Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lila Black 02 - Unter Strom

Lila Black 02 - Unter Strom

Titel: Lila Black 02 - Unter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
Vom Netzwerk:
schwarz. Es war, so erkannte Zal, während er zusammenbrach, ein gewaltiges Elementarding, und es endete schön und bunt. Wenn alles hätte künstlerisch perfekt sein sollen, hätte er vielleicht angemerkt, dass die Balance nicht ganz stimmte und ein paar nebensächliche Kräfte fehlten, aber er war bereits ohnmächtig, bevor diese Idee zu einem Gedanken werden konnte.
     
    Er erwachte mit der stärksten Migräne aller Zeiten und einem Schmerz im Rückgrat, der so schlimm war, dass er es für gebrochen hielt. Er versuchte mit Inbrunst, wieder ohnmächtig zu werden, aber es klappte nicht. Er fühlte sich auch krank, und es gab eine Menge kleinerer Schmerzquellen wie brennenden Sand und Steine, darum nahm er an, dass er immer noch in Zoomenon war. Aber nicht tot. Erfolg! Dann übergab er sich.
    »Herr Kopf«, wimmerte er in den Boden hinein, als er fertig war. »Das ist alles sehr lehrreich, aber ich muss gestehen, dass dieses dauernde Sterbeszenario langsam langweilig wird. Es nimmt schon opernhafte Züge an.«
    Er blickte hoch. Auf dem zerwühlten Boden lagen keine Knochen mehr. Hier lag gar nichts mehr. Die Luft war abgestanden und regungslos. Er durchforstete sein Hirn, fand aber keine neuen Erinnerungen an irgendetwas Prähistorisches. Der Schmerz sorgte dafür, dass er eine Weile flach dalag, bis das Gefühl, von der Sonne verbrannt zu werden, überhandnahm. Der Boden war eine Wüste.
    Zal schlug matt mit der Hand auf den Boden. »Drinks! Schattige Palmen! Überteuerte Hotels und Einkaufszentren mit Klimaanlagen. Das fehlt hier!«
    Etwas Kaltes streifte ihn, und er erschauderte leicht. Dann tropfte aus dem Nichts ein Wasserrinnsal in seinen Nacken.
    Mühsam rollte er sich auf den Rücken. Ein vier Meter großer Terrakotta-Elf mit den Ausmaßen eines Schuppens stand über ihm, den Arm ausgestreckt, die Hand zur Faust geballt. Aus der Faust rann Wasser. Zal sah zu, wie die Tropfen seine Brust trafen. Er war nackt. Er besaß keinen wie auch immer gearteten Andalun- Leib und geriet für einen Augenblick in Panik, bis er versuchte, auf den Äther zuzugreifen, und eine gelbgrüne Flamme aus seinen Fingerspitzen lecken sah. Der Schmerz in seinem Rücken ließ nach, worüber er sehr glücklich war. Er sandte ein Dankgebet an die Wesenheit, die dies geschehen ließ, hielt seine Hände unter das schlammige Rinnsal, fing es auf und trank.
    Nach einer kurzen Weile fühlte er sich viel besser, konnte zu der mächtigen Gestalt aufsehen und es sich in ihrem gewaltigen Schatten etwas bequemer machen. Er schützte seine Augen mit der flachen Hand vor dem hellen Licht und betrachtete sie genauer.
    »Herr Kopf«, sagte er. »Also, ich glaube, du hast dich … weiterentwickelt.«
    Der Golem öffnete die Hand, und der Strom versiegte. Er sah wie ein nächtlicher Extrem-Bodybuilder aus, bestehend aus weichem, feuchtem Lehm. Er hatte sogar Haar, aber das bewegte sich in dicken Blöcken, während es auf seine massiven Schultern fiel. Er war nackt, genau wie Zal, hatte aber keine Geschlechtsteile oder Genitalöffnungen, nur eine glatte Oberfläche wie eine Actionfigur aus Plastik. Abgesehen davon waren die anderen Details hervorragend ausgebildet. Die Augen waren schräg gestellt, und er blinzelte sogar, obwohl sie nicht feucht waren. Aber in ihrem Zentrum ruhten dunkle, leere Punkte. Sehr tief. Während Zal sie betrachtete, kam es ihm so vor, als reichten sie in eine Dunkelheit, die mehr war als bloßer Schatten, und trotz der Hitze und der unbequemen Lage erschauderte er.
    Herr Kopf senkte den Arm und verlagerte sein Gewicht mit unendlicher Langsamkeit auf den anderen Fuß. Seine Ohren, nach hinten gerichtet und viel länger als normal, trugen keine schmalen Spitzen wie die Dars, sondern waren breiter und dünner mit gezackten Ecken. Sie waren keilförmig und wurden breiter, je weiter sie von seinem Kopf entfernt waren, wie die Wetterfahne eines dämonischen Lustboots, und viele Ringe hingen daran. Das hatte Zal bisher nur bei Elfen auf Bildern im Museum gesehen.
    »Kannst du sprechen?«
    Herr Kopf öffnete den Mund wie für eine zahnärztliche Untersuchung, und Stimmen kamen heraus. Es waren viele, weibliche und männliche, allesamt elfisch, aber sie sprachen eine Sprache, die Zal nicht sonderlich gut verstand, und so konnte er aus dem lauten Durcheinander nichts heraushören. Sie klangen ängstlich und verzweifelt, was Zal ein sehr ungutes Gefühl vermittelte.
    »Sehr gut, genug für heute«, sagte er lobend und schenkte Herrn Kopf

Weitere Kostenlose Bücher