drogen zu wirken, und sie wusste, dass Wut ihr nicht bei ihrem eigentlichen Ziel helfen würde: die Wahrheit über Zals Dämonwerdung herauszufinden.
Sie riss sich zusammen und setzte sich, doch die Anstrengung verschlug ihr erneut die Sprache. Sie wollte es nicht wahrhaben, doch sie hatte das Gefühl, dass ihre Antworten ziemlich rassistische, intolerante Beschimpfungen gewesen waren. Schnell schob sie diesen
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