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Lila Black 02 - Unter Strom

Lila Black 02 - Unter Strom

Titel: Lila Black 02 - Unter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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Gedanken beiseite.
    Madame goss sich nonchalant einen weiteren Tee ein und trank ihn. Sie war so lieblich und beherrscht wie eine Geisha, als sie Lila ein Tablett voller kleiner Kuchen mit Zuckerguss anbot. »Petits Fours? Man isst in Bathshebat sehr spät zu Abend.«
    Lila lehnte mit einem Kopfschütteln ab, das sie beinahe nicht hinbekam. Der Kobold lehnte sich vor und nahm sich das erstbeste Küchlein, eine Zitronenschnitte, und warf es direkt in seine Teetasse. Dann schaute er zu, wie sich der weiche Kuchen mit der dunklen Flüssigkeit vollsog, und sein Gesicht war eine Maske reiner, offensichtlicher Lust.
    »Kennst du meine Lieblingsgeschichte der Menschen über den Teufel?«, fuhr Madame in gekonntem Bemühen fort, eine ruhige, höfliche Atmosphäre aufrechtzuerhalten. »Sie lautet wie folgt: Gott und der Teufel schauen zu, wie Adam seinen ersten Ausflug aus Eden in die weite Welt unternimmt. Adam hat dank seiner weisen Frau unlängst vom Baum der Erkenntnis gegessen und macht eine Bestandsaufnahme aller Dinge, die er sieht. Gott sagt zum Teufel: ›Also, was machst du jetzt? Willst du ihm all diese Wunder nehmen und stattdessen einen chaotischen Albtraum erschaffen?‹ Und der Teufel sagt: ›O Gott, nein. Ich werde ihm helfen, den Albtraum zu organisieren!‹«
    Madame stellte ihr Teeservice ab und säuberte ihren Schnabel. »Ich erwähne dies, weil ich möchte, dass du über die Hölle Bescheid weißt, Lila. Ich kann dir auch einfach alles sagen, was du zu wissen wünschst, aber das wird dir kein bisschen helfen, denn du bist eine Lügnerin.«
    Lila starrte die wunderschöne Kreatur mit einer schrecklichen Mischung aus Abscheu und Verbundenheit an. Die Spannungen zwischen ihr und Madame waren deutlich spürbar, wie eine lange, flache, vibrierende Klinge. Sie konnte nicht aufhören, ihr zuzuhören. Sie musste es tun, auch wenn sie es nicht wollte. Natürlich würde ein Dämon dieses Spiel spielen …
    »Ich spiele nicht mit Äther, Lila«, sagte Madame leise. »Das muss ich nicht. Ich sehe, was ist, das ist alles. Du denkst, ich hätte dich beleidigt, dabei sage ich dir nur, was du schon weißt. Du bist eine Lügnerin, eine Betrügerin, eine Diebin, eine Verräterin und eine Mörderin.«
    Die Wut hatte Lila erneut die Sprache verschlagen. Sie wollte sich bewegen, aber die Erstarrung hatte sich wie eine Bleijacke über sie gelegt.
    Der Kobold wurde von Aufregung und Gier übermannt, sprang auf, packte zwei Handvoll des feuchten Kuchens vor ihm und sprang dann mit einem froschartigen Satz auf den Tisch. Er landete in der großen Öffnung der Milchkanne und verschwand mit einem kleinen Spritzer darin. Die Kanne wackelte kurz und beruhigte sich dann wieder. In der nachfolgenden Stille erklangen schweineartige Geräusche gierigen Schlingens und Schlürfens.
    »Du bist unehrlich, waghalsig und unbedacht. Du tobst vor Wut. Du bist ein liebestolles Luder, im Feuer wie im Himmel …«
    »Genug!« Lila sprang auf. Ihre Stimme war lauter und trug weiter, als sie es für möglich gehalten hatte.
    Madame schaute sie mit einem glänzenden Auge an. Es starrte sie an, unaufhörlich, ohne zu blinzeln, emotionslos. »Das ist alles, was du über die Hölle wissen musst«, sagte sie nach einer ganzen Weile. Sie unterbrachen den Blickkontakt beide nicht, auch wenn Lilas Augen anfingen zu brennen. Sie würde diesen albernen Kampf nicht einseitig abbrechen …
    »Wovon sprechen Sie?«, fragte Lila scharf. »Hören Sie auf, in albernen Rätseln zu sprechen, abzuschweifen und zu versuchen, mich aus dem Gleichgewicht zu bringen. Öffnen Sie das Tor und schicken Sie mich in die Hölle. Ich habe keine Zeit für diesen Mist.«
    Madame Des Loupes seufzte. »Wie du wünschst«, sagte sie, legte die Hände auf ihre Knie und setzte sich aufrecht hin. Sie schaute einen Augenblick auf den Balkon hinaus, als müsse sie sich zusammennehmen, aber sie wirkte, als würde sie auf etwas Entferntes lauschen. »Aber du solltest wissen, dass es keinen bestimmten Eintrittspunkt in die Hölle gibt. Und wenn du die Welt der Verdammten betrittst, gehst du allein. Deine Begleiter werden bei dir sein, aber sie können dir nicht helfen. Nicht wahr, Thingamajig?« Sie schaute auf die Milchkanne.
    Das Gesicht des Kobolds schob sich für einen Moment über den Rand. »Du kennst meinen Namen«, sagte er vorwurfsvoll.
    »Ich kann ihn dir nicht sagen.« Madame zuckte mit den Schultern.
    Lila hatte das Gefühl, als müsse sie den Verstand verlieren. »Was? Was hat

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