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Liliane Susewind - So springt man nicht mit Pferden um

Liliane Susewind - So springt man nicht mit Pferden um

Titel: Liliane Susewind - So springt man nicht mit Pferden um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Stewner
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schlecht.«
    »Tut mir leid …«, begann Lilli, da kamen Wolke und Jesahja auf ihren Pferden heran. »Alles okay, Lilli?«, rief Wolke mit erschrockenem Gesicht.
    »Habt ihr das gesehen?«, sprudelte Lilli aufgeregt hervor. »Ich glaube, Merlins Bein behindert ihn gar nicht!«
    »Mein Bein?«, wiederholte Merlin. »Was soll denn mit meinem Bein nicht in Ordnung sein?«
    »Tut es dir denn nicht weh?«
    »Nein. Hat es früher mal. Aber schon lange nicht mehr.«
    Lilli übersetzte, und Wolkes Gesicht nahm einen sehr nachdenklichen Ausdruck an.
    »Vielleicht solltet ihr ihn öfter springen lassen!«, bemerkte Lilli atemlos. Als Merlin das hörte, verkündete er lautstark seine Zustimmung. Wolke versprach, mit Annabell und Slavika darüber zu sprechen. Lilli strahlte und übersetzte Merlin, was Wolke gesagt hatte. Der Schimmel jubelte: »Ja! Oh, ja!« Dann rannte er wieder los, steuerte in einem großen Bogen erneut auf den Baumstamm zu und flog ein zweites Mal über ihn hinweg. Lilli quietschte vor Vergnügen. Währenddessen übergab Bonsai sich in die Satteltasche.

Egobert
    Als sie wenig später auf den Reiterhof zurückkehrten, bemerkte Lilli einen Mann bei den Ställen. Er war mittleren Alters, hatte dünnes blondes Haar und ein verschlossenes, kantiges Gesicht. »Hallo Egobert!«, rief Wolke ihm zu, und der Mann grüßte knapp mit der Hand. Lilli erinnerte sich, dass Wolke diesen Namen schon einmal erwähnt hatte. Der Mann musste Storms Trainer sein!
    Lilli, Wolke und Jesahja stiegen von den durchgeschwitzten Pferden ab und führten sie zu den Ställen. Frau von Schmidt schaute mit würdevoller Miene aus ihrer Satteltasche heraus und murmelte, dass diese Art der Beförderung »wahrhaft königlich« sei. Bonsai hingegen war ihnen auf dem Rückweg zu Fuß nachgelaufen, da er nach Merlins zweitem Sprung keine Sekunde länger auf dem »Riesenfahrrad« hatte mitreiten wollen. Er watschelte nun müde hinter ihnen her, und Lilli dachte seufzend daran, dass sie die Satteltasche säubern musste.
    Da hörte sie plötzlich einen Schrei. Mit markerschütternder Stimme schrie jemand: »Nein! Geh weg!« Lilli konnte vor lauter Schreck nicht sagen, ob es ein Mensch oder ein Tier gewesen war. Bestürzt blickte sie sich um. Wolke und Jesahja trotteten erschöpft vor sich hin. Sie schienen nichts Beunruhigendes gehört zu haben.
    Da erklang der Schrei abermals. »Nein! Lass mich in Ruhe! Nei-i-in!« Lilli blieb wie angewurzelt stehen. Es war Storm! Sie erkannte die Wut in seiner Stimme wieder.
    »Was ist los?« Jesahja blieb ebenfalls stehen.
    »Das Wiehern …«, murmelte Lilli.
    Wolke antwortete: »Das ist wahrscheinlich Storm. Er regt sich immer so auf, wenn Egobert ihn aus dem Stall holt.« Sie fuhr sich mit dem Ärmel über die schweißnasse Stirn. »Storm ist ein richtiger Dickschädel und stellt sich am Anfang immer gern stur. Aber Egobert hat ihn gut im Griff. Nach einer Weile tut Storm jedes Mal genau das, was Egobert von ihm will. Er ist wirklich ein super Trainer.«
    Lilli bekam eine Gänsehaut, obwohl sie nicht genau wusste, warum.
    »Trainieren die beiden jetzt?«, fragte Jesahja.
    »Nein, Egobert will ihn bestimmt nur mit Wasser abspritzen, um ihn vom Staub zu befreien. Er trainiert Storm immer nur sehr früh morgens, im Morgengrauen, oder sehr spät abends, wenn es schon dunkel ist.« Als Lilli und Jesahja sie fragend ansahen, fügte Wolke hinzu: »Egobert hat uns erklärt, dass das für seine Trainingsmethode sehr wichtig ist.«
    »Was ist das für eine Methode?«
    Wolke zögerte. »Das kann ich gar nicht so genau sagen …«
    »Du weißt es nicht?«, fragte Jesahja erstaunt. »Hast du die beiden denn schon mal zusammen trainieren gesehen?«
    Wolke zögerte wieder, dann schüttelte sie den Kopf. »Nein. Aber ich bin mir sicher, dass Egobert ein sehr guter Trainer ist. Er hat schon viele Springturniere gewonnen. Er hat uns seine Medaillen gezeigt!«
    Jesahja runzelte die Stirn. Irgendetwas schien in seinem Kopf vorzugehen, und Lilli fragte sich, was es war.
    Sie brachten die Pferde in die Ställe, sattelten sie ab und rieben sie trocken. Frau von Schmidt und Bonsai machten es sich unterdessen im Heu gemütlich und schliefen auf der Stelle ein. Während Lilli Merlin den Rücken abrieb, schnaubte der Schimmel zufrieden vor sich hin und bedankte sich bei Lilli für das »glücksgrandiose Abenteuer«. Doch Lilli war mit den Gedanken bei Storm und Egobert. War der Hengst tatsächlich einfach nur störrisch?
    Als sie

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