Lilien im Sommerwind
etwas bittest.«
Tory sagte nichts, hielt aber ihre Hände fest verschränkt, ein sicheres Zeichen für Anspannung. Sie hatte die Wut in seiner Stimme gehört.
»Von hier aus gehen wir zu Fuß.«
Er hielt an und stieg aus dem Wagen. Zu beiden Seiten des Weges erstreckten sich die Baumwollfelder. Ihr süßer Duft erfüllte die Luft.
Verwirrt folgte sie ihm durch die Reihen. Die jungen Pflanzen streiften ihre Beine und erinnerten sie an ihre Kindheit.
»Es hat nicht viel geregnet«, sagte Cade. »Nicht viel, aber genug. Wir brauchen nicht so viel zusätzliche Bewässerung wie die anderen Farmen. Wenn der Boden nicht voller Chemikalien ist, speichert er das Wasser besser. Behandelt man ihn natürlich, dann gedeiht er auch. Wenn man jedoch versucht, ihn nach eigenen Erwartungen zu verändern, muss man sich immer mehr um ihn kümmern. In zwei Monaten werden die Kapseln aufplatzen.«
Cade hockte sich hin und hängte seine Sonnenbrille an sein Hemd, bevor er eine fest geschlossene Kapsel mit der Fingerspitze anhob. »Mein Vater hätte versucht, das Wachstum zu verlangsamen und hätte mit einem Entlaubungsmittel die Blätter abgetötet. Er wusste es nicht besser. So wurde es eben gemacht. Wenn man etwas anders macht, mögen die Leute das nicht besonders. Du musst dich ihnen beweisen. Du musst es wollen.« Er richtete sich wieder auf und sah sie an. »Wie viel muss ich dir beweisen, Tory?«
»Ich verstehe nicht, was du meinst.«
»Die meisten Leute haben dich auf eine bestimmte Art behandelt. Das kanntest du. So war es eben. Aber ich würde sagen, ich habe es anders gemacht.«
»Du bist wütend auf mich.«
»O ja, ich bin wütend auf dich. Dazu kommen wir noch. Aber im Moment frage ich dich, was du von mir willst. Einfach, was genau du von mir willst.«
»Ich will gar nichts, Cade.«
»Verdammt noch mal. Das ist die falsche Antwort.« Als er sich abwandte und wegging lief sie ihm nach.
»Warum ist sie falsch? Warum sollte ich etwas von dir wollen oder wollen, dass du irgendetwas anderes bist, wenn ich mit dir glücklicher bin als jemals zuvor in meinem Leben?«
Er blieb stehen und drehte sich zu ihr um. Die Sonne brannte gnadenlos auf die Felder herunter. »Das ist doch ein Anfang. Du sagst mir, ich mache dich glücklich. Aber jetzt sage ich dir einmal, was daran nicht stimmt. Ich möchte etwas von dir, aber es wird mit uns nicht funktionieren, wenn alles immer nur einseitig ist. Keiner von uns wird dabei lange glücklich bleiben.«
Der Schmerz schoss ihr bis ins Herz. »Du willst dich von mir trennen. Ich ...«Ihre Stimme brach. Tränen brannten in ihren Augen. »Du kannst nicht ...« Sie suchte nach Worten. »Es tut mir Leid.«
»Das sollte es auch, wenn du so etwas denkst.« Er kümmerte sich nicht um ihre Tränen und blickte sie mit zusammengekniffenen Augen an. »Ich habe dir gesagt, dass ich dich liebe. Glaubst du, das kann ich einfach so abstellen, nur weil du mir so viel Arbeit machst? Ich habe dich hierher gebracht, um dir zu zeigen, dass ich zu Ende bringe, was ich anfange, dass ich mich dem, was mir gehört, ganz hingebe. Du gehörst zu mir.« Er packte sie an den Armen und zog sie hoch. »Ich bin es leid, darauf zu warten, dass du dir endlich darüber klar wirst. Ich liebe, was mir gehört, Tory, aber ich erwarte etwas dafür. Ich habe dir gesagt, dass ich dich liebe. Gib mir etwas zurück.«
»Ich habe Angst vor dem, was ich für dich empfinde. Kannst du das verstehen?«
»Vielleicht, wenn du mir sagst, was du für mich empfindest.«
»Zu viel.« Sie schloss die Augen. »So viel, dass ich mir ein Leben ohne dich nicht mehr vorstellen kann. Ich will dich nicht brauchen.«
»Und natürlich ist es für jeden anderen leicht, jemanden zu brauchen. Zum Beispiel für mich, dich zu brauchen.« Er schüttelte sie und sie riss die Augen auf. »Ich liebe dich, Victoria, und das hat mir ein paar nicht sehr angenehme Momente bereitet.« Er küsste sie auf die Stirn. »Aber ich würde es nicht ändern wollen, selbst wenn ich es könnte.«
»Ich möchte ruhig damit umgehen können.« Sie legte ihre Wange an seine Brust und lächelte, als er seine Sonnenbrille abnahm und auf den Boden warf. »Ich möchte einfach normal damit umgehen können.«
»Wie kommst du auf die Idee, dass es normal ist, mit Liebe ruhig umzugehen? Ich fühle mich nicht ruhig.« Er strich ihr über die Haare. »Liebst du mich, Tory?«
Sie umschlang ihn fester. »Ja, ich glaube ...«
»Sag einfach nur ja.« Er zog an ihren Haaren, bis
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