Lila Black 02 - Unter Strom
überall mit hin.«
»In Otopia behaupten die Legenden, in die Hölle käme man nach dem Tod, um dort für alle Ewigkeit gefoltert zu werden … von Dämonen …«
Sorcha lachte, und die Nacht wurde von diesem Laut erhellt, glühte, funkelte einige Sekunden. »Das ist immer wieder lustig zu hören, Süße.«
Sie richtete sich auf und straffte die Schultern, ließ sie dann wieder sinken, und ihr Gesicht wurde wieder ernst und zuversichtlich. »Schau dich in den Welten um und finde heraus, wer die Fachleute darin sind, sich selbst zu quälen … Wo sind die Folterer und ihre Schatten? Dann wirst du die Hölle verlassen.«
Lila wagte impulsiv ein Risiko: »Madame Des Loupes sagte, sie wäre das Tor.«
Sorcha kniff die Augen zusammen, und sie färbten sich orange. »Sie hat das Tor für Zal geöffnet. Adai stammte aus ihrer Präfektur. Nun, da Adai nicht mehr ist, könntest du dort eine Verbündete brauchen. Ich hoffe nur, sie glaubt den Nachrichten über Adais Tod nicht … aber vielleicht wusste sie, was passieren würde … und hat dich gerufen …« Sorcha wirkte beunruhigt, und Lila erschauderte, denn die Luft war plötzlich kühl geworden, obwohl die Sonne noch nicht untergegangen war. Das Klimpern eines entfernten Klaviers drang zu ihnen herauf.
»Nachts mag ich Jazz«, sagte Sorcha ruhig. »Aber verrate das meinen Fans nicht.«
»Wenn man nicht als Dämon geboren werden muss, um einer zu sein, was muss man dann sein?«, fragte Lila.
»Erkenne dich selbst«, sagte Sorcha, und ihre Stimme strahlte eine Kraft und Autorität aus, die Lila bis ins Mark fuhr. Selbst Tath spürte es. »Und nimm alles an. Das ist das Herz eines Dämons. Und gleite auf dem Leben wie auf dem Wind. Nutze es, liebe es, lass es niemals los, bis zu dem Moment, wo du es loslassen musst, sonst musst du zusehen, wie es sich in seinen eigenen Schatten verwandelt, in den lebendigen Tod der Ängstlichen und Schwachen. Und dann verlasse es, ohne zu zögern, bevor du verdorben wirst. Das ist die Essenz des Heiligen, und es ist in die Form der Dämonen gegossen.«
»Sich selbst treu bleiben«, murmelte Lila.
»Sich selbst treu bleiben«, stimmte Sorcha zu. Sie stand auf und schüttelte ihr Haar zurück, atmete ein, während sie sich wieder in die hochmütige, stolze Diva verwandelte. Sie senkte den Kopf mit einer leichten Bewegung, die Lila überrascht als Respekt erkannte, ging zur Tür, öffnete sie und trat hindurch. Lila blieb allein.
Sie setzte sich und schaute auf das sanfte Glühen des Abends. Dann legte sie den Kopf in die Hände und weinte.
Morgendämmerung in Zoomenon. Die Sonne ging rasch auf, ein gnadenlos schmerzendes Gleißen, das sich in den Millionen reinen Kristallen brach, die überall aus der Sandwüste wuchsen. Farben schimmerten. Der Äther kreischte gequält auf, und Wettermuster bildeten sich aus der Ruhe der Nacht heraus, als Druckzonen sich mit seiner Verbreitung bildeten.
Das Licht offenbarte, dass zumindest Herr Kartoffelkopf eine gute Nacht gehabt hatte. Er war so groß wie ein Kürbis und stämmiger als zuvor, aber als Zal erschöpft aus seiner fiebrigen Ruhe erwachte, sah er, dass sich der Elementar durch das Nähren an den Toten langsam und nachdenklich in eine kleine humanoide Gestalt verwandelte, mit rudimentären Armen und Beinen, einer Knollennase und einem Strichmund. Er stand auf und sah sich um, wobei es ihm gelang, etwas erstaunt zu wirken.
Zal vermutete, dass er durch seinen Kampf gegen den Zerfall ziemlich mies aussah. Vor ihm lagen, so weit das Auge reichte … Skelette.
Das ergab keinen Sinn. In Zoomenon konnten nur reine Formen länger bestehen. Aber Zal interessierte sich im Moment nicht wirklich für wissenschaftliche Anomalien. Er kroch auf allen vieren über den feinen Staub, der das darstellte, was von seinem Abendessen übrig geblieben war, und fiel mit beinahe transzendentaler Dankbarkeit mit dem Gesicht voran auf einen zerbröckelnden Thorax.
Er verlor den Überblick darüber, wie viele Leichen er plünderte. Das Einzige, was er wahrnahm, war der Fluss des Äthers, das Auflodern der elementaren Feuerkraft, die ihm folgte, und das Brennen der Wiederbelebung, das es mit sich brachte. Er betrank sich daran wie im Wahn. Und dann lag er auf dem Grund der Grube, die er gefunden hatte, und starrte in den Himmel, der ihn nun nicht mehr schmerzte.
Er hob die Hände, um sie zu betrachten, und sah, dass sein Andalun wieder hervorgetreten war. Statt des üblichen Elfengrüns bestand er aus
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