Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lila Black 02 - Unter Strom

Lila Black 02 - Unter Strom

Titel: Lila Black 02 - Unter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
Vom Netzwerk:
dieser Stadt neu und fremd war. Er verstand wohl, denn nach einem Augenblick trat er zu ihr, mit einem schicksalsergebenen Ausdruck, aber entschlossen, ihr ein Zeichen der Freundschaft zu geben. Er legte ihr die Hand auf die Schulter und beugte sich vor, um ihr seinen üblichen Kuss auf die Wange zu geben, aber als er sich vorbeugte, gähnte er plötzlich stattdessen. Lila fühlte sich unwohl und tat nichts. Wie immer trübte die Nähe einer Fee ihre Schaltkreise etwas. Er richtete sich wieder auf und bedeckte den Mund mit einer Hand, deren Nägel lang und spitz waren.
    »Hat mich wohl stärker ermüdet, als ich dachte«, murmelte er, eher zu sich selbst, und lächelte Lila an. Doch das Lächeln verblasste schnell und ließ seinen Mund als drahtdünnen Strich zurück.
    »Was machst du hier?«, fragte sie. »Gibt es Probleme?«
    »Ich bin hier, um …« Sein Zögern und der Ernst waren untypisch für ihn, und Lila war erleichtert, als er aufhörte, sich zu verstellen, und einfach sagte: »Ich habe schlechte Neuigkeiten.«
    Er schaute über die Schulter zu Sorcha, die ihn mit einer kühlen Eleganz anlächelte, die aussagte, dass sie bleiben würde.
    Malachi zuckte die Achseln und wandte sich Lila wieder zu. Er nahm sie am Arm – wobei er den Matsch vermied – und führte sie bis ans Ende der Terrasse, wo Dattelpalmen ein wenig Schutz boten.
    Hinter ihnen erschienen Diener und begannen schnell und effektiv sauber zu machen. Sorcha schmollte und schlich um sie herum, im Versuch zu lauschen.
    Lila war für die Ablenkung seltsamerweise dankbar, egal, wie schlimm die Neuigkeiten waren, aber Malachi zögerte erneut und wischte sich mit dem Handrücken über das Gesicht – etwas, das Lila bei ihm nie zuvor gesehen hatte.
    »Machst du auf Katzenjammer?«, fragte sie, um ihm ein Lächeln zu entlocken. Er mochte alberne Witze.
    »Willst du dich nicht setzen?«, fragte er ungeduldig.
    »Nein«, antwortete sie. »Willst du nicht aufhören, Zeit zu schinden, und endlich erzählen?«
    »Lila, deine Eltern sind tot.«
    Sie sah, wie Sorcha im Hintergrund leicht zusammenzuckte. Einen Moment später, während der langen Stille, sprang Thingamajig auf das Balkongeländer, suchte nach ihr, öffnete den Mund, und dann schlug Sorchas Schwanz mit etwas weniger als hundert Stundenkilometern nach ihm. Der Kobold verschwand mit einem erstickten Schrei über die Kante.
    »Wie?«, fragte sie. Sie war seltsamerweise ganz ruhig. Es fühlte sich an, als habe sich in ihr und um sie herum ein großer Raum geöffnet, und was gerade noch wichtig erschien, wich an den Rand dieses Raums zurück.
    »Autounfall.«
    »Wirklich?« Sie hoffte, dass es so war. Sie sah ihn verzweifelt an, hoffte, dass nicht ihre Taten der Grund dafür waren. Sie betete … und war sich entfernt bewusst, dass es komisch war, für den Tod von Menschen zu beten, die man liebte.
    Seine stechenden orangefarbenen Augen fingen ihren Blick ruhig auf. »Ich habe es nicht gesehen.«
    Oh. Der Geheimdienst verheimlichte etwas… und zwar … »Dämonen?«
    Er zuckte die Achseln – er wusste es wirklich nicht. Etwas Staub löste sich von seinen Flügeln und funkelte in der Luft, eine Wolke beinahe schwereloser magischer Materie, die bald von der Brise davongetragen wurde. »Später«, flüsterte er. »Nicht hier.«
    »Bist du sicher … ich meine … kann es nicht einen Fehler gegeben haben …«
    »Ich habe ein Bild der Szene«, sagte er leise und schüttelte leicht den Kopf.
    Lila schluckte schwer. »Kann ich es sehen?«
    Der Feenmann trat einen Schritt zurück.
    Sie streckte die Hand aus. »Ich meine es ernst. Ich komme damit klar. Ich muss es sehen. Ich habe im Moment ungefähr dreißig Vendettas gegen mich laufen, und ich will wissen …«
    »Das ist vielleicht keine so gute Idee«, sagte er. »Glaubst du nicht…«
    »Zeig es mir«, verlangte Lila und verlor vollständig die Geduld. »Ich habe ein Recht, es zu wissen!«
    »Und meine Aufgabe ist es, dich im Moment zu beschützen«, antwortete Malachi, höflich, aber unerschütterlich, das Kinn entschlossen gesenkt. »Du wirst es erfahren, wenn die Zeit gekommen ist.«
    Er hat r …,  setzte Tath an.
    Du bist still, fauchte Lila innerlich. Sie streckte die eine Hand weiterhin aus und ballte die andere zu einer Faust. »Gib mir alles, was du hast, Partner.«
    Malachi erkannte den Ballast des letzten Wortes, denn er zuckte zusammen. Dann rang er deutlich sichtbar einen Augenblick mit seinem Gewissen, bevor er in die Innentasche griff

Weitere Kostenlose Bücher