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Lila Black 02 - Unter Strom

Lila Black 02 - Unter Strom

Titel: Lila Black 02 - Unter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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aufrechterhalten wurde, schwierig genug, Freundschaft zu schließen und sie am Leben zu erhalten.
    Die Geschichte war nur ein weiterer Baustein gewesen, den die Älteren zur Rechtfertigung ihres bigotten Hasses nutzten, hatte Zal geglaubt. Er hatte es nicht ausgehalten, das vergangene Unrecht zum aktuellen zu addieren, ohne dadurch seinen Fokus aus den Augen zu verlieren. Er wagte es nicht, darum hatte er die Geschichte der Nächtlichen nie studiert. Jetzt durchforstete er sein Hirn nach Hinweisen auf dieses flüchtige Wort – Dreschen. Die Spreu vom Weizen trennen, bedeutete es. Die Guten behalten, die Schlechten entsorgen. Es war ein Vorgang nach der Ernte.
    »Ah, sehr schlau«, sagte er zum Erdelementar, der den Knochen vor sich hinlegte und mit einem fragend erscheinenden Blick daraufsah. »Du hast recht, ich sollte versuchen, es zu entschlüsseln.«
    Er sagte nicht, dass der offensichtlichste Grund dafür, einen solchen Zauber auf die Knochen der Opfer anzuwenden, das Geständnis war; der erste Schritt in Richtung Vergebung für ein Verbrechen, für das verantwortlich zu sein man in Wirklichkeit nicht ertragen konnte. Nur in einer anderen Wirklichkeit, in der man schon lange abgetreten war – der Zukunft.
    Er blickte über das Feld. »Zeit zu ernten, Herr Kopf«, sagte er leise, und seine Stimme verlor sich fast im Knattern seines flammenden Körpers. Er ergriff den Knochen mit seiner brennenden Hand und schloss die Finger darum. Der Entschlüsselungszauber war einfach, die Macht, ihn in die Struktur zu binden, musste die Person aufbringen, die ihn gesprochen hatte, nicht der Auflösende. Also besaß dieser Bindende große Macht, wenn er all diese Leute in ihrer sterblichen Form vor dem Zerfall Zoomenons bewahren konnte … und Zal fragte sich, was er in der Hand hielt. Mehr als Informationen?
    Er spürte kein Verlangen fortzufahren. Stattdessen saß er eine Weile dort, dachte über die Dinge nach, die man in einem Skelett unterbringen konnte, und diese Sachen gefielen ihm nicht sonderlich. Er hätte es selbst nicht fertiggebracht, aber er war sicher, dass man einen Geisterkörper wieder in seine Gestalt zurückversetzen konnte. Wenn man wirklich gut war. Und unglaublich mächtig. Er hatte es gesehen, als Ilyatath den Übergang vorgenommen hatte. Es war ein Teil der Bindung der Nekromanten, der Weg, wie sie ihren Geist in ihrem stofflichen Körper verankerten, wenn sie durch die Zeit reisten.
    Es hatte in Alfheim keinen Nekromanten mehr als Ersten Lord gegeben, seit der Zeit, bevor die Menschen ihre Welt bevölkerten. Wenn das der Fall war, mussten diese Knochen mehr als alt sein; sie waren uralt, prähistorisch.
    »Herr Kopf«, sagte Zal unruhig und erinnerte sich daran, wie er vor langer Zeit Ilyas Körper bewacht hatte, als er, Zal, noch das loyale Herdentier gespielt hatte, im Wissen, dass er den Elf mit einem einzigen, einfachen Zauber für immer von den stofflichen Ebenen hätte verbannen können. Das wäre seine von Arië übertragene Aufgabe gewesen, wenn Ilya verändert zurückgekehrt wäre. Nekromantie war eine riskante Kunst. Selbst die Adepten mit der besten Ausbildung verirrten sich bei ihrer ersten Reise oft.
    Er hatte es nie ausgesprochen, aber jetzt sprang es ihm förmlich in den Mund: ein Geräusch, ein Ruf, ein Wort, das Gehorsam verlangte.
    Er wandte sich dem Erdelementar zu und wünschte, es wäre ein längerer Satz, als er sagte: »Ich gehe auf eine kleine Reise. Könnte eine Weile dauern.«
    Was hatte er zu verlieren? Er konnte nur hier mit ihnen zusammen sterben, hatte höchstens noch ein paar Stunden. Niemand kam nach Zoomenon. Niemand verließ es. Also, was konnte er sonst tun, als die Aufforderung zum Tanz anzunehmen?

 
14
     
     
    Lila?
    Sie wusste, dass es Tath war, und Tath benutzte sonst nie ihren Namen, also musste es wichtig sein.
    Sie hob den Kopf und wischte sich wütend mit den Handrücken die Tränen aus dem Gesicht. Plötzlich fühlte sich die künstliche Haut etwas gummiartig und zu kalt an.
    »Verdammt«, sagte sie und schaute sich nach etwas um, mit dem sie ihre Augen trocknen konnte, aber die einzige Möglichkeit wäre, ein paar Blätter von einem nahe stehenden Busch abzureißen. Also zog sie die Weste hoch und benutzte den Kragen. »Was?«
    Kleine klauenbewehrte Füße kratzten über die Bank neben ihr. Es war ein grüner Kobold, größer und fetter als der ihr bekannte, und er schaute sie mit gieriger Nachdenklichkeit an.
    »Verpiss dich«, sagte sie, aber er

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