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Liliane Susewind - So springt man nicht mit Pferden um

Liliane Susewind - So springt man nicht mit Pferden um

Titel: Liliane Susewind - So springt man nicht mit Pferden um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Stewner
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aufgeregt. »Das machen wir zur Muskelauflockerung …«
    »Das gibt’s ja gar nicht!« Slavika lachte erstaunt. »Stimmt es also wirklich? Du bist eine Tierflüsterin?«
    Lilli legte den Kopf schief. Das war ein seltsames Wort.
    Tom kratzte sich verlegen am Kinn. »Tja, Wölkchen, dann tut es mir leid, dass ich dir nicht geglaubt habe.«
    »Schon gut«, wehrte Wolke ab und schien vor Stolz beinahe zu platzen.
    »Also, ich wäre dann so weit«, bemerkte Merlin und stieß Lilli sanft an. »Meinetwegen könnten wir los.«
    »Es dauert bestimmt nicht mehr lange«, beruhigte Lilli ihn lachend.
    Wolke klatschte in die Hände. »Ja! Lasst uns nicht länger hier rumstehen! Komm, Jesahja, holen wir Darling und Wayomi.« Wolke zog Jesahja mit sich fort. Lilli blieb bei den anderen stehen, denn Merlin war bereits gesattelt. Plötzlich prustete er: »Oh! Lecker!«, und biss in ein frisches Grasbüschel, das gerade zwischen Lillis Füßen gewachsen war. In der Mitte prangte eine gelbe Löwenzahnblüte. »So was habe ich lange nicht mehr gefressen!«
    Lilli überkam es heiß und kalt zugleich.
    »Komisch,« bemerkte Tom kurz darauf. »Ich könnte schwören, das Grasbüschel war eben noch nicht da.«
    »Ja, wirklich komisch«, stimmte Annabell zu. »Auf der Südweide gibt es auch einen grünen … Klecks. Zwischen dem verdorrten Gras ist eine grüne Stelle mit Wiesenblumen gewachsen.«
    »Ja, die hab ich auch gesehen!«, fiel Tom ein.
    Slavika seufzte. »Das wird unser Problem allerdings nicht beheben. Wenn es nicht bald regnet, haben die Pferde auf den Koppeln nichts mehr zu grasen, und wir müssen sie mit teurem Futter füttern – für das wir kein Geld haben.«
    Tom senkte den Kopf. Es schien ihm peinlich zu sein, dass seine Mutter vor Lilli so offen darüber sprach.
    Zum Glück kamen Jesahja und Wolke rasch mit ihren Pferden zurück. Als Darling und Wayomi Lilli sahen, trabten sie im Eilschritt herbei, drängten sich an sie heran und schnupperten an ihr. »Pferdemädchen!«, grüßte Darling. »Ich sage Hallo.« Wayomi knabberte an Lillis Ohr. Lilli hätte beinahe gekichert, aber sie riss sich zusammen. Das Grasbüschel durfte auf keinen Fall weiterwachsen!
    »Also, jetzt könnten wir doch eigentlich loslegen …«, schnaubte Merlin. »Ich komme einfach schon mal runter, ja?« Schon kniete er sich vor Lilli.
    »Mama! Guck dir das an!«, rief Wolke. Doch sie musste ihre Mutter gar nicht erst dazu auffordern. Annabell, Slavika und Tom verfolgten mit staunenden Gesichtern, wie nun auch Darling und Wayomi vor den Kindern in die Knie gingen.
    »Das ist echt abgefahren …«, murmelte Tom.
    Lilli verlor keine weitere Zeit und kletterte auf den Sattel. Jesahja und Wolke stiegen ebenfalls auf, und gleich darauf standen alle drei Pferde wieder aufrecht.
    »Wir reiten ein bisschen durch den Wald, Mama«, erklärte Wolke. »Okay?« Annabell nickte geistesabwesend.
    Lilli setzte die Reiterkappe auf, die Wolke ihr reichte, und dann flüsterte sie Merlin ins Ohr: »Na, los! Lauf!«
    »Juhu-u-u!«, wieherte Merlin, setzte sich jählings in Bewegung und preschte schon im nächsten Augenblick den Weg hinunter. Lilli hielt sich fest und lehnte sich nach vorn. Der Wind pfiff ihr um die Ohren, und die Landschaft zog im Blitztempo an ihr vorüber. Wie am Tag zuvor fühlte Lilli sich leicht und frei, als wäre sie dafür geboren, auf einem Pferderücken zu sitzen. Sie konnte nicht anders und jauchzte laut auf. »Jippi-i-ieh!!«, fiel Merlin in ihren Freudenschrei ein und sauste wie ein Pfeil über den Weg.
    Da fiel Lilli auf, dass Wolke und Jesahja weit hinter ihnen zurückblieben. Sie rief Merlin zu, er solle langsamer laufen, und der Schimmel verfiel widerstrebend in einen langsamen Trab. Kurz darauf holten die beiden sie ein.
    »Du bist abgezischt wie eine Rakete! Respekt!«, rief Jesahja. »Aber ich lass es lieber langsam angehen.« Er lächelte schräg, und Lilli nickte.
    Im Schritttempo ritten sie nun einen Feldweg entlang, der in den Wald hineinführte. Da hörte Lilli plötzlich eine Stimme rufen: »Lilli! Das ist unfair! Ich kann nicht so schnell rennen wie die Riesenzebras!«
    Lilli überkam es wie eine kalte Dusche. »Bonsai!«
    Der kleine weiße Hund schoss mit weit heraushängender Zunge über den Weg heran. Ein Stück hinter ihm folgte Frau von Schmidt mit verärgerter Miene.
    »Wir haben die Tiere vergessen!«, stieß Lilli hervor. »Tut mir leid, Bonsai!«, sagte sie schuldbewusst, sobald der kleine Hund sie eingeholt

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