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Lila Black 02 - Unter Strom

Lila Black 02 - Unter Strom

Titel: Lila Black 02 - Unter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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Generation hervorgingen. Jetzt wollten sie ihn. Sie wollten Erkenntnis. Wollten Leben. Sie tauchten in sein Andalun ein und verließen es wieder, rissen sich entzückt los und nahmen dabei von seinem Geisterleib mit, was sie kriegen konnten. Ihr anwachsender Überlebensinstinkt ließ sie erkennen, dass sie genug Struktur ansammeln mussten, wenn sie überleben und nicht den schrecklichen Kräften des Zerfalls von Zoomenons Ätherfeldern zum Opfer fallen wollten.
    In einem Moment unglaublicher Klarheit erkannte er, dass nicht er es gewesen war, der in der Beziehung zwischen Elfen und Elementaren die Gegenseite ausgebeutet hatte. Was man immer für eine gegenseitige Anziehungskraft gehalten hatte, bestand aus Interesse und Gier aufseiten der Elfen und einer parasitären Notwendigkeit aufseiten der Elementare.
    Die Elfen hatten einen Vorsprung in Sachen Wissen und Komplexität. Die Elementare besaßen das Mojo. Die Geschwächten, die an Orten wie Otopia und in den anderen Reichen überlebten, konnte ein Wesen wie er mit Leichtigkeit unterjochen, aber hier, wo sie entstanden und aufstiegen und wo sie sich auflösten und starben … hier waren sie die Herrscher.
    In wenigen Minuten wären seine sich auflösenden nächtlichen Fähigkeiten Geschichte, weil sie ihn bei lebendigem Leib auffraßen, ihn geistlos zerstörten, da sie einen eigenen Verstand brauchten. Gleichzeitig wurde seine Macht durch ihre Kraft immer größer, die sie bei ihrem Aufenthalt in seinem Ätherleib abgaben. Es war wunderbar. Er öffnete seine Flügel, größer, breiter, kräftiger als jemals zuvor an einem anderen Ort. Feuer regnete aus dem trostlosen Himmel und von den Körpern auf ihn herab und nährte Hitze mit Hitze.
    Er umarmte die Feuersbrunst, und der Feuersturm umarmte ihn, und sie wurden eins.
    Dann passierte etwas in dem Chaos. Zal nahm wahr, dass viel mehr geschah, als er bewusst erkennen konnte. Aber die folgenden Dinge wurden ihm in etwa dieser Reihenfolge klar:
    Er brannte nicht mehr.
    Die Knochen wurden weißglühend.
    Alle Feuerelementare jeder Generation stiegen plötzlich wie ein aufgeschreckter Vogelschwarm auf. Sie sammelten sich schnell zu einer wirbelnden Wolke aus Lichtpunkten und flammenden Bällen mit rudimentären Gesichtszügen. Sie rasten umeinander in glühenden Bändern aus breiten Flammen, die alle Regenbogenfarben durchliefen, ein lautes Fauchen von sich gaben und einen Wind erzeugten, der über Zals Haut und den freigelegten Boden schmirgelte, durch sein zerbrechliches Andalun fegte und sich im Flug in Glasperlen verwandelte.
    Ein Fels ungefähr in der Größe eines Findlings rollte heran und hielt dort an, wo Herr Kopf zu stehen pflegte. Der terrakottafarbene Lehm, vermischt mit Schotter, bildete eine menschliche Form aus, etwa einen halben Meter größer als Zal. Unerwünschte Kiesel schoben sich aus der Haut, und gleichzeitig erschienen zwei dunkle Augen. Der Erdelementar drehte sich um und fing mechanisch damit an, die Knochen an den letzten unversehrten Stellen der Grube aufzusammeln. Er drückte die Knochen an seinen Körper und nahm sie in sich auf, steckte Armknochen in die Arme, die Beinknochen in die Beine und so weiter. Er bildete ein gewaltiges Maul aus und verschluckte einen halben Schädel. Herr Kopf nahm alles, was nicht brannte, in sich auf, sammelte Knochen ohne Zahl auf und machte dabei keinen Unterschied.
    Während Zal dies mit einer Verwunderung betrachtete, die kurz die diversen anderen Verwunderungen ausstach, kam das wirbelnde Kollektiv der Feuerelementare plötzlich zu einer Entscheidung, zog sich zusammen und flog mit der Kraft und Zielsicherheit einer Lenkrakete direkt auf ihn zu. Mehr schlecht als recht versuchte er auszuweichen. Er schlug mit den Flügeln, und die hoben ihn gerade rechtzeitig vom Boden, um von dem Schwarm genau mitten in die Brust getroffen zu werden. Sein Körper blieb unberührt, in einer anderen Dimension, aber sein Ätherleib – brennend, weiß, wütend, vom Überlebensinstinkt verzerrt – wehrte sich nicht. Stattdessen nahm er sie alle in sich auf und fraß sie.
    Zal öffnete den Mund zu einem Schrei, und mit dem Laut drang ein gewaltiger Feuerstrahl hinaus in die rasch zirkulierende Luft, in der sich Windgeister sammelten, angelockt von dem Aufruhr ihrer feurigen Cousins und dem Wetterumschwung. Der Feuerstrahl und der Schall des Schreis, der wilde elfische Ausdruck von Zals Überlebenswillen trafen Herrn Kopf mit ganzer Kraft. Alles wurde weiß, dann rot und dann

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