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Lila Black 02 - Unter Strom

Lila Black 02 - Unter Strom

Titel: Lila Black 02 - Unter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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gelbem und orangefarbenem Feuer. Es sah aus, als würde er bei lebendigem Leib verbrannt.
    Er kicherte. Das war sehr lustig. Sicher war er verrückt, und der Tod stand unmittelbar bevor. Um ihn herum lagen die Knochen strahlend weiß auf dem Dunkelbraun des Siliziumsandes. Er bemerkte, dass er in der Lage war, die Ätherrückstände in ihnen zu sehen, wie ein schwaches Licht, das aus ihrem Innern leuchtete. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass er dazu früher schon einmal in der Lage gewesen war. Er wurde misstrauisch, und nach einigen Minuten erschien ihm das interessanter als der Tod, also setzte er sich auf.
    Etwas kitzelte ihn am Rücken. Er schob den Arm nach hinten, um sich heftig zwischen den Schulterblättern zu kratzen, aber bevor er auf die Haut traf, traf er auf einen dicken, elastischen Widerstand und fühlte dann die etwas klebrige, aber unverkennbare Form von Federn. Sein dämonischer Teil war stärker geworden, vermutlich weil die Elementare, die er in sich aufgenommen hatte, Feuer gewesen waren und seine dämonische Natur die Feueraffinität trug. Er fühlte sich besser. Zumindest eine Hälfte von ihm.
    Er verschaffte sich einen kurzen Überblick und schätzte, dass in den Knochen genug Äther verblieben war, um seine stoffliche Form für mehrere Tage zusammenzuhalten. Aber dann bemerkte er weitere Dinge an ihnen, die er vorher nicht erkannt hatte, weil er so sehr damit beschäftigt gewesen war, dankbar für ihre Energie zu sein. Sie waren ihm sehr vertraut, denn es waren Elfenknochen.
    Sein Augenblick der Freude verging schlagartig. Er schaute den Erdelementar beschämt an. Der war auf einem Haufen Lehm zusammengesunken und schaute ihn ruhig an. »Du sagst es keinem, und ich sage es keinem … Ich werde nicht …« Der Versuch schlug fehl.
    Er schaute wieder über das Schlachtfeld. Nein, kein Schlachtfeld, dachte er. Es gab hier keine Verletzungen, nur Verfall, und dieses seltsame Fortbestehen in einer Gegend, in welcher der Äther schon vor langer Zeit in seine reine Form umgewandelt worden sein sollte.
    Seine Neugier verdrängte die Abscheu über seinen Kannibalismus rasch. Er musterte die Hänge und die Form der Senke, in der die meisten Knochen lagen. Sie wurde von einer Reihe kreisförmiger Vertiefungen gebildet – viele von ihnen, Hunderte, die zufällig geschaffen worden waren, eine über der anderen …
    Zal stand auf und ging am Rand des Feldes entlang. Es dauerte nicht lange, bis ihm auffiel, dass in jedem Kreis die gleiche Anzahl von Leuten lag – stets sechs. Wo sie sich überlagerten, waren die Knochen durcheinandergemischt und türmten sich höher auf, einige waren auch zerstört. Er erkannte, dass hier etwas seit langer Zeit geschah, und er verstand es nicht. Diese kreisförmigen Vertiefungen waren die Abdrücke von mächtigen magischen Kreisen, Ringen zum Binden und um Tore zu öffnen. Es waren ausschließlich Elfen darin. Zal kannte den Durchmesser der Kreise seit seiner Kindheit: Es war die Größe eines Zaubers der doppelten Acht, einer Formel, die sechzehn gleichartige Zauberer benötigte, um sie zu sprechen.
    Diese Macht war selten – erfahrene Elfenzauberer waren Einzelgänger, die gern tief in den Wäldern lebten und den Kontakt zu anderen mieden. Ihre Andalun- Leiber waren so mächtig, dass sie den natürlichen Fluss in den Seelen anderer störten.
    Normalerweise gingen sie freiwillig ins Exil und verschrieben sich der Pflanzenzucht und dem Studium der Alchemie. Die einzige Person, die einen solchen Zauber anordnen konnte, war ein Lord oder eine Lady des Ersten Hauses … wenn er also das Alter der Knochen in Erfahrung bringen könnte, wüsste er, wer sie geschickt hatte. Das alles verwunderte ihn sehr, denn er hatte niemals davon gehört, dass jemand so viele ausgesandt oder so viele Kreise angeordnet hätte. Nur die Nächtlichen wechselten regelmäßig nach Zoomenon.
    Das erinnerte ihn an den Krieg. Lang befürchtet, nun ausgebrochen, und er war nirgendwo in seiner Nähe, obwohl er ein wichtiger Grund für seinen Ausbruch gewesen war. So wie Dar.
    Er hörte ein Stampfen hinter sich, und als er sich umdrehte, stand Herr Kartoffelkopf nah bei ihm und ahmte seine Haltung beinahe perfekt nach, die Lehmhände an den Lehmhüften, die Augenlöcher auf die Knochen gerichtet, die Stirn in Falten gelegt.
    »Ich hatte nicht vor, anderen den Krieg zu überlassen«, erklärte er der kleinen Figur.
    Der Lehmmann starrte ihn nur an.
    »Die können nicht aus dem Krieg

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