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Lila Black 02 - Unter Strom

Lila Black 02 - Unter Strom

Titel: Lila Black 02 - Unter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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Mit weniger als einem Gedanken konnte sie durch ihre Augen sehen, den Schlag ihres Herzens spüren. Sie waren Teil eines speziellen Stamms. Sie waren frei, und es tat gut, am Leben zu sein.
    Dann verblasste die Vision von Taths verlorenen Träumen, und sie saß wieder auf dem kalten Stein, umgeben von der dämonischen Nacht, der Wald ersetzt durch das Bellen und Pfeifen und Kreischen endlosen Kampfes.
    »Warum zeigst du mir das?« Lila war während dieser Offenbarung langsam erstarrt, die Feuer der Abscheu waren durch kalte Unsicherheit und starkes Heimweh ersetzt worden. Sie war ruhig und gefasst.
    Der Elf war ruhig, sprach nur leise zu ihr, ganz ohne Groll: Ich wollte einen Augenblick meiner Hölle mit dir teilen. In der Hölle sind wir alle einsam. Aber wir sind nicht allein dort.
    Lila sah in die Nacht hinaus. »Ich weiß nicht, warum jeder außer mir sich dieser Analyse so sicher ist. Ich fühle mich nicht, als wäre ich in der Hölle. Ich befinde mich in Dämonia, auf einem Einsatz, der außer Kontrolle geraten ist. Vermutlich ist es nicht mal schlimmer als das, was Dämonen jeden Tag erleben. Ich meine, schau sie dir an! Ich habe nur ein bisschen Mist gebaut. Ich kann es wieder in Ordnung bringen. Ich kann … etwas unternehmen …« Sie bemerkte, dass sie die Hände an ihren Lederleggings rieb, und hielt inne. Sie spürte Mitleid. Es war nicht ihr eigenes.
    »Wage es ja nicht, verdammtes Mitleid mit mir zu empfinden!«, rief sie und sprang auf. Es erschreckte sie beinahe so sehr, wie es Sorcha erschreckte, die eben durch die Tür trat. Ihr Haar flammte auf, während sie sich nach Ärger umsah.
    »Mit wem sprichst du?«
    Tath zog sich zurück, schnell und unauffällig. Lila stand dort und starrte ins Nichts. »Mit niemandem.«
    Sorcha sah einen Moment verblüfft aus, dann zuckte sie mit den Schultern. »Da will dich jemand sehen.«
    Lila starrte sie an, dann blickte sie auf die Handschellen.
    »Ein Freund«, sagte Sorcha.
    »Aber ich habe keine …«, setzte Lila an und verstummte dann. Sie atmete tief durch und nickte. »Hier?«
    Sorcha gab die Tür frei. Lila war überrascht, Malachi an ihr vorbei auf die Terrasse treten zu sehen. Er war der Letzte, den sie hier erwartet hätte … zumindest beinahe der Letzte.
    Sie spürte ein verwirrendes Aufwallen von Freude und Aufregung, und dann einen Augenblick der Bewunderung, als er aus dem dämmerigen Innern ins Licht der Fackel trat. Malachi sah in Otopia aus wie ein pechschwarzer Mensch. Ein pechschwarzer Mensch mit gelben Augen und einem Stil aus den 1940ern, Anzug und Schuhe immer perfekt, und manchmal lief er ein bisschen über dem Boden, als liefe er auf Luft. In Otopia sah man seine Flügel nie, hier schon, so wie die elfischen Andalun- Leiber.
    Lila hatte ihn noch nie in seiner natürlichen Feengestalt gesehen. Malachi sah weitaus stärker nach einer Katze aus, als sie in Erinnerung hatte. Er besaß Schnurrhaare auf der Oberlippe, die in dunklen Bögen und glänzend bis zu seinen Schultern reichten. Sein Haar war weicher und fellartiger und stand an den Seiten ab, als hätte er Katzenohren. Er besaß Flügel, die durch seine Jacke und den kamelfarbenen Regenmantel ragten, durchsichtige, sanfte Flügel wie feinste Spinnweben, von tintenschwarzen Linien durchzogen, die so dünn waren, dass sie die Umrisse von Flügeln in die Luft zu zeichnen schienen. Es gab zwei Paar, schmetterlingsartig geformt, mit gezackten Kanten, und sie glitzerten von reichlich grauem Glanzkohlenstaub, funkelnd und sanft.
    Seine großen Augen, orangefarben, mit geschlitzten Pupillen, sahen sich um und verengten sich, als die feinen Stränge, die sie für weitere Schnurrhaare gehalten hatte, sich bewegten und die Luft durchforsteten. Es waren mottenartige Fühler. Nach einem Moment legte er sie wieder an, und sie verschwanden unter seinem Haar.
    »So wie es aussieht, bringst du dich wohl überall in Schwierigkeiten«, sagte er, aber er klang nicht wirklich lässig. Sein Gesicht zeigte Anspannung.
    Lila untersagte sich, zu ihm zu gehen, um ihn zu begrüßen, denn sein Zögern ließ sie befangen werden. Sie wischte etwas Feuchtes von ihrem Arm und ließ dann die Schultern sinken. »Wie wahr«, sagte sie.
    Malachi sah auf Lilas Handschellen und zog eine seiner Schultern seltsam herunter. »Ich … können wir uns irgendwo unterhalten?«
    Lila knirschte mit den Zähnen. »Ich möchte nicht ausgehen. Da sind überall Leute.« Sie betete, dass Malachi verstehen würde, wie es war, wenn man in

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