Lila Black 03 - Elfentod
ins Feenreich müssen, und dafür brauche ich all meine Körperteile. Wie ich schon sagte: Ich werde dein Hund sein. Ich kenne meinen Platz hier sowieso noch von meinem letzten Besuch«, sagte er, drehte sich um und setzte sich in einer Zen-Haltung, die völlige Ruhe ausstrahlte, auf die Stufen.
Auf der anderen Straßenseite versuchte Frau Pinkerstein, den völlig überdrehten Chihuahua unter Kontrolle zu kriegen. Das Gekläffe war nicht allzu laut, hatte aber eine irre, schrille, nervenzermürbende Tonlage. Teazle bellte. Er klang wie der Urvater aller Hunde, und der Chihuahua verstummte sofort, senkte den Kopf und klemmte den Schwanz zwischen die Beine.
»Danke der Nymphe von mir«, sagte er Lila, als sie sich umdrehte.
»Das mache ich«, sagte sie. Sie spähte über die flachen Hügel zur Autobahn hinüber, aber von dem Motorrad war nichts zu hören. Sie war so hungrig, dass ihr der Magen wehtat, also ging sie hinein.
»Nixas ist eine der besten Heilerinnen unter den Feen«, erklärte Malachi, als sie in der Küche ankam und einen Blick auf das warf, was einstmals eine recht gut eingerichtete, mittelgroße Küche im Quäkerstil gewesen war. Jetzt war es ein riesiger Raum mit professionellem Kochgerät, einer Speisekammer mit kavernenartigen Ausmaßen und einer gemauerten Feuerstelle, über der man einen Ochsen rösten könnte.
Um die Feuerstelle herum waren auf einer gekachelten Fläche Stühle und Decken verteilt, auf denen Feen sich ausruhten, aßen und rauchten. Viele nickten oder prosteten ihr zu, zwinkerten, lächelten oder winkten und verschwanden dann wieder.
»Nixas ist ein Spielertyp«, sagte Lila und sah Malachi offen an. »Ich hasse Spieler.« Sie ließ ihren Blick über die magische Erweiterung des Raumes schweifen, wusste nicht so recht, was sie davon halten sollte, und fragte sich, wo ihre Sachen abgeblieben waren.
Malachi zeigte wieder sein schmales, gleichmütiges Lächeln. »Oh, ich auch«, sagte er, und sie schüttelte den Kopf, lächelte und schlug ihm leicht auf die Schulter, denn es gab keinen größeren Spieler als Malachi. Er wies durch den Rauch und Dampf auf eine kleine, dickbäuchige Kreatur, die auf den Armen einer viel größeren Fee saß. Die Kleine schien mit einem Löffel in der einen und einem Krug in der anderen Hand einen Tanz aufzuführen. Die größere Fee lief umher und brachte sie geschickt von einem Ort zum anderen. Auf ihre Anweisungen hin hantierten fünf oder sechs andere mit Töpfen, Pfannen und Vorratsgläsern. Auf einem Tisch zwischen ihnen und der großen Feuerstelle mit den prasselnden Scheiten war ein unglaubliches Festmahl angerichtet, von dem Lila nur ein Drittel wiedererkannte. Es roch himmlisch.
»Ich dachte, du bist hungrig«, sagte sie, und ihr wurde selbst vor Hunger ganz schwindelig und übel.
»Mein Essen kommt gerade«, sagte er, und da trat auch schon ein kleines Heinzelmännchen mit einem Teller heran, auf dem ein Steak lag, dessen Ränder fast schwarz waren, in der Mitte aber noch so roh, dass Blut und Fett heraustropften. »Bitte entschuldige mich.«
Er nahm den Teller entgegen und stellte ihn auf den Boden. Dann bewegte er die Schultern, und plötzlich war aus dem großen, legeren Feenmann an ihrer Seite eine riesige, pantherartige Kreatur geworden. Er stand auf allen vieren, und Dunkelheit sammelte sich um ihn, während er seine Mahlzeit mit drei Bissen verspeiste und sich dann die Zeit nahm, sich zu setzen und die Lefzen zu lecken.
»Oh, Baghira«, sagte sie, nachdem sie die Überraschung über seine Verwandlung verwunden hatte. Er hatte sich in ihrem Beisein noch nie verwandelt. »Ich wusste gar nicht, dass du ein … na egal. Das ist kein richtiger Panther. Oder ein Puma. Zu viel … tatsächlich bist du eher …« Eine Katze. Er war eine Art Katze. Aber eine seltsame Art, die nicht aussah wie eine echte Katze. Sie wusste nicht, wie sie das auf freundliche Weise ausdrücken sollte.
Er bleckte unglaublich weiße Zähne und blinzelte zweimal mit den orangeroten Augen. Dann stand er auf und sagte: »Jetzt geht es mir besser. Wenn ich noch mehr von dem Honig- und Marmeladenzeug hätte verspeisen müssen, das wir in menschlicher Form essen, wäre mir übel geworden. Katzen brauchen Fleisch.«
»Seelennahrung«, sagte sie.
»Ganz genau.« Er stieß sie sanft mit der Schulter an. »Geht es dir gut?«
Er meinte seine Frage allumfassend. Geht es dir in jeder Beziehung gut?
»Überhaupt nicht«, sagte sie nachdrücklich. »Wo finde ich die
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