Lila Black 03 - Elfentod
zusammen fassten. Wenn sie die Macht besitzt, dann nur innerhalb dieser Grenzen.«
»Was braucht es, um das Schloss zu öffnen?«
»Ich habe angenommen, dass dies Teil der Abläufe hier ist«, sagte Malachi. »Um Mitternacht des Sonnwendtages stirbt Jack an den Wirbelnden Steinen, und sie drehen sich, um in zwei Richtungen zu weisen, die Vergangenheit und die Zukunft …«
»Na gut, dann öffnen wir es nicht«, sagte Lila. »Es gibt andere Möglichkeiten. Können wir es vielleicht knacken?«
»Lila, du übersiehst das Offensichtliche«, sagte Malachi und blickte vielsagend auf ihren Hals.
Sie hob die Hand zu dem Anhänger. »Ich habe es schon versucht«, gab sie zu. »Aber nichts geschah.«
»Was meinst du damit, du hättest es versucht?«
»Ich habe daran gedacht, dass er seine Arbeit tun soll, aber er hat nichts gemacht. Ich habe ihn berührt, und…« Mit einem Mal kam sie sich sehr dumm vor. »So funktioniert er nicht, oder?«
»Er ist kein Paar roter Lackschuhe, Dorothy«, stimmte Thingamajig finster zu.
Lila stand unvermittelt auf und rieb die Hände am T-Shirt. Sie sah sich um, musterte den Boden, die Wände, das Dach. »Okay, Jack«, sagte sie. »Komm raus, komm raus, wo immer du steckst. Ich weiß, dass du irgendwo hier drin bist. Es hat Spaß gemacht, so zu tun, aber irgendetwas fehlt bei dieser Unterhaltung.« Sie bemerkte, dass sich der entspannte Malachi schlagartig versteifte. Auf Zal jedoch hatte es keinen Einfluss, er saß weiterhin abwartend da, die Arme um die angezogenen Knie gelegt. Der Kobold sprang wieder auf und wich noch weiter in das Feuer zurück.
»Ich glaube wirklich nicht, dass das eine gute Idee…«, presste Malachi mit Mühe an seinen großen Zähnen vorbei.
»Was?«, fragte sie wütend, richtete sich zur vollen Größe auf, die Schultern durchgedrückt. »Was ist keine gute Idee? Mit der einzigen Person zu sprechen, die uns hier rausholen kann? Ein Geheimnis bewahren zu wollen, wenn jedes Wort, verdammt noch mal sogar jeder Gedanke belauscht wird?« Sie wies mit wilden Gesten in den Raum und dann auf Zals Kopf. »Glaubst du, wir haben Geheimnisse? Glaubst du, sie sind irgendwas wert?« Sie drehte sich mit ausgebreiteten Armen im Kreis. »Komm schon, Jack, kommt alle herbei, gesellt euch zu uns. Nur noch ein paar Stunden bis Sonnenuntergang, wenige mehr bis Mitternacht. Es hat wohl keiner von uns etwas Besseres vor.«
Nachdem sie dies gerufen hatte, war es lange Zeit still, sodass es schon schien, als würde nichts passieren und keine Antwort erfolgen. Langsam entspannte sich Malachi wieder, der Kobold kniete sich hin. Zal betrachtete Lila unentwegt mit einem Ausdruck stummer Zuneigung. Lila behielt ihre herausfordernde Geste bei. Die Andeutung eines Geruchs von verbrannter Zitronenschale legte sich in die Luft.
Dann verschwamm alles um sie und erstrahlte in hellem Licht.
18
Die Welt drehte sich um jeden Punkt, an dem zwei Dinge zusammentrafen, wirbelte umher, bis etwas Neues getroffen wurde. Die einzigen Fixpunkte waren die tickend verstreichenden Sekunden, die sich in normalem Abstand aneinanderreihten. Alles andere lief aus der Bahn. Lila erkannte dies, doch nicht mit ihren Augen, für die alles nur verschwommenes Licht war. Sie sah die Magie, und sie wusste, dass sie eine exakte Wissenschaft war, von Vorsätzen und Mächten aktiviert, über die sie keine Kontrolle hatte. Sie sah, wie Jacks Wille Gestalt annahm, und erkannte, wie er sich auf Feenart aus beinahe formlosen Fäden spann.
Er war die neu erschaffene Höhle im Hügel, die schon immer dort gewesen war, der Junge, der in ihrem Eingang stand und der Sonne nachsah, die am Abend über den Rand der Welt glitt, am ersten Tag, an dem er allein war. Er war die angedeuteten Selbstzweifel seines Vaters, der Stolz seiner Mutter, die Befürchtungen und das Zögern jedes Mannes, jeder Frau und jedes Kindes in seinem Dorf und ihre nervöse und doch sichere Überzeugung, dass es besser … hoffentlich … vielleicht mehr gab, als sie mit ihren normalen Leibern sehen und hören konnten. Er war der Wind, der an den Läden zerrte, und der fallende, die Laute dämpfende Schnee, der Frost, der stillschweigend im Dunkeln tötet, die seltsame Beklemmung in der Brust, von der Schlafende des Nachts voller Angst und atemlos erwachen. Der Angstschrei, die eisige Berührung der düsteren Vorahnung, jede betrübliche Idee, jeder schlechte Gedanke, all das war Jack, der zusah, wie die Sonne für ihn unterging.
»Die
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