Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liliane Susewind – Schimpansen macht man nicht zum Affen (German Edition)

Liliane Susewind – Schimpansen macht man nicht zum Affen (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Schimpansen macht man nicht zum Affen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Stewner
Vom Netzwerk:
sich zwischendurch auch mal zu verkriechen«, flüsterte Lilli der Direktorin zu. »Ich glaube, wenn ihn die anderen Schimpansen oder die Zoobesucher ständig anstarren, fühlt er sich nicht wohl.«
    Frau Essig-Steinmeier zog die rechte Augenbraue in die Höhe. »Das ist ein guter Hinweis, Susewind.« Sie verschränkte die Hände auf dem Rücken und sagte: »Er bekommt ein Bettlaken! Unter dem Laken kann er sich jederzeit verstecken, wenn er will.« Sie schnippte mit den Fingern. »Landmann, bitte hol eins. Und bring gleich etwas Ordentliches zu fressen für den Schimpansen mit. Die Bananen, die hier für ihn liegen, sind ja noch ganz grün!«
    »Sofort, Oberst Essig … äh, ich meine, Frau Direktorin.« Finn lief rot an und verschwand.
    »Nun muss ich mich um einige wichtige Angelegenheiten kümmern«, erklärte Frau Essig-Steinmeier ungerührt. »Kommt ihr fürs Erste allein zurecht?«
    Lilli und Jesahja bejahten. Die Direktorin verabschiedete sich und marschierte mit großen, forschen Schritten davon.
    Armstrong hinkte unterdessen zu dem Bananenbüschel, das in einer Ecke des Geheges lag. Er schnüffelte an den Früchten, tippte prüfend mit dem Finger darauf und verzog unzufrieden das Gesicht. Dann nahm er das ganze Büschel und zog es hinter sich her. »Nane!«, rief er Lilli zu. »Hart!« Er riss eine Banane vom Büschel ab und streckte sie Lilli entgegen. »Du … Nane … weich!«
    Lilli nickte lächelnd und nahm die Banane. Sie musste sich diesmal gar nicht erst etwas Lustiges vorstellen, denn Armstrongs erwartungsvoller, beinahe ehrfürchtiger Gesichtsausdruck genügte, um sie zum Lachen zu bringen. Sofort verfärbte die Banane sich.
    Jesahja schnalzte anerkennend mit der Zunge. Gleichzeitig klatschte der Schimpanse grinsend in die Hände, schnappte sich die reife Frucht, brach sie mittendurch und matschte sich das Bananenfleisch in den Mund.
    Bevor Lilli erneut darüber nachdenken konnte, wie eigenartig Armstrongs Verhalten war, sagte Jesahja: »Das ist eine gute Gelegenheit, ihn zu fragen, wo er eigentlich herkommt und wie er im Park gelandet ist.«
    Der Affe schleckte nun genüsslich die Bananenschale ab, biss hinein und kaute mit skeptischer Miene darauf herum.
    Lilli pustete sich grinsend eine Locke aus der Stirn. »Ich weiß nicht, ob er sich schon so gut ausdrücken kann«, antwortete sie Jesahja. »Aber ich werde ihn fragen.« Sie nahm neben dem kleinen Schimpansen Platz. »Armstrong, kannst du mir erzählen, wo du früher gewesen bist, bevor wir uns kennengelernt haben?«
    Der Affe dachte nach und schluckte die Schale hinunter. »Bäume, viele. Loch … im Baum. Ich … weg.«
    Lilli beachtete Armstrongs Körpersprache ebenso sehr wie die Laute, die er hervorstieß. »Du hast dich im Park in einer Baumhöhle versteckt?« Nun war ihr klar, warum die Vögel ihn nicht gefunden hatten! »Und bevor du im Park gelebt hast? Wo warst du da?«
    Armstrong schaukelte vor und zurück. »Kasten. Dunkel. Ich … Angst.«
    »Was für ein Kasten? Bist du in einem dunklen Käfig gehalten worden?«
    Armstrong schaukelte schneller vor und zurück. Die Erinnerung schien ihm Angst zu machen. »Manchmal … ich draußen … bei Mann. Mann hat Futter.«
    »Was für ein Mann?«
    »Mann … groß. Kasten … klein.« Der Schimpanse begann zu hecheln. »Draußen … Haus … Wasser um Haus.«
    »Da war ein Wassergraben um das Haus? Oder ein Teich?«
    Armstrong schüttelte sich. »Tiere. Viele. Auch … Angst.«
    »Es gab noch andere Tiere? In anderen Käfigen?«
    »Tiere … nicht Haare.«
    »Tiere ohne Fell?«
    »Viele Beine … keine Beine«, antwortete Armstrong. Dann stand er jäh auf, humpelte zu einer Liane und zog sich mit den Armen daran hoch. Offenbar wollte er nicht weiter über dieses Thema reden. Lilli schaute ihm betreten nach. Hatte sie ihn mit ihren Fragen zu sehr bedrängt?
    »Was sagt er?«, fragte Jesahja.
    »Ich glaube, er wurde von einem Mann in einem kleinen, dunklen Käfig gehalten und nur selten rausgelassen und gefüttert«, fasste sie zusammen. »Um das Haus war offenbar ein Wassergraben oder so etwas, und es gab noch andere Tiere in kleinen Käfigen.«
    »Was für Tiere?«
    »Das weiß ich auch nicht.« Lilli kaute auf ihrer Unterlippe. »Tiere mit vielen Beinen und Tiere ohne Beine. Hmm …«
    »Spinnen und Schlangen?«
    Lilli schlug sich gegen die Stirn. »Natürlich! Das muss es sein!« Jesahjas Gehirn arbeitete einfach viel schneller als ihres.
    »Es könnten auch Schnecken oder Würmer sein.

Weitere Kostenlose Bücher