Liliane Susewind - So springt man nicht mit Pferden um
lief aufgeregt hin und her. »Lilli hat das alles grünschön gemacht! Ich sag’s euch! Das stimmt!«
»Ach so! Danke, Lilli!«, johlten Zucker, Wayomi, Darling und Rasputin im Chor und machten sich begeistert über das Gras und die zarten Wiesenblumen her.
Die Susewinds und die Jansens schauten den Pferden mit glücklichen Gesichtern zu.
Nach einer Weile sagte Tom: »Ich hole Storm auf die andere Weide. Er freut sich bestimmt auch über das Gras.«
»Sei vorsichtig, Schatz!«, warnte ihn Slavika. »Er ist immer so wild, wenn man ihn führen will.«
Tom winkte ab. »Seit heute Morgen ist er eigentlich ganz friedlich.« Er warf Lilli einen vielsagenden Blick zu und eilte dann zu Storms Stall. Wenig später kamen Tom und der schöne schwarze Hengst den Pfad herauf. Storm schritt zwar nur langsam hinter Tom her, aber er schien nichts dagegen zu haben, dass der große Junge ihn am Halfter führte. Als der Hengst die grüne Koppel sah, schnaubte er überrascht. Tom klopfte ihm freundschaftlich auf die Flanke. »Das gefällt dir, was?« Er öffnete das Gatter, führte Storm auf die angrenzende Koppel und nahm ihm das Halfter ab. Der Hengst stolzierte anmutig über das frische Grün und schnupperte vorsichtig an den Halmen.
»Das war Lilli!«, krähte Merlin ihm über den Zaun hinweg zu. »Das hat alles Lilli gemacht!«
Storm hob den Kopf, und seine Augen suchten nach Lilli. Als sie sie fanden, starrte Storm sie einen Moment lang durchdringend an, dann wieherte er: »Danke, Menschenmädchen!«
Lilli lächelte zaghaft. Der schwarze Hengst verfiel in einen raschen Trab, lief quer über die Koppel und strich dabei immer wieder mit den Nüstern durch das frische Gras. Das schien ihm Spaß zu machen. Immer schneller wurde er, bis er wie ein Blitz über die blühende Weide galoppierte.
Tom pfiff durch die Zähne. »Seht euch das an!«, rief er.
Obwohl Merlin Tom nicht verstand, wieherte er einen Augenblick später genau das Gleiche. »Seht euch das an!« Der Schimmel stampfte mit den Hinterläufen auf. »Der Junge ist verdammt schnellflitzig. Se-e-ehr schnellflitzig.« Merlin wackelte beeindruckt mit dem Kopf. »Leute! Im Ernst. Guckt mal! Ich könnte schwören, dass dieser Junge auch das Zeug zum berühmtbesten Pferd der Welt hat.«
Merlins Zauber
»Wir haben uns etwas überlegt«, sagte Annabell zu Lilli, nachdem sie den Pferden einige Zeit lang dabei zugeschaut hatten, wie sie sich über das frische Gras freuten und unbeschwert umhertollten. »Wolke hat uns erzählt, dass Merlin und du gemeinsam über einen Baumstamm gesprungen seid …«
»Äh …« Lilli rang verlegen die Hände, da sie nicht wusste, ob es deswegen nun Ärger geben würde.
»Hat euch das Spaß gemacht?«, fragte Slavika.
»Ja, sehr …«
»Was?«, rief Lillis Mutter. »Das ist doch gefährlich!«
Wolke widersprach. »Lilli hat ein Naturtalent dafür!«
Frau Susewind stöhnte. »Na toll. Noch ein Naturtalent …«
»Wenn man nicht übermütig wird, ist es nicht so gefährlich.« Slavika hob beschwichtigend die Hände. »Tom hat früher auf seinem Pferd Nikolaus auch an kleineren Springreitturnieren teilgenommen. Da war er gerade mal elf Jahre alt …« Als Slavika bemerkte, dass das Gesicht ihres Sohnes bei ihren Worten einen traurigen Ausdruck annahm, verstummte sie.
»Lilli«, wandte Annabell sich nun wieder an sie. »Nachdem wir von Wolke gehört haben, was Merlin dir über seine Liebe zum Springen erzählt hat, haben wir sein Bein erneut von einem Arzt untersuchen lassen.«
»Und?« Lillis Augen wurden kugelrund.
»Erstaunlicherweise scheint seine Verletzung mittlerweile völlig ausgeheilt zu sein.«
»Ja!«, rief Lilli und machte einen kleinen Hüpfer.
Da kam Merlin zu ihr herübergetrabt. »Lilli-i-i!«, wieherte er. »Du bist wieder so fröhlich! Willst du noch mehr Gras machen?«
»Nein, ich freue mich nur, weil dein Bein wieder ganz gesund ist.«
Der Schimmel blickte verdutzt drein. »Klar ist es gesund. Hab ich dir doch gesagt!«
Lilli streichelte Merlin über das weiche Maul. Dann fiel ihr auf, dass Annabell und Slavika sie anschauten, als hätten sie ihr noch mehr zu sagen.
»Möchtest du gern mit Merlin trainieren?«, fragte Annabell im nächsten Augenblick auch schon.
»Was?« Lilli musste sich am Gatter festhalten.
»Ihr beide scheint ein gutes Team zu sein«, sagte Slavika. »Merlin ist zwar nicht mehr der Jüngste, aber es sieht aus, als stecke noch mehr Energie in ihm, als wir gedacht haben. Ihr könntet
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