Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lilien im Sommerwind

Lilien im Sommerwind

Titel: Lilien im Sommerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
Schlafen, dachte sie. Ihre Gedanken waren zu verletzlich, als dass sie sich hätte erlauben können, sich an ihn zu kuscheln.
    Sie schlüpfte aus dem Bett und schlich auf Zehenspitzen in die Küche. An der Spüle drehte sie den Wasserhahn auf, bis das Wasser eiskalt war, und füllte es in ein Glas.
    Der Traum hatte sie durstig gemacht und sie daran erinnert, dass sie besser nicht mit Kincade Lavelle .schlafen sollte.
    Seine Schwester war tot, und sie war zwar nicht verantwortlich dafür, aber sie hatte eine Verpflichtung. Das hatte sie immer schon so empfunden, und der Weg, den sie deswegen eingeschlagen hatte, hatte ihr sowohl große Freude als auch überwältigenden Kummer beschert. Damals hatte sie mit einem anderen Mann geschlafen, sich ihm aus sorgloser, unschuldiger Liebe hingegeben. Dann verlor sie ihn und schwor sich, sie würde nie wieder einen solchen Fehler machen und sich nie wieder verlieben.
    Und nun beging sie den Fehler doch wieder.
    Cade war ein Mann, in den sie sich verlieben konnte. Und wenn das erst einmal geschehen war, würde es alles verändern.
    Es durfte also nicht geschehen. Nicht noch einmal.
    Sie würde die körperliche Anziehung akzeptieren und auch mit ihm schlafen, aber sie würde ihre Gefühle unter Kontrolle halten. Schließlich hatte sie doch ihr ganzes Leben lang nichts anderes getan, oder?
    Liebe war gefährlich, unberechenbar. Irgendetwas Schreckliches lauerte immer in ihrem Schatten.
    Als Tory das Glas an die Lippen hob, hatte sie eine Vision. Im Schatten, dachte sie. Er wartet. Das Glas glitt ihr aus den Händen und zerschellte am Boden.
    »Tory?« Cade fuhr aus dem Schlaf, sprang aus dem Bett und stolperte im Dunkeln. Fluchend kam er in die Küche.
    Sie stand da im grellen Lampenlicht, hielt sich beide Hände an die Kehle und starrte auf das Fenster. »Da draußen ist jemand.«
    »Tory.« Er bemerkte die Glassplitter auf dem Boden. »Hast du dich geschnitten?«
    »Da draußen ist jemand«, wiederholte sie, und ihre Stimme klang wie die eines Kindes. »Er beobachtet mich.
    Aus der Dunkelheit. Er ist schon einmal hier gewesen. Und er wird wiederkommen.« Sie blickte Cade an, blickte durch ihn hindurch. Sie sah nur Schatten, Silhouetten. Und ihr war kalt.
    »Er muss mich töten. Es geht nicht um mich, aber er muss es tun, weil ich hier bin. Es ist meine Schuld, wirklich. Jeder weiß das. Wenn ich in jener Nacht bei ihr gewesen wäre, hätte er uns nur beobachtet. So wie sonst. Er hätte uns nur beobachtet und sich vorgestellt, er täte es und es sich mit der Hand gemacht, damit er sich wie ein Mann fühlen konnte.«
    Ihre Knie gaben nach, aber sie wehrte sich, als Cade sie hochhob. »Es geht mir gut. Ich muss mich nur kurz hinsetzen.«
    »Hinlegen«, korrigierte er sie. Er brachte sie wieder ins Bett und griff nach seiner Hose. »Du bleibst hier drin.«
    »Wohin gehst du?« Die plötzliche Angst davor, allein zu sein, ließ sie aufspringen.
    »Du hast gesagt, da draußen sei jemand. Ich sehe nach.«
    »Nein.« Auf einmal galt all ihre Angst ihm. »Du bist nicht an der Reihe.«
    »Was?«
    Sie hob beide Hände und sank zurück auf das Bett. »Es tut mir Leid. Ich bin ganz durcheinander. Er ist weg, Cade. Er ist nicht mehr da draußen. Er hat uns vorher beobachtet. Ich glaube, es war vorher. Als wir ...« Ihre Stimme zitterte. »Als wir uns geliebt haben.«
    Grimmig nickte Cade. »Ich sehe trotzdem nach.«
    »Du wirst ihn nicht finden«, murmelte sie, als Cade hinausging.
    Aber Cade wollte jemanden finden, mit den Fäusten auf ihn einschlagen und seine Wut an ihm auslassen. Er schaltete die Außenbeleuchtung ein und blickte sich um. Dann ging er zu seinem Pickup, holte eine Taschenlampe aus dem Werkzeugkasten und auch das Messer, das er dort verwahrte.
    Er ging um das Haus herum und leuchtete alles sorgfältig ab. Unter dem Schlafzimmerfenster, wo das Gras hoch stand, hockte er sich neben eine flachgetretene Stelle, an der sehr wohl jemand hätte gestanden haben können.
    »Bastard!«, zischte er, während seine Hand sich fester um den Griff des Messers schloss. Dann richtete er sich auf und marschierte in Richtung Sumpf.
    Am Rand blieb er stehen und rang mit sich. Er konnte jetzt weiter suchen und seine Wut abreagieren. Aber wenn er das tat, musste er Tory allein lassen.
    Also ging er zurück und legte die Taschenlampe und das Messer auf den Küchentisch.
    Tory saß im Bett und hatte die Fäuste auf die Knie gelegt. Als er hereinkam, hob sie den Kopf, sagte aber nichts.
    »Was wir

Weitere Kostenlose Bücher