Liliane Susewind – Rückt dem Wolf nicht auf den Pelz! (German Edition)
Siedlungen weit entfernt ist, und wo selten Menschen hinkommen. Wenn Askan dahin gehen und dort bleiben würde, wäre er in Sicherheit.«
Lilli hörte Jesahja mit hochroten Wangen zu. »Eine sichere Zone!«
»So könnte man sagen.«
»Niemand dürfte je erfahren, dass er dort ist …«
»Ja. Er müsste sich für immer dort verstecken. Aber er würde zumindest nicht mehr fortgejagt werden!« Lilli drehte aufgeregt eine ihrer Locken um den Zeigefinger. »Aber wie soll Askan erfahren, dass es diesen sicheren Ort gibt und dass er dorthin muss?«
»Wir suchen ihn und zeigen ihm den Weg.«
»Wir?« Lillis Herz hämmerte nun schnell und laut gegen ihre Rippen. »Wir bringen ihn hin?«
»Genau.«
Eine Stunde später schlich Lilli sich aus dem Haus. Auf dem Wohnzimmertisch hatte sie einen kleinen Zettel hinterlassen. Darauf stand: »Jesahja und ich suchen Askan. Macht euch bitte keine Sorgen. Sobald wir ihn gefunden und gerettet haben, kommen wir wieder nach Hause.«
Ihre Mutter würde ausflippen, wenn sie das las, dessen war Lilli sich bewusst. Auch ihr Vater und ihre Oma würden böse sein, aber es ging nicht anders. Offenbar wollte sich keiner der Erwachsenen für den Wolf einsetzen, und das war einfach nicht fair! Askan hatte ihr Leben gerettet, und nun mussten sie ihn retten.
Mit Bonsai und Frau von Schmidt im Schlepptau verließ Lilli das Haus. Jesahja kletterte gerade aus dem alten gelben Auto ihres Vaters. »Hier!«, sagte er leise und schwenkte ein GPS-Gerät in der Luft. »Dieser Navi hier ist besser als der von meinen Eltern. Und der Akku ist voll!«
»Okay, dann nehmen wir den«, wisperte Lilli und guckte sich aufmerksam um. Das Wichtigste war nun, dass sie sich unbemerkt davonstahlen.
Gebückt schlichen sie durch die Büsche am Rande des Gartens der Susewinds, huschten über die Wiese vor dem Haus der Sturmwagners und kletterten über einen Zaun in den Garten der nächsten Nachbarn. Nachdem sie Bonsai und Frau von Schmidt ebenfalls über den Zaun gehoben hatten, lugten sie vorsichtig hinter einem Pfosten hervor auf die Straße.
»Vor eurem Tor stehen mehr Paparazzi denn je«, flüsterte Jesahja und betrachtete unwillig die Meute, die sich am anderen Ende der Straße vor dem Haus der Susewinds tummelte.
»Schnell«, sagte Lilli und eilte die Straße entlang. Kaum waren sie um die erste Ecke gebogen, begannen sie zu rennen. Zwei Straßen hinab, an ihrer Schule vorbei und einen kleinen Waldweg entlang, immer weiter rannten sie. Weder Bonsai noch Frau von Schmidt beschwerten sich über das Tempo. Anscheinend hatten die beiden verstanden, dass sie sich auf wichtiger Mission befanden.
Schließlich standen sie völlig außer Atem vor dem Jansenhof. Wolke Jansen, Lillis Freundin, kam ihnen wie verabredet entgegen. »Ich habe Merlin und Wayomi schon gesattelt«, sagte sie und zog Lilli und Jesahja zu den Ställen. »Wenn meine Mutter und Slavika rausbekommen, dass ich euch geholfen habe, kriege ich bestimmt mordsmäßigen Ärger«, befürchtete Wolke. Dennoch lächelte sie. »Am liebsten würde ich mitkommen. Aber keine Sorge, ich bleibe hier und decke euch.«
Lilli war froh, eine Freundin wie sie zu haben. »Danke, Wolke.«
»Gerne.«
Als sie den Stall betraten, hörte Lilli ein vertrautes Wiehern. »Lilli-i-i! Reiten wir jetzt?«, rief Merlin. »O ja! Lass uns einen spaßlustigen Sonderausritt machen! Den bestschönsten Ausritt aller Zeiten!«
Wayomi, die hellbraune Stute mit den vier weißen Fesseln, auf der Jesahja immer ritt, schnaubte ebenfalls freudig zur Begrüßung. »Hallo, Lilli! Hallo, Reitjunge!«
Lilli küsste den Schimmel auf die Stirn und streichelte Wayomis Flanke. »Wir haben einen ganz besonderen Ausritt mit euch vor.« Den wichtigsten Ausritt, den sie je unternommen hatten …
»Das ist ja wunderherrlich!«, sprudelte Merlin hervor. »Wann denn? Jetzt? Oder gleich?«
»Besser jetzt gleich!«, erwiderte Lilli lachend.
Kaum hatte sie das gesagt, knickten die beiden Pferde schon die Vorderbeine ein, um sie aufsteigen zu lassen. Das taten Merlin und Wayomi immer für sie, als besondere Freundschaftsgeste.
Lilli ließ Frau von Schmidt in ihre Satteltasche schlüpfen und sagte Bonsai, er solle neben Merlin herlaufen, da dem kleinen Hund auf dem Rücken eines Pferdes immer schlecht wurde.
Lilli und Jesahja stiegen auf. Inzwischen waren sie gute Reiter, daher hatten sie keine Bedenken bei ihrem gewagten Vorhaben. »Es geht los!« Lilli ritt mit Merlin aus dem Stall, Jesahja und
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