Lilien im Sommerwind
aufgewachsen, haben eine Familie gegründet und unser Geschäft aufgebaut. Als sie starb, habe ich gedacht, dass sich damit das Thema Liebe für mich erledigt hatte. Doch dann habe ich Iris kennen gelernt, und, du lieber Himmel, sie gibt mir das Gefühl, wieder zwanzig zu sein!«
»Sie bringen ihre Augen zum Strahlen.«
Wieder wurde er rot, aber seine Mundwinkel verzogen sich zu einem schüchternen, erfreuten Lächeln. »Ja? Nun, ich bin gut mit den Händen.« Als Tory unwillkürlich auflachte, blickte Cecil sie mit großen Augen an. »Ich wollte sagen, ich bin handwerklich geschickt und repariere alles Mögliche im Haus.«
»Ich weiß, was Sie sagen wollten.«
»Und Stella, meine Frau, na ja, sie hat mich ganz gut erzogen. Ich achte darauf, dass ich keinen Schmutz ins Haus trage, wenn die Böden frisch gewischt sind, und ich werfe keine Handtücher auf den Boden. Ich kann ein bisschen kochen und ich habe ein bisschen Geld.«
Großmutter hat Recht, dachte Tory. Dieser Mann war ein Goldstück. »Cecil, bitten Sie mich etwa um meinen Segen?«
Er stieß die Luft aus. »Ich möchte Iris gern heiraten. Im Moment will sie noch nichts davon wissen. Ein störrischer Maulesel, diese Frau. Aber ich habe auch einen dicken Kopf. Ich wollte nur, dass Sie wissen, dass ich es ernst meine, dass meine Absichten ...«
»Ehrenhaft sind«, beendete Tory gerührt seinen Satz. »Ich bin auf Ihrer Seite.«
»Wirklich?« Er lehnte sich zurück und brachte dadurch die Schaukel zum Schwingen. »Das erleichtert mich sehr, Tory. Du lieber Himmel, ich bin froh, dass ich es ausgesprochen habe!« Kopfschüttelnd trank er noch einen Schluck Bier. »Meine Zunge ist schon ganz verknotet.«
»Sie haben es sehr gut gemacht, Cecil, Sie machen meine Gran glücklich.«
»Das möchte ich auch.« Jetzt fühlte er sich wieder wohl. Er legte den Arm über die Rückenlehne der Schaukel und blickte auf Iris' Garten. »Schöner Abend.«
»Ja. Ein sehr schöner Abend.«
Sie schlief tief und traumlos im Haus ihrer Großmutter.
»Mir wäre es am liebsten, wenn du noch ein oder zwei Tage bleiben würdest.«
»Ich muss los.«
Iris nickte und bemühte sich, ruhig zu bleiben, als Tory ihren Koffer zum Auto trug. »Ruf mich an, wenn du dich ein bisschen eingerichtet hast.«
»Ja, natürlich.«
»Und geh glei ch zu J. R., damit er und Boots dir weiterhelfen können.«
»Ich werde ihn besuchen, und auch Tante Boots und Wade.« Tory küsste ihre Großmutter auf beide Wangen. »Und jetzt hör auf, dir Sorgen zu machen.«
»Ich vermisse dich eben jetzt schon! Gib mir deine Hände.« Als Tory zögerte, ergriff Iris sie einfach. »Lass mich, Liebes.« Sie hielt Torys Hände fest, und ihre Augen verschleierten sich ein wenig, als sie sich konzentrierte.
Ihre seherische Gabe war nicht so ausgeprägt wie die ihrer Enkelin. Sie sah nur in Formen und Farben. Das schmutzige Grau der Sorge, das glänzende Rosa der Erregung, das stumpfe Blau des Kummers. Und durch alles hindurch leuchtete das dunkle, tiefe Rot der Liebe.
»Es wird dir gut gehen.« Iris drückte Torys Hände ein letztes Mal. »Ich bin hier, wenn du mich brauchst.«
»Das weiß ich doch.« Tory stieg ins Auto und holte tief Luft. »Sag ihnen nicht, wo ich bin, Gran.«
Iris schüttelte den Kopf. Sie wusste, dass Tory ihre Eltern meinte. »Nein, ich sage es nicht.«
»Ich liebe dich.« Als sie davonfuhr, blickte sie nicht mehr zurück.
Die Felder begannen sich zu wellen, sanfte Erdhügel, die mit dem ersten, zarten Grün bedeckt waren. Tory erkannte die Saaten wieder. Sojabohnen, Tabak, Baumwolle - die zarten Schösslinge bedeckten die braune Erde.
Sie hatte das Land vermisst.
Es hatte ihr nie so viel bedeutet wie manchen anderen Menschen. Sie arbeitete ab und zu ganz gern in einem Blumengarten, aber sie hatte nie das drängende Bedürfnis gehabt, Erde unter ihren Händen zu spüren, zu säen und zu ernten, das Wachstum zu beobachten.
Und doch liebte sie den Kreislauf, die Kontinuität, den Anblick der ordentlich abgeteilten Felder, auf denen die
Farmer arbeiteten, neben der üppigen Undurchdringlichkeit der flechtenbehangenen Eichenwälder, dem allgegenwärtigen Sumach, den dunklen Flüssen, die nie wirklich gezähmt werden konnten.
Überall roch es sehr intensiv nach Düngemittel und Sumpfwasser. Das ist viel eher der typische Duft des Südens als jede Magnolie, dachte sie. Das ist sein eigentliches Herz. Nicht nur die gepflegten Gärten mit den getrimmten Rasenflächen
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