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Lilien im Sommerwind

Lilien im Sommerwind

Titel: Lilien im Sommerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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so etwas gehört, aber ich habe es noch nie zuvor erlebt. Und ich werde es nie mehr vergessen.«
    »Du hättest sie in Ruhe lassen müssen. Du durftest sie nicht so missbrauchen.«
    »Du hast das Mädchen nicht gesehen, J. R., und ich hoffe bei Gott, dass du niemals einen Menschen sehen musst, dem so etwas angetan wurde. Denn dann würdest du mir jetzt nicht sagen, ich hätte kein Recht dazu gehabt, sie zu missbrauchen. Ich habe einen solchen Fall zum zweiten Mal in meinem Leben gesehen. Wenn wir Tory beim ersten Mal zugehört hätten, dann wäre es vielleicht nicht noch einmal passiert.«
    »Wovon, zum Teufel, redest du eigentlich? In Progress ist noch nie eine Frau vergewaltigt und ermordet worden.«
    »Nein. Beim ersten Mal war es ein Kind.« Carl D. sah, wie sich J. R.s Augen weiteten und alle Farbe aus seinem Gesicht wich. »Und beim ersten Mal war es auch nicht in der Stadt. Aber Tory war da. Genau wie jetzt. Und wenn sie mir sagt, dass die kleine Hope Lavelle und Sherry Bel- lows von ein und demselben Mann umgebracht worden sind, dann glaube ich ihr.«
    J.R.s Mund wurde trocken. »Hope Lavelle ist von irgendeinem Landstreicher umgebracht worden.«
    »So steht es im Polizeibericht. Und alle wollten es nur zu gern glauben. Chief Täte hat es geglaubt, und ich kann ihm keinen Vorwurf daraus machen. Aber nun kann ich nicht mehr daran glauben. Ich werde diesen Mord nicht irgendeinem Landstreicher anhängen. Es hat noch andere gegeben. Tory weiß davon. Das FBI auch, und sie kommen hierher. Sie werden ihn suchen, J. R., und sie werden mit Tory und ihrer Mama - deiner Schwester - reden. Und auch mit dir.«
    »Hannibal Bodeen.« J.R. stützte den Kopf auf die Hände. »Das wird Sarabeth umbringen. Es wird sie umbringen.« Er ließ die Hände sinken. »Er wird dorthin zurückgehen. Um Himmels willen, Carl D., er wird zu Sari gehen und ...«
    »Ich habe schon mit dem Sheriff dort geredet. Er hat einen Mann zur Beobachtung abgestellt, der ein Auge auf deine Schwester hat.«
    »Ich muss selbst hinfahren und sie überreden, mit mir zu kommen.«
    »Wenn es meine Schwester wäre, würde ich das auch tun. Ich fahre mit dir und regele die Sache mit der Polizei.«
    »Das kann ich schon allein.«
    »Darauf gehe ich jede Wette ein.« Carl D. nickte und begann, seine Sachen zusammenzupacken. Aus J. R.s Stimme hört er die Wut und die Vorbehalte heraus. Er hatte mit beidem gerechnet. Und auch damit, dass eine lebenslange Freundschaft durch seine Worte Schaden nehmen könnte.
    Er konnte nur abwarten und hoffen, dass sie wieder zu flicken war.
    »Dar auf gehe ich jede Wette ein, J. R.«, sagte er noch einmal. »Aber ich wollte sowieso hinfahren. Ich muss mit deiner Schwester reden, bevor die Leute vom FBI hier sind und mir alles aus der Hand nehmen.«
    »Kommst du als Polizist oder als mein Freund mit?«
    »Ich bin beides. Dein Freund schon eine ganze Weile länger, aber ich bin beides.« Er schult erte seine Angel und blickte J. R. an. »Und ich beabsichtige, beides zu bleiben. Wenn es dir nichts ausmacht, nehmen wir meinen Wagen. Dann geht es schneller.«
    J. R. kämpfte mit sich, doch dann schluckte er die Worte hinunter, die ihm auf der Zunge lagen. Er rang sich ein dünnes, humorloses Lächeln ab. »Es wird noch schneller gehen, wenn du die Sirene anmachst und endlich mal fährst wie ein Mann, statt wie eine alte Dame.«
    Erleichterung überflutete Carl D. »Könnte ich machen. Zumindest auf einem Teil der Strecke.«
     
    Cade bemühte sich, seinen Zorn im Zaum zu halten und auf seine Worte zu achten. Jedes Mal, wenn er daran dachte, in welche Gefahr sich seine Schwester und Tory am Abend zuvor begeben hatten, überfiel ihn die Wut.
    Vorträge, Drohungen oder Vorwürfe hätten seine Anspannung etwas gelindert, aber sie hätten ihm letztendlich nichts gebracht. Er war ein Mann, der genau wusste, in welche Richtung er wollte. Er musste sich nur noch den besten Weg dorthin überlegen.
    Geschwindigkeit spielte dabei keine Rolle, also ließ er sich Zeit.
    Cade hatte sich schon seit einiger Zeit keinen faulen Sonntagvormittag mehr gegönnt. Daher hielt er Tory erst einmal so lange wie möglich im Bett. Das tat auch ihm gut.
    Darm machte er Frühstück, weil er Hunger hatte und außerdem gemerkt hatte, dass Tory ein Frühstück schon für üppig hielt, wenn sie eine zweite Tasse Kaffee trank. Er sorgte dafür, dass sie sich nur über belanglose Dinge unterhielten. Bücher, Filme, Kunst. Glücklicherweise hatten sie den gleichen

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