Lila Black 02 - Unter Strom

Titel: Lila Black 02 - Unter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson

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dass du es nicht so wolltest. Ich bin nur sauer deswegen. Wenn du Hilfe brauchst, schick deinen Kobold. Sie sind nutzloser Dreck, aber in der Nachrichtenübermittlung sind sie gut.«
    Lila nickte. »Meiner sagt, er wäre ein Fürst der Hölle.«
    »Die alten Witze sind die besten.« Sorcha zuckte mit den Schultern. »Es wird schon wieder.«
    Lila vermutete, dass sie damit nicht den Kobold meinte. Sie versuchte ein tapferes Lächeln zustande zu bringen, aber sie scheiterte. Sorcha blaffte nach einem Diener und wies ihn an, Thingamajig zu holen. Ihr Gesicht war ungewohnt ernst, und Lila hoffte, dass sie diesen Ausdruck nie wieder bei ihr sehen würde, denn es war, als hätte sich ein sonniger Tag plötzlich in eine Schwertspitze verwandelt. Sie fixierte Lila mit einem stahlharten Blick.
    »Du bist jetzt eine von uns. Tu, was wir tun würden, oder sei verdammt.«
    Ohne nachzudenken, nur ihren Gefühlen folgend, fauchte Lila zurück: »Ich bin keine von euch, und ich tue, was ich will.«
    Sorcha funkelte sie an und brach dann in Gelächter aus.
    »Trotzdem«, sagte sie und hörte auf zu lachen, als ein Luftschiff aus der Nacht herabsank, dessen großer Ballon wie ein zweiter Mond ins Licht der Fackeln geriet.
    Es kam rasch näher und drückte mit dem Wind der Propeller alle Flammen zu flachen Lichtstreifen zusammen. Unter dem Ballon lehnte sich Malachi heraus, eine Hand auf dem Geländer, die andere nach Lila ausgestreckt.
    Das Luftschiff näherte sich mit einem Rauschen der Terrasse, und eine Strickleiter wurde klirrend von erfahrener Hand in Position gebracht. Die Leiter schimmerte etwas und wirkte sehr instabil, aber ein großer und kompetent wirkender Pavian kletterte rasch die Stufen herunter auf das Geländer des Balkons und knotete das Ende schneller mit einem Strick fest, als Lila gucken konnte.
    »Hopp, meine Dame«, nuschelte er mühsam an seinen großen gelben Hauern vorbei. »Wenn du dann bitte … Der Meister hat gelöhnt, und wir ham Eile. ’s Otopia-Tor schließt um Viertel vor.«
    Lila, in ihrem Innern wie versteinert, schwer und gefühllos, kletterte mithilfe der Leiter hinauf, setzte einen Fuß aufs Deck und ergriff Malachis Hand.
    Das Luftschiff kippte zur Seite und sank einige Meter ab, bis die Leiter horizontal zu ihm hing. Der Pavian hob die Augenbrauen, löste den Knoten, sprang zum Schiff hinüber, schoss mit einem Grunzen an ihnen vorbei und machte die Leinen klar.
    Der Pilot, ein affenköpfiger Humanoide, drehte das Steuerrad, und sie legten vom Ahriman-Haus ab. Lila schaute zurück. Das Haus wirkte aus der Luft sehr groß, mit so vielen Lichtern wie ein Bürokomplex, aber mit seltsamen, nicht menschlichen Formen.
    Farbige Banner hingen an den Außenwänden und wurden, während sie zusah, durch die weißen Fahnen der Trauer ersetzt. Im Dunkel der steinernen Verzierungen bewegten sich Schatten, die nicht zur eigentlichen Architektur gehörten.
    Malachi legte ihr die Hand auf die Schulter.
    »Wie lange werden wir brauchen?«, fragte sie.
    »Das Portal nach Otopia führt nach Bay City. Hast du weit davon entfernt gelebt?«
    »Eine halbe Stunde«, sagte sie.
    »Ich habe meinen Wagen dort, also zwanzig Minuten.«
    »Ich sollte meine Schwester anrufen.« Sie aktivierte die Verbindung zum otopischen Kommunikationsast, dann legte sie auf. Sie war seit Jahren weg. Was sollte sie sagen?

15


    Der Knochen gab seine Geheimnisse nicht preis. Als die Sonne aufging, saß Zal mit wachsenden Kopfschmerzen da und stieß die Luft durch die Lippen aus, das Seufzen des Besiegten. Der Rücken des Erdelementars trocknete wegen der Sonne, die darauffiel, und des Feuers von Zals Körper langsam aus. Regelmäßig rollte er sich zu einer Kugel zusammen und formte dann seine humanoide Gestalt neu.
    »Ich denke«, sagte Zal, »dass der mir bekannte Zauber zur Öffnung nicht der gleiche ist, der hier zur Versiegelung genutzt wurde. Das erscheint in Anbetracht des Alters sehr wahrscheinlich. Zauber verändern sich. Moden kommen und gehen. Das Wissen wandelt sich. Meist zum Schlechteren, auch wenn ich nicht weiß, warum …«
    Er hegte mittlerweile sehr positive Gefühle für den Knochen. Er hatte ihn so lange gehalten. Ein Husten unterbrach seine Rede – ein trockenes, kratzendes Husten, in dem Flammen kitzelten. »Wir müssen etwas trinken«, sagt er und sah sich um.
    Das Gebeinfeld war extrem trocken. Es gab hier keine Wasserelementare, tatsächlich konnte er bis auf den Erdelementar und sich selbst gar nichts