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Lila Black 02 - Unter Strom

Lila Black 02 - Unter Strom

Titel: Lila Black 02 - Unter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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konnte sie die Rundung des weißen Flügels sehen, auf dem ihre Schwester gespielt hatte, bedeckt mit Familienfotos in silbernen Rahmen, die immer zu klirren anfingen, wenn jemand das hohe F spielte. Sie waren verstaubt.
    »Wie bist du so schnell dorthin gekommen?« Lilas Stimme klang nicht wie ihre eigene. Sie bemerkte kaum, dass sie sprach.
    »Das bin ich nicht. Ich habe das Bild von Delaware bekommen. Eine Nachbarin rief die Polizei. Sie hörte Schreie.«
    »So ein Glück …«, sagte Lila, ohne nachzudenken, und erinnerte sich dann daran, dass es eine neue Nachbarschaft gewesen war, nicht die alte.
    Malachi runzelte verständnislos die Stirn.
    Lila wurde sich einer Kälte in ihrer Brust bewusst. Tath?
    Ich kann nicht entscheiden, welche von zwei Möglichkeiten die richtige ist,  sagte er ruhig und vorsichtig. Entweder wurden ihre Seelen von einem Nekromanten aufgesaugt, oder die Nächtlichen oder ähnliche Kreaturen haben sie verspeist. Ich habe diesen Petite Mort oft gesehen, aber ohne genauere Untersuchung kann ich den Grund nicht erkennen.
    Petite Mort?
    Der kleine Tod. So bezeichnet man die, die aus der Zeit genommen wurden. Wenn man in seinem Körper eines natürlichen Todes stirbt, dann ist dies der Grande Mort.
    Sie reichte das Berry zurück und drehte sich um. Sorcha starrte sie an. Die Diener waren weg, und alles war blitzeblank. Lila wurde von grimmiger Entschlossenheit erfüllt.
    »Sorcha«, sagte sie. »Ich muss nach Hause.«
    »Ich …«, setzte die Dämonin an.
    Lila unterbrach sie: »Wenn du bitte alle meine Duellaufforderungen aufbewahren würdest und Bescheid gibst, dass ich mich verspäte, und eine Ablehnung für alle Heiratsanträge und Geschäftspläne rausschicken würdest, während ich weg bin, wäre ich dir sehr zu Dank verpflichtet. Ich werde dir etwas Geld für die Boten und die Opfer und all die anderen Sachen hierlassen, die du dafür brauchst. Also, ich verstehe natürlich, dass ich mich um den Mantel der Vergeltung für Adai kümmern muss, und ich schicke dir die entsprechende Nachricht, sobald ich herausgefunden habe, wer es getan hat. Ich glaube, damit müsste deine Schuld ihrer Familie gegenüber abgegolten sein.«
    Sorcha nickte mit ernstem Gesicht und folgte Lilas Gemütsschwankung. »Ich werde auch die Hochzeitseinladungen rausschicken.«
    Lila runzelte die Stirn.
    Malachi stöhnte auf, als er die Fakten endlich zusammenfügte. »Aber natürlich. Li, du hast unabsichtlich den Mord an Zals Frau herbeigeführt. Du musst sie durch etwas Gleichwertiges ersetzen.«
    »Durch wen oder was?«, fragte Lila.
    Sorcha rollte mit den Augen, denn der kurze Moment rücksichtsvoller Geduld war vorüber. »Wirst du Rot oder Schwarz tragen?« Sie glomm auf, und träger roter Dampf stieg von ihr auf, während ihre Flamme in verschiedenen Rottönen aufflackerte.
    »Das kannst du entscheiden«, sagte Lila und ignorierte alles, was nicht wirklich wichtig war. Sie hatte nicht vor zu heiraten, aber darum konnte sie sich später kümmern.
    »Also Rot«, sagte Sorcha. »Es bringt ja nichts, das nur mit dem halben Arsch zu machen.« Sie sah zufrieden aus, und ihr Schwanz tanzte lebhaft über den Boden.
    Malachi war wohl zum gleichen Schluss gekommen. Er steckte das Berry in die Tasche. »Ich werde ein Taxi rufen, das uns zum Übergangspunkt bringt.«
    »Dieses Ding an meinem Handgelenk muss ab.« Lila hielt den Arm mit den Handschellen hoch. »Was kann ich da tun?«
    »Nichts.« Sorcha winkte ab. »Ich werde sie von der Situation in Kenntnis setzen, und sie werden dich auf Bewährung gehen lassen. Fünf Tage zur freien Verfügung.«
    Lila nickte ihr zu und sagte dann zu Malachi: »Gehen wir.«
    Er breitete die Flügel aus und stieg vom Boden auf. »Ich werde ein Auto besorgen.«
    Er verschwand in den Nachthimmel. Ein kleiner Kreis schwarzen Kohlenstaubs stieg dort auf, wo er gestanden hatte, und glitzerte kurz, bevor er zu nichts verblasste.
    Sorcha verzog darüber den Mund. »Vorwitzige Kreatur. Aber was soll man schon von Katzen erwarten? Sie müssen überall ihre Markierung hinterlassen. Wenigstens hat er nicht auf die Pflanzen gepisst.« Sie schaute zu Lila hoch. »Ich weiß nicht, wie man das in deiner Welt handhabt, aber wenn ein Dämon das getan hat, dann zahlen wir dafür. Wir zahlen immer für unsere Fehler, und wir halten uns immer an unseren Teil der Abmachung. Selbst wenn wir die Abmachung nicht geschlossen haben. Wir haben dazu ganz grundlegende Ansichten. Verstehst du? Adai – ich weiß,

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