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Lila Black 02 - Unter Strom

Lila Black 02 - Unter Strom

Titel: Lila Black 02 - Unter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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entdecken. Er kratzte sich am Kopf, der von der Hitze juckte, und blickte auf mehrere Haarsträhnen, die dabei an seiner Hand hängen blieben.
    »Strahlenkrankheit«, sagte er und verbreitete absichtlich nicht mehr Wissen darüber. Das war nicht sein Problem. Über dem pockennarbigen Land erschienen flirrende Urzahlen als Lichtbündel, die einen Moment auf gleißten und dann wieder verschwanden, so schnell, wie ein Gedanke verging. Vielleicht besaß Zoomenon Bereiche, in denen bestimmte Elementararten entstanden und starben, Ökosysteme … es passte zu seinem Pech, dass er etwas Nutzloses und Abstraktes und keine lodernde Plasmaader gefunden hatte. Er beschloss, dass er das Feld verlassen und weitergehen musste. Es war verlockend, sich einfach hinzulegen und zu sterben, aber das hätte die Vorhaben, die er noch hatte, ruiniert, und er hatte noch einige. Er stand auf und fiel prompt vornüber.
    Er war zu krank, um irgendwohin zu gehen. Aber er hatte eine Ressource, auch wenn er mittlerweile einigermaßen sicher war, dass er die in ihnen hinterlassene Nachricht auslöschte, wenn er die seit langem Toten verzehrte. Sein nächtliches Blut war nie stark genug gewesen, damit er die Toten erhalten konnte, wie es ein wirklicher Nächtlicher tat, indem er ihr Wissen in die eigene Erinnerung übernahm. Darum besaßen die Dunkelelfen keine schriftlichen Aufzeichnungen, und darum trieben die Lichten sich ihr ganzes Leben in Bibliotheken herum und vergaßen oder verloren dabei doch die wichtigen Sachen.
    Diese Erinnerung an seine jungen Jahre und die Verwunderung, die sein ungewöhnlich gutes Gedächtnis bei seinen Hütern hervorgerufen hatte, zauberten ein Lächeln auf seine Lippen. Er legte seinen Knochen beiseite – er wirkte wichtig – und kroch auf dem Bauch an eine andere Stelle, bevor er die Augen schloss und seinen ätherischen Körper das Notwendige suchen und in Nichts verwandeln ließ.
    Um sich daran zu hindern, zu sehr darüber nachzudenken, was er da tat oder was Lila wohl gerade tun mochte und wo, arbeitete er im Geiste an seinem Song. Zoomenon war nicht die richtige Atmosphäre für Disco. Selbst die Beats und die Melodie wollten zu einer formellen Schlichtheit zurückkehren, die ihn nie zuvor angezogen hatte; eine Drum, eine Stimme.
    Er wurde sich einer klopfenden Begleitung bewusst und blickte sich auf der Suche nach ihrer Quelle um. Herr Kopf schlug mit zwei Rippen auf einen kleinen Stein und folgte dabei Zals Vorgabe. Da ging ihm die völlige Absurdität der Szenerie auf, und er lachte lautlos, sein Körper erschauderte auf dem Boden, während das Ätherfeuer an den letzten Säften der vor langer Zeit Ermordeten saugte und heißer brannte. Er fühlte sich plötzlich viel besser und bemerkte das starke Gefühl der Sättigung mit Überraschung. In der Nähe seines Gesichts spürte er die sanfte Erschütterung, als Knochen in der plötzlichen Hitze aufbrachen. Er hob den Kopf und öffnete die Augen.
    Fast die Hälfte des Feldes stand in Flammen. Flammengeister – die Vorstufe der Elementarbildung – entstanden über den brennenden Knochen. Sie waren wenig mehr als Kerzenflammen, aber sie gesellten sich rasch der Feuersbrunst hinzu und trugen zu ihrer Hitze und ihrem Hunger bei. Während das Inferno zunahm, stiegen sie wieder auf, nun groß wie Fackelflammen, und sammelten sich zu Gruppen, bevor sie sich wieder hineinstürzten.
    »Heilige Scheiße«, flüsterte er. Alle Beweise zu verbrennen war nicht Teil seines Plans gewesen. Dann sah er auf die Flamme, die seinen Körper umgab, sein Andalun- Dämonenfeuer. Das normalerweise orangefarbene Glühen, die Flamme eines kreativen, unbeschwerten Individuums, hatte sich in ein intensives weiß-gelbes Brennen verwandelt, das eher mit einem stetigen, glutofenartigen Gleißen brannte als mit dem gewohnten teelichtartigen Flackern. Das erklärte das Gefühl der Begeisterung und der wütenden Macht. Auch die nagende Sorge, dass sein Andalun sich entzünden und sein Hirn und den ganzen Rest von ihm knusprig braten würde, wenn es noch mächtiger würde. Eigentlich war das Dämonenfeuer eine Energieform, keine heiße Flamme, die etwas in Brand stecken konnte. Es war ätherisches Plasma, keine brennende Materie. Aber die Feuerelementare hatten die ganze Sache im großen Maßstab verkompliziert. Sie waren anscheinend mit ätherischem Plasma und Elektronenplasma gleichermaßen glücklich und ernährten sich schamlos von beidem. Er konnte beide Sorten hier sehen, auch beide

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