Lila Black 03 - Elfentod
Mädchen mit dem Kobold, den sie nicht loswird. Der uns ständig glauben machen will, sie hätte die Freiheit schon fast erreicht, und es dennoch immer wieder schafft, die eine Information zu verschweigen, mit der sie den Rest des Weges gehen könnte – was für ein selbstloser kleiner Kerl er doch ist. Wie gern sie an deine – sogar meine – Unschuld glauben möchte, als hegten wir gute Absichten und als wäre das alles, was zählt. Unser Zinnsoldat mit dem Brett vor dem Kopf. Komm schon, zeig uns, was du da verbirgst …«
Malachi, der bisher geschwiegen hatte, sprang mit einem Mal auf und knurrte Jack an. Er bleckte die weißen Zähne. Sofort kam Moguskul nach vorne gewankt. Binnen Augenblicken wälzten sich die beiden in einem Kampf über den Boden, bissen, schlugen mit den Pranken zu.
Zal hatte jedoch nur Augen für Lila, versuchte verzweifelt, sie zu berühren, konnte es aber nicht, auch nicht, als sie anfing, um Luft zu ringen und an ihrer Kehle und ihrer Brust kratzte. Sie fiel vornüber, stützte sich mit einer Hand ab, den Mund offen, während sie vergeblich versuchte, Luft zu holen. Die Augen waren aufgerissen, und ein perfektes Abbild des Feuers zeigte sich in ihrer Spiegeloberfläche. Ihr Röcheln wurde vom Fauchen und Brüllen der kämpfenden Tiere übertönt.
Dann befreite sich Malachi aus Moguskuls Griff und nahm eine unterwürfige Haltung ein, damit er Lila ansehen konnte, statt weiterkämpfen zu müssen. Der Bär stellte sich knurrend über ihn, aber der Konflikt war fürs Erste beigelegt.
»Was zur Hölle geht hier vor?«, rief der Kobold, dessen Neugier die Angst besiegte. Er tänzelte vorwärts und sah auf Lila. Dann blickte er zu Jack.
Der Junge saß mit einem selbstzufriedenen Lächeln da. Er hatte seine Schleuder abgelegt und hielt nun eine kleine, grob gefertigte Schale in der Hand, die wirkte, als sei sie von einem Schmiedlehrling aus einem Stück Metall gehämmert worden. Er rieb mit den Fingern über die Innenseite der Schale, murmelte leise vor sich hin und betrachtete sie mit einem amüsierten, wissenden Lächeln. Aus den Narben überall auf seinem Körper traten kleine Blutstropfen hervor.
»Was ist das?«, kreischte der Kobold. »Das ist die Schale deiner Frau … ah … oh … du hast sie ihr gestohlen …«
Jack hielt lange genug inne, um wütend zurückzuschreien: »Ich habe sie nicht gestohlen! Sie gehört mir. Gehörte immer schon mir!«
Lila atmete mit einem Mal ein.
Dann fand Jack die Beherrschung wieder und machte weiter. Er rieb das Blut von seiner Haut auf die Innenseite der Schale.
»Der Kessel …«, sagte Malachi mit nicht ganz menschlicher Stimme, die sich verzerrt und halberstickt aus seiner Tierkehle zwängte. »Ich dachte, so eine Magie gäbe es hier nicht mehr.«
»Ich habe ihn gefunden!«, rief Jack, lachte und stellte die kleine Schale ins Feuer, dann ließ er sich wie ein richtiges Kind auf den Hosenboden fallen. »Und auch wenn Mad sagt, es sei ihrer, sage ich, er gehört jetzt mir. Wer’s findet, darf’s behalten.«
Die Schale wuchs, als die Flammen sie erwärmten. Binnen einer Minute hatte sie einen Durchmesser von mehr als einem Meter und war mit einer trüben, zähen Flüssigkeit von unbestimmter Farbe gefüllt, die sich bewegte, als schwämmen lauter Fische darin.
»Kommt schon, alle!«, rief Jack den Gestalten hinter sich zu, als würde er bei einem Spiel einen Angriff befehlen. »Gebt euch Mühe. Wollt ihr nicht sehen, was dieser Betrüger bei seinem Spiel hier hereingeschmuggelt hat? Kommt schon, kommt schon! Zuerst die Erkenntnis, dann der Gewinn!«
»Naaaaaaaah!« Lila dachte, sie müsse sterben. Der Schmerz in ihrer Brust wurde unbeschreiblich schlimm. Sie nahm wahr, dass ihre Haut automatisch Sauerstoff in ihr Blut pumpte, aber nur, weil sie sich noch nicht fühlte, als würde sie ersticken, und weil die KI ihr diese Information eingab. Ansonsten spürte sie nur diese Pein, die sie zerriss, und die Hitze.
Was zur Hölle?, fragte sie Tath.
Die Zeit ist gekommen, sagte er. Zu dieser Zeit bin ich nicht tot.
Durch einen roten Schleier sah sie eine Gestalt aus dem Kessel treten. Es war ein junger, lichter Elf, und er war nackt. Das hochnäsige, fein geschnittene Gesicht war unverwechselbar: Es war Tath.
Sie fühlte ein grausiges Reißen, und dann war der Schmerz verschwunden. Der Elf machte einen unsicheren Schritt, dann richtete er sich überrascht und vor Kälte zitternd auf, wobei sein langes, fast weißes Haar ihm auf die
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