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Liliane Susewind - So springt man nicht mit Pferden um

Liliane Susewind - So springt man nicht mit Pferden um

Titel: Liliane Susewind - So springt man nicht mit Pferden um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Stewner
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hatte.
    »Schon okay«, japste der Winzling.
    »Ein solch taktloses Verhalten verbitte ich mir!« Frau von Schmidt stelzte zeternd auf sie zu. »Eine Persönlichkeit wie ich wird nicht einfach stehen gelassen!«
    »Bitte verzeihen Sie«, bat Lilli reumütig. »Es war alles so aufregend und …«
    »Papperlapapp!«, unterbrach die Katze sie säuerlich. »Ich wünsche augenblicklich auf eine der Laufherrschaften hinaufgehoben zu werden!«
    »Sie möchten reiten?«
    »Natürlich! Warum hätte ich mir sonst die Mühe gemacht, Ihnen zu folgen und mich dabei derart zu erhitzen?«
    Merlin fragte: »Sollen wir die Zwerge aufladen, Lilli?«
    »Also … ja, wenn das geht?« Lilli überlegte, und ihr Blick fiel auf die Taschen an Merlins Sattel. »Wir könnten …«
    Schon ging Merlin in die Knie.
    »Und … hopp!«, kläffte Bonsai ohne Umschweife und sprang an Merlin hoch. Lilli erwischte ihn am Nacken, zog ihn hinauf und öffnete eine der Satteltaschen. Bonsai war es gewöhnt, in Lillis Rucksack transportiert zu werden, wenn sie mit dem Rad fuhr. Daher zögerte er nicht und rutschte so weit in die Satteltasche hinein, bis nur noch sein Kopf herausguckte.
    Frau von Schmidt sprang währenddessen mit einem gewandten Satz auf Merlins Sattel, schaute sich kritisch um und verkündete: »Ich reise in der zweiten Sänfte.« Sie meinte die Satteltasche auf der anderen Seite des Sattels.
    »Selbstverständlich, Madame.« Lilli hielt die Tasche auf, damit die Katze hineinschlüpfen konnte.
    »Wir können nun aufbrechen«, teilte Frau von Schmidt mit und blickte erwartungsvoll umher.
    Merlin erhob sich. »Geht’s jetzt weiter? Ja?«
    »Ja, bitte!«, forderte Lilli ihn lächelnd auf, und der Schimmel setzte sich in Bewegung. Bonsai schnappte nach Luft. »Das Riesenzebra ist ein Fahrrad!«, krähte er. Frau von Schmidt stellte indessen fest, dass die Reise »überaus schunkelhaft« sei und dass nur gestandene Katzen von Welt eine solch halsbrecherische Unternehmung überstehen könnten.
    Sie ritten nun über ausgetretene Trampelpfade, kleine Lichtungen und dicht bewachsene Wege. Hin und wieder mussten sie sich ducken, um einem tief hängenden Ast auszuweichen, aber das machte das Ganze nur noch aufregender. Merlin erzählte Lilli währenddessen, wie gern er unterwegs war und was für ein »wunderprächtiger Ausritt« dies doch sei. Sie konnte ihm nur zustimmen.
    »Du weißt ja, ich bin das berühmtbeste Pferd der Welt«, plauderte Merlin schnaubend. »Andere Pferde springen nicht so famosartig wie ich. Keins! Das stimmt.«
    Lilli lächelte versonnen vor sich hin und hörte Merlin nur mit halbem Ohr zu.
    »Die anderen Pferde haben früher bei den Gegnertreffen oft die Barrikaden runtergerissen. Aber ich fast nie. Im Ernst! Ich fast nie. Deswegen bin ich ja so berühmt. Alle kennen mich. Wirklich. Das stimmt. Was …« Der Schimmel blieb unvermittelt stehen. Er schien irgendetwas entdeckt zu haben. »Oh! Das ist ja wunderherrlich. Ui-i-i! Ich zeige dir, was ich meine!« Er brach zur Seite aus. Lilli wusste kaum, wie ihr geschah. Merlin galoppierte los und stürmte auf eine Lichtung zu. Da erkannte Lilli, was sein Ziel war: ein dicker, umgestürzter Baum. Ein perfektes Hindernis.
    »Nicht so schnell!«, gellte Bonsai mit flatternden Ohren. Doch Lilli wusste, dass sie Merlin nicht würde stoppen können. Der Schimmel wollte springen. Und Lilli stellte fest, dass sie es ebenfalls wollte. Wie fühlte es sich wohl an, über den Baumstamm durch die Luft zu sausen?
    Sie kamen dem umgestürzten Baum immer näher. Lilli wappnete sich innerlich und rief Bonsai und Frau von Schmidt zu, sie sollten sich in die Taschen hineinducken. Die Katze gehorchte jedoch nicht, sondern streckte den Kopf noch weiter heraus und maunzte verzückt: »Einfach atemberaubend!«
    Instinktiv lehnte Lilli sich nach vorn, und als Merlin sprang, warf sie sich mit ihrem ganzen Körper in die Bewegung hinein. Es fühlte sich an wie Fliegen. Für einen Augenblick dachte Lilli, sie habe Flügel und tanze schwerelos im Wind.
    Als Merlin wieder auf dem Boden aufsetzte, musste sie sich zwar an seinem Hals festklammern, um nicht hinunterzufallen, aber das schmälerte ihr Hochgefühl nicht im Mindesten. »Wir sind gesprungen!«, schrie sie begeistert.
    »Ja-a-a! Oh, ja! Ich kann es noch!«, johlte Merlin. »Ich bin immer noch das berühmtbeste Pferd der Welt! Im Ernst! Das stimmt!« Er schüttelte aufgekratzt die grauweiße Mähne.
    Lilli hörte Bonsai jaulen: »Mir ist

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