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Lilien im Sommerwind

Lilien im Sommerwind

Titel: Lilien im Sommerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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ihr doch bitte meine besten Grüße aus.«
    »Ganz bestimmt.« Cade wies mit dem Strahl der Taschenlampe auf die Stelle vor dem Schlafzimmerfenster und wartete, während Carl D. sich den Flecken ansah.
    »Nun, hier könnte ganz gut ein Spanner gestanden haben. Könnte aber auch ein Tier gewesen sein.« Nachdenklich kaute er Kaugummi.
    »Das ist ein ruhiger Fleck, ziemlich weit von der Straße entfernt. Ich wüsste nicht, warum jemand hier herumschleichen sollte. Er ist wahrscheinlich drüben von der Straße gekommen oder durch den Sumpf. Haben Sie ihn gesehen?«
    »Nein, ich habe gar nichts gesehen. Nur Tory.«
    »Dann rede ich zuerst einmal mit ihr, und danach sehe ich mich um. Wer auch immer hier war, hat sich sowieso schon längst wieder davongemacht.«
    Carl erhob sich ächzend und ließ den Strahl seiner Taschenlampe über die Bäume am Rand des Sumpfes wandern. »Ja, das ist ein ruhiges Fleckchen hier. Ich möchte hier nicht wohnen. Wahrscheinlich hören Sie die ganze Nacht lang Frösche und Eulen und solches Getier.«
    »Daran gewöhnt man sich«, erwiderte Cade, während sie wieder zur Hintertür gingen. »Nach einer Weile hört man die Geräusche gar nicht mehr.«
    »Vermutlich. An die üblichen Geräusche gewöhnt man sich, aber etwas Ungewöhnliches schreckt einen natürlich sofort auf. Wollten Sie das sagen?«
    »Ja, wahrscheinlich. Aber ich habe nichts gehört.«
    »Ich habe einen leichten Schlaf. Ich wache schon beim kleinsten Geräusch auf. Aber meine Ida-Mae würde sich nicht rühren, wenn eine Bombe neben ihr hochginge.« Er trat blinzelnd in die hell erleuchtete Küche und nahm höflich seine Kappe ab. »Morgen, Miss Bodeen.«
    »Es tut mir Leid, dass Sie so früh aufstehen mussten, Chief Russ.«
    »Machen Sie sich darüber keine Gedanken. Rieche ich da Kaffee?«
    »Ja, ich habe gerade welchen gekocht. Ich gieße Ihnen eine Tasse ein.«
    »Danke. Ich habe gehört, die Eröffnung von Ihrem Laden war ein voller Erfolg. Meine Frau fand es großartig. Sie hat sich eins von den Windspielen gekauft und keine Ruhe gegeben, bis ich es endlich aufgehängt hatte. Es klingt hübsch.«
    »Ja, das tun sie. Wie möchten Sie Ihren Kaffee?«
    »Oh, ein halbes Pfund Zucker reicht.« Er zwinkerte ihr zu. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, setzen wir uns jetzt hierhin, und Sie erzählen mir von dem Spanner.«
    Tory warf Cade einen Blick zu. »Jemand war am Fenster, am Schlafzimmerfenster, als Cade und ich ...«
    Carl D. zog seinen Notizblock heraus und nahm einen der drei abgekauten Bleistifte aus seiner Tasche. »Ich weiß, dass das mächtig peinlich für Sie ist, Miz Bodeen. Versuchen Sie, sich zu entspannen. Haben Sie die Person am Fenster gesehen?«
    »Nein. Nein, nicht wirklich. Ich bin aufgewacht und in die Küche gegangen, um einen Schluck Wasser zu trinken. Während ich an der Spüle stand, sah ich ... Er hat das Haus beobachtet. Mich ... uns beobachtet. Er will nicht, dass ich hier bin. Es hat ihn aufgeschreckt, dass ich zurückgekommen bin.«
    »Wen?«
    »Es ist der gleiche Mann, der Hope Lavelle umgebracht hat.«
    Carl D. legte den Bleistift weg, schob den Kaugummi in seine Backentasche und trank einen Schluck Kaffee. »Woher wissen Sie das, Miz Bodeen?«
    Seine Stimme klingt ganz sanft, dachte sie, aber sein Blick ist der kühle, gleichgültige Blick eines Polizisten. Sie kannte Polizisten ganz genau. »Ich weiß es - genauso, wie ich wusste, wo Hope lag, nachdem sie umgebracht worden war. Sie waren auch da.« Tory war klar, dass ihre Stimme aggressiv klang, aber sie konnte es nicht ändern. »Sie waren damals noch nicht Chief.«
    »Nein, ich bin erst seit sechs Jahren im Amt. Das war damals Chief Täte. Er ist mittlerweile pensioniert und nach Naples in Florida gezogen. Hat sich ein Motorboot gekauft und angelt den ganzen Tag. Er hat schon immer gern geangelt.« Russ schwieg eine Weile lang. »Als die kleine Hope Lavelle ermordet wurde, war ich Polizist. Schreckliche Geschichte. Das Schlimmste, was jemals hier in der Gegend passiert ist. Chief Täte glaubte damals, ein Landstreicher habe das kleine Mädchen umgebracht. Und einen Gegenbeweis haben wir auch nie gefunden.«
    »Sie haben überhaupt nichts gefunden«, korrigierte ihn Tory. »Wer auch immer sie getötet hat, hat sie gekannt. Genauso, wie er mich und Sie und Cade kennt. Er kennt Progress. Und er kennt den Sumpf. Heute Nacht ist er an mein Fenster gekommen.«
    »Aber Sie haben ihn nicht gesehen.«
    »Nicht so, wie Sie es meinen.«
    Carl D. lehnte

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